Beklemmende Corona-Studie: Lebenserwartung ist durch das Virus weltweit gesunken

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Nichts hat die Lebenserwartung der Menschen in den vergangenen 50 Jahren so stark beeinflusst wie das Coronavirus. Das geht aus einer US-Studie hervor. Covid sei „zerstörerisch“, so das Fazit der Forschenden.

Washington DC– In den ersten beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 sank die weltweite Lebenserwartung um 1,6 Jahre – und kehrte damit einen historischen Trend um. Das ergab die Studie eines Forscherteams der University of Washington, die am Dienstag in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde. Die weltweite Sterberate stieg 2020 und 2021 um 5,1 Prozent an. Zuvor war sie fast 70 Jahre lang – zwischen 1950 und 2019 – zurückgegangen.

Studie: Corona-Pandemie hatte schwerwiegendere Folgen als Konflikte und Naturkatastrophen

Das Coronavirus hatte gravierende Folgen auf die Gesundheit der Menschen. „Für die Erwachsenen in aller Welt hatte die Corona-Pandemie schwerere Folgen als alle anderen Ereignisse in einem halben Jahrhundert, darunter Konflikte und Naturkatastrophen“, bilanzierte der Forscher Austin Schumacher, der federführend an der Studie beteiligt war. 84 Prozent der insgesamt 204 untersuchten Länder und Gebiete verzeichneten in den Corona-Jahren eine sinkende Lebenserwartung. Am stärksten sank die Lebenserwartung demnach in Mexiko-Stadt, Peru und Bolivien. Dies mache die „zerstörerischen“ Auswirkungen neuer Viren deutlich, so die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.

Coronavirus - Südkorea yongsan sicherheitsabstand covid pandemie
Menschen sitzen während der Corona-Pandemie mit einem Sicherheitsabstand auf Bänken (Yongsan, Südkorea, 21. September 2020). © picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Wire | Simon Shin

Besonders deutlich wurden die Folgen des Virus anhand der sogenannten Übersterblichkeit. Diese lag laut der Studie bei 15,9 Millionen Todesfälle –und damit um rund eine Million höher als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuvor vermutet hatte. Besonders gefährlich war das Virus vor allem für die alten oder vorerkrankten Teile der Bevölkerung. Bei Kindern unter fünf Jahren ging die Sterblichkeit dementsprechend auch während Corona zurück, wenn auch langsamer als in den Jahren zuvor. Die Menschheit müsse sich auf „die nächste Pandemie“ vorbereiten und „die großen Ungleichheiten zwischen den Ländern bei der Gesundheitsversorgung“ bekämpfen, mahnte Forscherin Hmwe Hmwe Kyu von der University of Washington, die an der Studie beteiligt war.

Über die Studie

Die Studie „Global age-sex-specific mortality, life expectancy, and population estimates in 204 countries and territories and 811 subnational locations, 1950–2021, and the impact of the COVID-19 pandemic“ der Autoren Austin E Schumacher, Hmwe Hmwe Kyu, Amirali Aali, Cristiana Abbafati et al. der University of Washington wurde von dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) ausgewertet und erschien am 11. März 2024 in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet. Insgesamt wurden 22.223 Datenquellen aus 204 Ländern und Gebieten untersucht.

Corona-Pandemie vergrößerte Unterschiede zwischen armen und reichen Ländern

Mittlerweile erreichten die weltweite Lebensbedingungen wieder das Niveau wie vor der Corona-Pandemie, wie ein Bericht über den Index für menschliche Entwicklung des UN-Entwicklungsprogramms UNDP zeigte. In der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung ging es um Lebensstandards, Lebenserwartung und Bildung. Allerdings habe die Pandemie den Abstand zwischen armen und reichen Ländern vergrößert, hieß es. „Was wir hier sehen ist, dass die ärmsten und verletzlichsten Schichten unserer Gesellschaft zurückgelassen werden“, sagte der für den Bericht zuständige UNDP-Vertreter Pedro Conceição. Mehr als die Hälfte der am wenigsten entwickelten Länder der Erde konnte sich demnach noch nicht von den Auswirkungen der Pandemie erholen.

Insgesamt gibt es trotz des Corona-Rückschlags aber einen positiven Trend: In den vergangenen 70 Jahren stieg die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit an. Während die Menschen im Jahr 1950 im globalen Schnitt 49 Jahre alt wurden, erreichten sie im Jahr 2021 das Durchschnittsalter von 72 Jahren. In Deutschland liegt die Lebenserwartung laut Statistischem Bundesamt aktuell bei 83,2 Jahren für Mädchen und 78,3 Jahre für Jungen. Und noch eine gute Nachricht: Die Impfung konnte die Folgen des Virus zumindest eindämmen. Laut einer Studie des Imperial College in London rettete die Covid-Imfpung weltweit allein in einem Jahr 20 Millionen Menschenleben. (bme mit dpa/AFP)

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