Vorbereitung für den Kriegsfall: Nato plant schon Weg für US-Truppen an die Ostflanke
Im Nato-Bündnisfall sollen US-Truppen in Rotterdam anlanden, zeigen neueste Pläne. Aber auch an alternativen Landkorridoren wird geplant.
Rotterdam/ Genf – Das größte Nato-Manöver seit Jahrzehnten, „Steadfast Defender“, endete Ende Mai. Mehr als 90.000 Soldatinnen und Soldaten sowie mehr als 50 Kriegsschiffe, 1100 Gefechtsfahrzeuge und mehr als 80 Flugzeuge übten das Szenario eines Angriffs von Russland auf alliiertes Territorium, der zum Ausrufen des sogenannten Bündnisfalls nach Artikel 5 des Nato-Vertrags führt.
Nun schreibt der britische Telegraph über weiter reichende Nato-Pläne, die die Verlegung von Truppen aus den USA nach Europa für den Fall eines Krieges koordinieren. „Alles ist so angelegt, dass die notwendige Resilienz gegeben ist – Robustheit, Reserven, aber auch Redundanzen“, sagte Generalleutnant Alexander Sollfrank dem Telegraph. Weitere Informationen will die Zeitung von anderen Nato-Offiziellen erhalten haben.
Nato-Truppen aus den USA in Europa – nordeuropäische Häfen leichte Ziele für Russland
Demnach wird geplant, dass US-Truppen am Hafen von Rotterdam in den Niederlanden anlanden würden, und von dort über Landkorridore an die Nato-Ostflanke verlegt. Allerdings seien die Häfen im Norden Europas, darunter in den Niederlanden, Deutschland und den baltischen Staaten, besonders leicht angreifbar für Russland.
Auch für den Fall, dass Häfen im nördlichen Europa von dem möglichen Gegner Russland bombardiert würden, gibt es deshalb bereits Pläne. Dann würden US-Truppen auf Häfen in Italien, Griechenland oder die Türkei ausweichen. Anschließend würden die Truppen aus Italien über Land durch vor allem Kroatien und Slowenien nach Ungarn verlegt und aus Griechenland oder der Türkei über Bulgarien nach Rumänien. „In diesen Korridoren unterliegen die Streitkräfte der jeweiligen Länder nicht den örtlichen Bestimmungen und können Sendungen ohne die üblichen Beschränkungen transportieren“, schreibt der Telegraph.
Nato-Pläne für den Fall eines russischen Angriffs: „Luftverteidigung ist immer knapp“
„Bei der Beobachtung und Bewertung des russischen Krieges in der Ukraine haben wir festgestellt, dass Russland die Logistikstützpunkte der Ukraine angegriffen hat“, sagte Sollfrank demnach auch. „Das muss zu dem Schluss führen, dass riesige Logistikstützpunkte, wie wir sie aus Afghanistan und dem Irak kennen, nicht mehr möglich sind, da sie in einer Konfliktsituation sehr früh angegriffen und zerstört werden.“ Es sei also alles auf mehr Flexibilität ausgelegt.
Sollfrank sieht demnach einen weiteren Schwachpunkt: „Was die Luftverteidigung betrifft … Sie ist immer knapp. Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der man über genügend Luftverteidigung verfügt. Das ist ein gutes Beispiel für ein militärisches Prinzip: ‚Wer überall stark sein will, ist nirgends stark.‘“
Meine news
Annexion der Krim und Ukraine-Krieg: Nato zeigt Stärke an der Ostflanke
Wie die Deutsche Welle schreibt, waren bereits im Jahr 2016 als Reaktion auf die Annexion der ukrainischen Krim durch Russland zwei Jahre zuvor Truppen an die Ostflanke verlegt worden. Insgesamt 5000 Soldatinnen und Soldaten sollten Abwehrbereitschaft signalisieren, aber keine Angriffslust ausstrahlen. Mit dem Angriff auf die Ukraine durch Russland und dem Beginn des Ukraine-Kriegs änderte sich die Situation. Aktuell sind rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten von Estland bis Rumänien auf Bereitschaft, verlegt vor allem aus der sogenannten Nato Response Force (NRF). (kat)