Zum ersten Mal wollen einer Umfrage zufolge weniger als die Hälfte der Südkoreaner eine Wiedervereinigung mit dem kommunistischen Nordkorea. Nur noch 49 Prozent der Südkoreaner halten eine Wiedervereinigung für "notwendig", heißt es in der am Montag auf der Internetseite des "Korea Institute for National Unification" (KINU) veröffentlichten Umfrage. Das seien 3,8 Prozent weniger als im Vorjahr.
Mehrheit bevorzugt friedliche Koexistenz
Mehr als 63 Prozent stimmten demnach der Aussage zu, eine Vereinigung sei unnötig, "solange die beiden Koreas friedlich koexistieren können". Das sei der höchste Wert, seit das Institut diese Frage 2016 erstmals stellte. Die Ergebnisse deuteten auf eine Phase des strukturellen Wandels, "die über kurzfristige Schwankungen hinausgeht", heißt es in dem Bericht. Die Veränderung der Einstellung zur Wiedervereinigung sei generationsübergreifend zu beobachten.
Die Umfrage zur Wiedervereinigung der beiden koreanischen Staaten führt das KINU seit 2014 jährlich durch. Zwischen 10. Juli und 13. August 2025 wurden den Angaben zufolge 1.000 Menschen über 18 Jahren befragt.

"Nicht interessiert" am Nachbarn
Neben dem abnehmenden Interesse an einer Wiedervereinigung hat auch die Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegenüber Nordkorea selbst offenbar zugenommen. Auf die Frage "Wie sehr interessieren Sie sich für Nordkorea?" antworteten 68 Prozent der Befragten mit "nicht interessiert". Das sei der höchste Wert, seit die Frage erstmals 2015 gestellt worden sei.
Stark gestiegen ist seit 2021 die Ablehnung humanitärer Hilfe für die Landsleute in Nordkorea. Hätten 2021 knapp 27 Prozent humanitäre Hilfe abgelehnt, sei der Wert in der aktuellen Umfrage auf rund 40 Prozent gestiegen.