Fall in der Schweiz - Martina droht Verlust des Führerscheins: „Staat macht mich zu einer Behinderten“

Seit 32 Jahren fährt Martina S. aus Mainisberg in der Schweiz Auto. Ohne Probleme. Trotzdem darf sie jetzt einen neuen Job, bei dem sie Kinder mit Behinderung in die Schule bringen und abholen sollte, nicht ausüben. Jedenfalls noch nicht. Das Problem: Das Berner Straßenverkehrsamt (SVSA) hat ihr die sogenannte „Bewilligung 122“, die sie für die Ausübung des Jobs bräuchte, verweigert. Das berichtet die Schweizer Tageszeitung „Blick“. 

Der Grund für die Verweigerung: Die 52-Jährige wurde mit einer Fibula-Aplasie, einer Fehlstellung ihres rechten Beines, geboren. Dank mehrerer Operationen in der Kindheit und einer besonderen Beinschiene könne sie heute problemlos das Gas- und Bremspedal bedienen. Lediglich langes Stehen müsse S. verhindern, weswegen Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell anstrengend werden könnten. Die meisten Wege lege sie daher mit dem Auto zurück, im Monat seien das rund 3000 Kilometer.

Schweizerin droht Verlust ihres Führerscheins, weil sie eine Bein-Fehlstellung hat

Dennoch bekommt sie die benötigte Bewilligung des SVSA nicht. „Plötzlich macht mich der Staat zu einer Behinderten. Warum kreieren sie ein Problem, wo keines ist?“, sagt sie gegenüber „Blick“. Das SVSA beruft sich bei der Entscheidung auf eine Verordnung, laut der Führerausweis-Inhaber „keine Missbildungen“ haben dürfen, „die nicht durch Einrichtungen genügend korrigiert werden können“. Außerdem sei die Fahrtüchtigkeit von S. bei der angeforderten, ärztlichen Untersuchung „nicht bestätigt“ worden. 

Auch ein zweiter Arztbesuch brachte kein positives Ergebnis: Der Doktor „meinte, ich werde die Bewilligung wohl nicht erhalten und meinen Ausweis verlieren“, so S.. Was nun? Ihre einzige Chance sei ein Besuch bei einem Neurologen. Denn: Der zweite Arzt verordnete ebenjene neurologische Untersuchunghabe als Voraussetzung für den Führerschein. Laut des SVSA sei daher bislang noch nichts final entschieden. Martina S. glaubt jedoch nicht, dass sie die Bewilligung noch bekommen wird und den neuen Job antreten kann. Für ihren Führerschein will sie jetzt aber definitiv kämpfen. Auch wenn der Besuch beim Neurologen umgerechnet rund 1800 Euro kostet. „Ohne Auto bin ich zu Hause eingesperrt.“