+++ Wahl-Reaktionen der Wirtschaft im Ticker +++ - Börsianer begrüßen Kanzler Merz mit Kursaufschlägen
„Wahlergebnis wird Erholungstendenzen der deutschen Konjunktur unterstützen“
8:55 Uhr: Der Chefvolkswirt der Deka-Bank, Ulrich Kater, sieht im Wahlausgang Chancen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland: „Das Wahlergebnis wird die ersten zarten Erholungstendenzen in der deutschen Konjunktur unterstützten. Aus Sicht von Wirtschaft und Kapitalmärkten ist es jetzt wichtig, schnell eine Regierung und ein Wirtschaftsprogramm aufzustellen, die den notwendigen Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft unterstützen und der Wirtschaft wieder mehr Freiraum für unternehmerische Entscheidungen geben. Verbesserte Angebotsbedingungen bei sozialer Absicherung, das könnte ein erfolgversprechendes Wirtschaftsrezept einer neuen Koalition sein.“
An den Aktienmärkten sei diese Perspektive in den Wochen vor der Wahl bereits eingepreist worden. Insofern felen die Kursreaktionen auf die Wahl nun eher moderat aus. „An den Anleihemärkten jedoch stehen die Zeichen auf eher sinkende Kurse. Denn die politischen Herausforderungen werden nur durch mehr Verschuldung umsetzbar sein. Hier heißt es, maßvoll zu bleiben, denn wer zu sehr auf eine Wirtschaftspolitik auf Pump setzt, der treibt die Zinsen nach oben.“
Franklin Templeton hofft auf „mehr finanzpolitischen Spielraum“
8.28 Uhr: Auch Matthias Hoppe, Portfoliomanager bei Franklin Templeton, äußert Hoffnungen auf eine Reform der Schuldenbremse: „Die von den Finanzmärkten, insbesondere von internationalen Anlegern, am sehnlichsten erwartete Reform ist die verfassungsmäßige Schuldenbremse, die die strukturellen Defizite der Zentralregierung auf 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) begrenzt.“ Die Hoffnung sei, dass die Reform der Schuldenbremse Deutschland in die Lage versetzen werde, die notwendigen Ausgaben zu tätigen, um auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückzukehren.
Hoppe warnt jedoch vor zu großem Optimismus. „Erstens könnten die Koalitionsverhandlungen viel Zeit in Anspruch nehmen. Zweitens wird die neue Regierung vor großen finanzpolitischen Herausforderungen stehen. Die aktuelle Finanzplanung für die nächste Legislaturperiode bis 2028 weist eine durchschnittliche Finanzierungslücke von bis zu 0,5 Prozent des BIP aus. Die Forderung nach einer beträchtlichen Erhöhung der Verteidigungsausgaben und neuen Infrastrukturinvestitionen erhöht den fiskalischen Druck zusätzlich.“
Es gebe im Wesentlichen drei Optionen, um den notwendigen finanzpolitischen Spielraum zu schaffen. „Die erste ist (...) die Reform der verfassungsmäßigen Schuldenbremse, wahrscheinlich durch eine gestaffelte Defizitregel, einen finanzpolitischen Mechanismus, der das zulässige Haushaltsdefizit auf der Grundlage bestimmter wirtschaftlicher Bedingungen oder Schwellenwerte anpasst. Zweitens, ein neuer außerbudgetärer Verteidigungsfonds, um die Militärausgaben über das derzeitige NATO-Ziel von 2 % des BIP hinaus zu erhöhen. Drittens: ein spezieller Infrastrukturinvestitionsfonds. Alle drei Optionen würden jedoch eine verfassungsmäßige Mehrheit erfordern.“
Kurs des Euro legt in der Wahlnacht deutlich zu
8.08 Uhr: Der Sieg der CDU/CSU unter Friedrich Merz ist offenbar gut für den Euro: Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung legte schon in der Wahlnacht deutlich zu, als sich die Aussicht auf eine Koalition mit der SPD, ohne weitere Partner, verfestigte. Hatte der Euro am Sonntagmittag noch bei 1,046 Dollar notiert, so stieg der Kurs bis kurz vor Mitternacht über 1,052 Dollar an. Derzeit notiert der Euro bei 1,0504 Dollar immer noch über der Marke von 1,05.