Botschaften auf Geschosse: Ukrainer geht ungewöhnlichen Weg, um Krieg zu finanzieren

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Der Ukraine mangelt es an allem. Eine NGO sammelt Spenden, indem sie Nachrichten auf Geschossen verkauft. Und so trifft ein Hochzeitstagsgeschenk vielleicht russische Wehrpflichtige.

Kiew – Mangelnde Munition und Ausrüstung sind seit Beginn von Russlands vollständiger Ukraine die größten militärischen Probleme der Verteidiger des angegriffenen Landes. Die ukrainische NGO „Center of Assistance to the Army“ hat eine neue Geldquelle aufgetan, um Ausrüstung für ukrainische Soldaten im Krieg gegen die Armee von Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu bezahlen: Über eine Website verkauft die NGO für vier bis fünfstellige Beträge Botschaften, die von ukrainischen Soldaten auf Artilleriegeschosse oder Raketen geschrieben werden.

Die ukrainische Armee braucht eigenen Angaben zufolge dringend mehr 155-mm-Munition, zum Beispiel für ihre amerikanischen Haubitzen M777.
Die ukrainische Armee braucht eigenen Angaben zufolge dringend mehr 155-mm-Munition, zum Beispiel für ihre amerikanischen Haubitzen M777. © IMAGO / ABACAPRESS

Ukrainischer IT-Student organisiert Spendensammlung im Krieg gegen Russland

Menschen, die die Ukraine unterstützen wollen, können seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2024 per Mausklick spenden, über diverse Initiativen, auch für die Armee. Durch die beschrifteten Geschosse kommt also lediglich ein Knalleffekt im Wortsinne hinzu. Ein Knalleffekt, der potenziell russische Soldaten, die einen Angriffskrieg führen, tötet.

1,8 Millionen US-Dollar will die Initiative damit bereits eingenommen haben. Das Spendenziel liege, so die Initiative, bei zwei Millionen US-Dollar. Laut Mitbegründer Anton Sokolenko kommen die meisten Spenden aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Kanada und der Schweiz. Das sagte der Informatikstudent der US-Tageszeitung Washington Post.

Idee zur Spendenaktion mit Nachrichten auf ukrainischen Geschossen entstand aus der Not heraus

Die Idee, so Sokolenko gegenüber dem polnischen Fernsehsender TVP, sei aus der Not heraus entstanden. „Uns sind die Spendengelder ausgegangen“, sagte Sokolenko. Die Idee habe er von ukrainischen Soldaten, übernommen, die Nachrichten an ihre russischen Feinde auf ihre Geschosse geschrieben haben. Mit dem Geld habe man militärische Ausrüstung abseits von Waffen für die Armee gekauft. Die Preise für die Geschosse reichen von 30 US-Dollar für eine Nachricht auf einer Mörser-Granate bis hin zu 20.000 US-Dollar für einen Schriftzug auf einem Kampfflugzeug vom Typ MiG-29. Übliche Nachrichten seien „Liebesgrüße von der NATO“ oder „Was denkt ihr über die Teilmobilmachung?“, sagte Sokolenko.

Texaner schenkt seiner Frau zum Hochzeitstag eine Granate im Ukraine-Krieg

Doch manche, offenbar hauptsächlich Männer, drückten auch ihre Gefühle durch einen Schriftzug auf einem Artilleriegeschoss aus. So berichtete die Washington Post über einen in der IT-Branche tätigen Texaner, der seiner Ehefrau zum dreijährigen Hochzeitstag den Schriftzug „C. & Y. Seit 2021“ auf eine Artilleriegranate schreiben ließ. Der Mann habe bereits 3000 US-Dollar auf diesem Wege gespendet. Seine Frau könne es „kaum noch hören“, wenn er mit ihr über den Krieg reden wolle, sagte er. Trotzdem habe sie das Hochzeitstagsgeschenk, das möglicherweise in eine Stellung wehrpflichtiger Teenager einschlug, „geliebt“. (kb)

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