Nasa erhöht Einschlagwahrscheinlichkeit von Asteroid 2024 YR4 auf über drei Prozent

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Ein Asteroid rast auf die Erde zu. (Symbolbild) © IMAGO/Depositphotos

Der Asteroid 2024 YR4 wird weiter von Teleskopen beobachtet – dadurch steigt seine Einschlagwahrscheinlichkeit in bisher nicht gekannte Höhen.

Frankfurt – Es ist eine etwas paradoxe Situation: Ein Asteroid, der sich derzeit von der Erde entfernt, könnte sie im Jahr 2032 treffen – und die Wahrscheinlichkeit, dass das tatsächlich passiert, steigt. Während die Chance, dass der Asteroid 2024 YR4 im Dezember 2032 die Erde trifft, im Januar noch bei etwas mehr als einem Prozent lag, hat sie sich Anfang Februar verdoppelt. Seitdem pendelte der Wert um die zwei Prozent Einschlagwahrscheinlichkeit – mal etwas mehr, mal etwas weniger.

Asteroid 2024 YR4 hat laut Nasa und Esa die höchste Einschlagwahrscheinlichkeit

Doch das hat sich nun geändert. Die neuesten Daten, die das Center for Near Earth Object Studies (CNEOS) der US-Raumfahrtorganisation Nasa zum Asteroiden 2024 YR4 veröffentlicht hat, haben erstmals eine Drei vorne stehen. Auf 3,1 Prozent Wahrscheinlichkeit eines Asteroideneinschlags kommt die Nasa derzeit (Stand: 19. Februar 2025). Bei der Europäischen Raumfahrtorganisation Esa ist der Wert etwas geringer, liegt aber mittlerweile auch bei 2,8 Prozent.

Das heißt: Sowohl Nasa als auch Esa räumen dem Asteroiden derzeit die höchste jemals dagewesene Einschlagwahrscheinlichkeit ein. Bisher war der Asteroid Apophis der „Rekordhalter“, für den kurz nach seiner Entdeckung eine Wahrscheinlichkeit von 2,7 Prozent für einen Erdeinschlag berechnet wurde. Die Sorge löste sich jedoch bald in nichts auf, da weitere Beobachtungen die Wahrscheinlichkeit verringerten. Mittlerweile wurde der Asteroid ganz von den Risikolisten der Raumfahrtorganisationen genommen.

Einschlagwahrscheinlichkeit für Asteroid 2024 YR4 liegt bei über drei Prozent

Die gute Nachricht ist, dass der Asteroid mit einer Größe zwischen 40 und 90 Metern keine weltweiten Schäden anrichten kann. Trotzdem würde er bei einem Einschlag eine große Menge an Energie freisetzen und könnte damit eine ganze Stadt zerstören. Der Experte James O‘Donoghue von der University of Reading geht bei einem 90 Meter großen Asteroiden von mehr als 50 Megatonnen Energie aus, die freigesetzt werden. „Das entspricht etwa der Zar-Bombe, dem stärksten jemals gezündeten Atomsprengsatz“, sagt O‘Donoghue.

Als die Einschlagwahrscheinlichkeit von Asteroid 2024 YR4 die Ein-Prozent-Hürde genommen hat, sind internationale Protokolle in Kraft getreten. Das Internationale Asteroiden-Warnnetz (IAWN) übernimmt die Koordination, Raumfahrtorganisationen wie Esa und Nasa berechnen unabhängig voneinander die Einschlagwahrscheinlichkeit. Daten liefern verschiedene große Teleskope, die den Asteroiden derzeit noch sehen können. Auch das „James Webb“-Weltraumteleskop soll bald dafür genutzt werden, die Größe des Asteroiden genauer zu bestimmen.

Asteroid 2024 YR4: Fachleute wollen genaue Umlaufbahn bestimmen

Doch das wichtigste, was die Forscherinnen und Forscher derzeit herausfinden müssen, ist die genaue Flugbahn des Asteroiden. Bisher können die Fachleute nur einen ungefähren Korridor nennen, in dem der Asteroid auf der Erde einschlagen könnte. Je mehr Beobachtungen von Asteroid 2024 YR4 es gibt, desto genauer können Fachleute die Umlaufbahn bestimmen – und im Laufe der Zeit hoffentlich einen Asteroideneinschlag ausschließen. Bis es so weit ist, kann die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid die Erde trifft, aber erst einmal steigen, wie ein Esa-Video anschaulich erklärt:

Beobachtung von Asteroid 2024 YR4 wird immer schwieriger

Einen Haken gibt es bei der Beobachtung jedoch: Derzeit entfernt sich der Asteroid 2024 YR4 immer weiter von der Erde – ab etwa Anfang April ist er von erdgebundenen Teleskopen nicht mehr zu sehen und auch das „James Webb“-Weltraumteleskop kann ihn nur noch bis Mai sehen. Erst im Jahr 2028, wenn der Asteroid sich der Erde auf ungefährliche knapp 8 Millionen Kilometer nähert, kann die Beobachtung wieder aufgenommen werden.

Wenn die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags von Asteroid 2024 YR4 nach dem Ende des Sichtbarkeitszeitraums noch immer bei mehr als einem Prozent liegt, ist es womöglich „an der Zeit, mögliche Weltraummissionen zur Schadensbegrenzung zu starten“, betont der ESO-Astronom Olivier R. Hainaut. Doch erst einmal beobachten alle Teleskope den Asteroiden, die ihn noch sehen können. Und eines darf man bei allem nicht vergessen: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid die Erde nicht trifft, liegt immer noch bei knapp 97 Prozent. (tab)

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