Akute Gefahr am bröckelnden Alpen-Berg: Gigantischer Felssturz könnte jederzeit ins Tal donnern

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Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Ein gewaltiger Felssturz in den Alpen droht. Stein- und Geröllmassen könnten jederzeit abgehen.

Brienz – Seit Monaten leben die Bewohner von Brienz im Ausnahmezustand – ihre Häuser mussten sie verlassen, ihr Dorf ist gesperrt. Jetzt verschärft sich die Lage im Schweizer Kanton Graubünden dramatisch: In den nächsten 24 Stunden droht ein gewaltiger Felssturz. Die Angst vor einem Domino-Effekt wächst. Millionen Tonnen an Stein- und Geröllmassen könnten ins Tal donnern.

Felsmassen bedrohen erneut das Schweizer Bergdorf Brienz. In den nächsten Stunden erwarten Experten einen „großen Abbruch“ (Montage) © Gemeinde Albula/ Bernhard März Imago/Montage

Oberhalb von Brienz im Schweizer Kanton Graubünden gibt der Berg keine Ruhe. In der Nacht zum Montag (24. November) stürzten Felsbrocken ins Tal. Sind es schon Vorboten? Experten rechnen in den kommenden Tagen mit einem massiven Felssturz. Geröll- und Steinlawinen oberhalb des Ortes könnten sich jeden Moment lösen. Ein düsteres Szenario zeichnet sich ab.

Bergsturz-Alarm in den Alpen: „Der große Abbruch hat noch nicht stattgefunden“

„Die bisherigen Abbrüche aus dem Plateau waren klein und kamen im Mittelteil zwischen Plateau Ost und Plateau West. Sie waren erwartet worden“, teilte Christian Gartmann, Brienzer Medienverantwortlicher und Mitglied des Gemeindeführungsstabs, per Mail auf Anfrage von Merkur.de von Ippen.Media am Montagvormittag (24. November) mit. Das Volumen sei noch unbekannt. „Der große Abbruch hat noch nicht stattgefunden. Er dürfte heute oder morgen erfolgen.“

Ein Abschnitt mit der Bezeichnung „Plateau Ost“ beschleunigt sich bereits seit mehreren Tagen in auffälligem Tempo – teilweise bis zu 10 Zentimeter täglich – „so schnell, wie noch nie“, wie die Gemeinde Albula Alvra im aktuellen Bulletin (18. November) berichtet. Geologen schätzen das Absturzvolumen auf 100.000 bis 150.000 Kubikmeter. Die Felsmassen entsprächen ungefähr 100 bis 150 Einfamilienhäusern.

Dorf Brienz Felssturz Gefahr
Alpen-Berg droht Mega-Felssturz: Luftaufnahme zeigt das kritisches Plateau Ost oberhalb Brienz/Brinzauls. © Gemeinde Albula/Alvra

Ereignis in Brienz steht laut Experten unmittelbar bevor

Der drohende Felssturz könnte im schlimmsten Fall eine weitere Schutthalde in Gang setzen: Durch das Gewicht und die plötzliche Bewegung der herabstürzenden Massen könnte die sogenannte „Schutthalde oben“ ausgelöst werden. Dann könnte ein Schuttstrom von bis zu einer Million Kubikmeter Material entstehen oder eine Felslawine in Richtung Dorf wälzen. Im günstigsten Fall bleiben die Gesteinsmassen in der Schutthalde liegen, so die Gemeinde. Der Zugang zum Dorf und zu den Wiesen in der Zone mit Betretungsverbot sei deshalb bis auf Weiteres nicht möglich.

Alarm vor Felssturz in Brienz Schweiz Graubünden
„So schnell, wie noch nie“– Felsmassen hoch über dem Dorf Brienz sind in Bewegung. Stein- und Felsbrocken könnten in den nächsten Tagen abstürzen. © Gemeinde Albula/Alvra

Brienz seit Monaten evakuiert – Ausnahmezustand belastet Bewohner

Im Mai 2023 musste das Dorf wegen einer drohenden gewaltigen Gerölllawine evakuiert werden. Einige Wochen später rutschten 1,2 Millionen Kubikmeter Fels ins Tal. Kurz vor den ersten Häusern kamen die Steinmassen zum Stillstand. Die etwa 80 Bewohner kehrten im Juli 2023 zurück. Doch im November 2024 verschärfte sich die Lage am Berg erneut. Bewohner mussten nach einer langen Zitterpartie dann doch zur Sicherheit ihre Häuser räumen.

„Ich kann es nicht mehr hören!“, zitiert die Gemeinde eine Einwohnerin zum Jahrestag der Evakuierung. Zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner stimmten Plänen zur Umsiedlung des Dorfes Brienz zu, heißt es von der Gemeinde Albula. Doch es gibt Menschen, die lieber im Dorf bleiben möchten. Seit Jahrtausenden ist der Berg bei Brienz in Bewegung. Stollen zur Entwässerung sollen das Rutschen bremsen.

Ende Mai erst machte ein Gletschersturz im Lötschental im Kanton Wallis Schlagzeilen. Das Dorf Blatten war fast vollständig von einer Eis- und Gerölllawine verschüttet worden. (Quelle: Gemeinde Albula/Alvra, SRF, Recherche) (ml)