„Früher konntest du gleich den Bestatter bestellen“: Halbzeitbilanz der Nationalen Dekade gegen Krebs in Haag
Vier Redner versammelten sich am Dienstag in Haag um eine Halbzeitbilanz zur „Nationalen Dekade gegen Krebs“ zu ziehen. Neben diversen Hindernissen gab es dabei auch gute Nachrichten für Betroffene.
Haag - Gut 20 Gäste hatten sich am Dienstagabend im Restaurant Ampertal versammelt, als Benedikt Flexeder, Ortsvorsitzender der Haager CSU, die Podiumsdiskussion mit einer Frage eröffnete. „Wer war schon Mal von Krebs betroffen?“, wollte er wissen und ergänzte: „Also sowohl selber als auch im engeren Umfeld.“ Ungefähr die Hälfte der Hände schoss nach oben und zeigte damit ganz gut, warum ein solcher Abend wichtig ist.
Freisinger Verein betreut Betroffene
Um Krebs ging es dann auch in der Podiumsdiskussion, die von Flexeder moderiert wurde. Zu Gast waren MdB Erich Irlstorfer, Dr. Claudia Ivascu vom Gesundheitsunternehmen Roche, Markus Besseler, Geschäftsführer der Bayerischen Krebsgesellschaft, und Dr. Heino Pause, Vorsitzender der Freisinger Krebshilfe Maria und Christoph e.V.. Als Anlass diente die Halbzeit der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. Das Projekt wurde vor fünf Jahren von der damaligen Bundesregierung beschlossen, um den Kampf gegen die Volkskrankheit aufzunehmen. Das Ziel: Möglichst viele Krebserkrankungen sollen verhindert und das Leben der Betroffenen verbessert werden.
„Die Nationale Dekade gegen Krebs hat die Patientensicht in den Fokus gestellt“, erklärte Besseler. „Der Mensch interessiert sich immer mehr für seine Situation. Er nimmt die Diagnose nicht einfach hin, sondern möchte selber etwas tun“, schloss sich Irlstorfer an. Krebs, da waren sich alle einig, muss heutzutage keine Todesdiagnose mehr sein. „Das ist natürlich gut, bringt aber auch einige Herausforderungen mit sich“, so Besseler. Gemeint waren beispielsweise der Umgang mit starken Nebenwirkungen oder die Wiedereingliederung in den Alltag. Genau darum kümmert sich der Freisinger Verein „Krebshilfe Maria und Christoph“ von Dr. Heino Pause. Der Vorsitzende erklärte den Anwesenden seine Arbeit: „Neben Reha-Sport und Yoga bieten wir den Betroffenen beispielsweise auch eine Ernährungsberatung sowie psychologische Hilfe an.“ Besonders wichtig sei es dem Team, auch die Angehörigen der Erkrankten zu betreuen.
Ein Problem bei der Krebsbehandlung, hier waren sich die Redner erneut einig, könnte zukünftig der Datenschutz darstellen. „Häufig weiß aufgrund des Datenschutzes in den Krebszentren der eine Arzt nicht, was der andere Arzt macht“, erklärte Ivascu – eine Schwachstelle, an der man dringend arbeiten müsse. „Mir persönlich ist das Retten von Menschenleben wichtiger als das Schützen von Daten“, so Ivascu weiter. In dasselbe Horn blies Erich Irlstorfer: „Aus jahrzehntelanger Erfahrung kann ich sagen, dass es einem kranken Menschen absolut egal ist, was mit seinen Daten passiert. Der möchte einfach wieder gesund werden.“ Ein weiteres Hindernis sieht Pause im Personalmangel. „Haben wir in Zukunft überhaupt noch genügend Ärzte? Haben wir in Zukunft genügend Pflegepersonal?“, fragte er und ergänzte: „Diese Berufe werden nicht beliebter. Das ist ein Thema, das mich sehr bewegt.“
„Lassen Sie sich nicht unterkriegen“
Am Ende der zweistündigen Veranstaltung war es dann aber erneut Dr. Pause, der den Menschen noch etwas Positives mit auf den Weg geben wollte: „Früher konntest du bei einer Krebsdiagnose gleich den Bestatter bestellen. Das hat sich mittlerweile geändert. Wenn Sie also die Diagnose bekommen, lassen Sie sich nicht unterkriegen. Oftmals sind die Dinge nicht so schlimm wie sie erscheinen.“