Für nachhaltiges Mini-Quartier fanden sich nicht genügend Käufer

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Bleibt vorerst eine Vision: Häuser aus einer Holz-Lehm-Stroh-Konstruktion. © Archiv

Es sollte ein nachhaltiges Mini-Quartier werden, das die Baubranche verändert: Aber es fanden sich nicht genügend Käufer.

Geretsried – Es sollte ein nachhaltiges Mini-Quartier werden, das die Baubranche verändert: Reihen- und Doppelhäuser aus einer Holz-Stroh-Lehm-Konstruktion wollte die Nalewo GmbH in Geretsried errichten. Doch daraus wird nichts. Die Gründe für das Aus erklärt Daniel Schmitt-Haverkamp auf Nachfrage unserer Zeitung.

Grundstück „ideal“ gewesen

Etwa 50 Grundstücke in der Region hatten sich Schmitt-Haverkamp und sein Geschäftspartner Philipp Wagner zusammen mit ihrem Team angeschaut. Das Areal an der Jahnstraße 78 in Geretsried wurde es schließlich. „Es ist ideal“, sagte Schmitt-Haverkamp vor gut zwei Jahren beim Redaktionsbesuch. Auf diesem Fleckchen Erde wollte das Duo die Welt ein bisschen besser machen.

Auszeichnung für Projekt

Das Besondere an den fünf Reihenhäusern und zwei Doppelhaushälften, die dort entstehen sollten: Die Gebäude hätten sich zurückbauen lassen, Lehm und Altholz hätte man wiederverwenden können, das Stroh wäre verrottet, so die Idee. Eine weitere Besonderheit laut Plan: die große Gemeinschaftsfläche, die von den späteren Bewohnern mitentwickelt werden sollte. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zeichnete das Projekt sogar aus (wir berichteten).

Noch sind die Ideen auf Papier: 2023 wollen Philipp Wagner (li.) und Daniel Schmitt-Haverkamp ein nachhaltiges Mini-
Quartier an der Jahnstraße errichten.
Der Plan: Bereits 2023 wollten Philipp Wagner (li.) und Daniel Schmitt-Haverkamp ein nachhaltiges Mini-Quartier an der Jahnstraße errichten. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Das Interesse an dem nachhaltigen Bauprojekt in Geretsried sei groß gewesen, versichert der Unternehmer. Sowohl innerhalb der Branche, als auch von der Käuferseite. Der Preis für ein Haus lag zwischen einer und eineinhalb Millionen Euro. Das sei ein „attraktiver“ Preis gewesen, findet der Unternehmer. Doch die Hochzinsphase für Kredite brachte den Vertrieb ins Stocken und sorgte für Verzögerungen. Der Unternehmer spricht von zwei Reservierungen für zwei Häuser, trotz der extrem hohen Zinsen zum damaligen Zeitpunkt. Doch die Mindestverkaufsquote sei nicht erreicht worden. „Es gab eine wahnsinnig gesunkene Nachfrage im ganzen Segment“, so seine Beobachtung. „Und unsere Kalkulation war nicht auf diesen extrem langen Zeitraum ausgelegt.“ Das Projekt rechnete sich nicht mehr. Damit habe man nicht gerechnet, räumt Schmitt-Haverkamp ein. Schweren Herzens verabschiedete man sich von „Alinea“, so hieß das Vorhaben.

Serielle Fertigung wäre möglich

Dreieinhalb Jahre habe man hart an dem innovativen Projekt gearbeitet. „Unser Ziel war es immer, einen nachhaltigeren Weg für den Hausbau zu finden und eine gute Alternative zu bieten“, sagt Daniel Schmitt-Haverkamp rückblickend. Über 500 Fachleute schauten dem Team bei der Planung digital über die Schulter und halfen, „Alinea“ noch weiter zu optimieren. „Ich glaube, wir haben eine saugute Lösung gefunden, dass wir eine serielle und modulare Fertigung von Holz-Stroh-Lehm-Häusern zeigen könnten“, ist der Unternehmer überzeugt. „Wir könnten gesunde, kreislauffähige und CO₂-positive Häuser bauen, die eine Konkurrenz zum konventionellen Bauen sein könnten.“

Nun müsse man sich „neu sortieren“ und abwarten, wie der Markt sich verändert und alternative Wege für das Grundstück suchen. „Ich als alter Gründer weiß ja auch, es geht immer ums Momentum, um den richtigen Zeitpunkt“, sagt Schmitt-Haverkamp, der das Putzmittel-Start-up Everdrop aus der Taufe hob. Andere Projektentwickler hätten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen gehabt. Nun bessere sich die Lage langsam.

nej

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