Start-up „LeichteListe“: Schuleinkauf so leicht wie das Abc
Eltern graut vor den Einkaufslisten, die die Kinder im September aus der Schule bringen. Jetzt gibt es eine digitale Lösung für das Chaos. Sie stammt aus Gräfelfing.
Weßling – Staffan Schilke (48) schafft sich einen Albtraum vom Hals. Wenn seine Kinder nach den Sommerferien mit den Einkaufslisten ihrer Lehrer nach Hause kommen, tobt das Chaos. Da werden Hefte verlangt, die es im Handel so nicht gibt. Da sind Dinge aufgelistet wie „ein Silben-Trenn-Stift und ein Blau-Rot-Stift. Da weiß man nicht unbedingt, was das sein soll.“
„Das muss doch besser gehen“, befand der Gräfelfinger. Da er bereits Start-up-Erfahrung hat, will er nun Abhilfe leisten. Gemeinsam mit dem Weßlinger Softwareentwickler Jakob Thiele (38) erfand er die „LeichteListe“. Mit der digitalen Plattform will er genau das bekommen, wonach er sich sehnt: Der Einkauf zum Schuljahresanfang wird für Eltern leicht – und kann quasi nebenher erledigt werden.
Auf seiner Seite www.leichteliste.de kann nun jeder Lehrer online seine Liste hinterlegen. Anschließend kann er sie den Schülern ausgedruckt mitgeben oder den Eltern ein PDF davon mailen, er kann auch einfach einen QR-Code austeilen. Die Eltern können dann, wie gehabt, die Liste ihres Kindes dem Schreibwarenhändler ihres Vertrauens überreichen – oder sie können direkt auf „LeichteListe“ online bestellen.
„LeichteListe“ verkauft selbst nichts, sondern vermittelt an etablierte Händler. Ein Preisvergleich gehört zum Programm. Mit wenigen Klicks ist das Thema Schuleinkauf dann preisgünstig beim Händler der Wahl erledigt. Kein Schlangestehen im Laden, kein Umherirren, keine unerfüllbaren Wünsche mehr, keine überteuerten Produkte.
Der Erfolg des Start-ups zeichnet sich ab. Im September geht es richtig los. Die ersten Schulen haben schon jetzt Listen für die künftigen Erstklässler eingestellt. Das bayerische Kultusministerium hat die „LeichteListe“ überprüft. „Bayern will die Digitalisierung vorantreiben“, so Schilke. Schulen finden www.leichteliste.de daher jetzt auf einer Liste von Softwarelösungen, die offiziell abgesegnet sind.
Entsprechend gut ist der Zulauf. „Die Grundschulen Lochham und Stockdorf sind schon dabei“, sagt Staffan Schilke stolz. Die anderen Schulen im Würmtal habe er angeschrieben und warte auf Rückmeldung. Insgesamt stellen bis September bereits mehr als 200 der über 2000 Grundschulen in Bayern ihre Einkaufslisten auf die Internetseite.
„Ich bin überrascht, wie wie viele Schulen das anbieten“, sagt der Gründer. „Den größten Vorteil haben die Eltern“, weiß er. Deswegen dachte er, es könnte schwierig werden, die Schulleiter zu überzeugen. Er war davon ausgegangen, dass er im September mit 100 Grundschulen an den Start geht. „Gleich zu Beginn zehn Prozent zu gewinnen, liegt weit über meinen Erwartungen“, erzählt Schilke.
Aber: „Die Lehrer merken auch, dass die Eltern mit den Listen überfordert sind“, meint er. Dass die Eltern sich den Text und die Liste auf seiner Seite in ihrer Muttersprache anzeigen lassen können, sei für einige Schulleiter in München auch ein Argument gewesen.
Für Eltern ist die Handhabung einfach. Sie brauchen sich nicht anzumelden, nicht einzuloggen, „wir wollen diese ganzen Daten gar nicht haben“, erklärt Schilke. Anmelden müssen sich nur die Schulen. Und die Eltern dann in dem Geschäft, in dem sie ihren Einkauf tätigen wollen.
Die örtlichen Schreibwarenhändler sollen auf diese Weise nicht aus dem Spiel genommen werden. Sie können sich bei „LeichteListe“ registrieren – und ihre Waren auch zum Abholen vor Ort anbieten. Aktuell ist jedoch noch kein Händler aus dem Würmtal gelistet. „Wir freuen uns, wenn sie sich bei uns anmelden“, sagt Schilke.
Spätestens in den kommenden Jahren sollen die Schulen weiterer Bundesländer in den Genuss der Gräfelfinger „LeichteListe“ kommen, dann die weiterführenden Schulen. Und wenn die „LeichteListe“ einmal läuft, wollen Schilke und Thiele weitere Prozesse an den Schulen digitalisieren. Schilkes Frau ist Lehrerin. Mit ihr hat er eine zuverlässige Lieferantin für Ideen.
Von Victoria Strachwitz