Gebietsverluste: Ukraine glaubt, dass „nachlässige“ eigene Truppen hinter Russlands Erfolgen stecken könnten

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Derzeit wird überprüft, ob das ukrainische Militär die Ostregion bei Charkiw besser hätte verteidigen können. Unterdessen gehen die russischen Angriffe weiter.

Charkiw – Ist die Ukraine selbst schuld daran, dass Russland in den Nordosten des Landes einfallen konnte? Berichten der Online-Zeitung Ukrainska Pravda zufolge untersucht das staatliche Ermittlungsbüro derzeit, ob die 125. Brigade die Verteidigung von Charkiw ausreichend gut organisiert hat.

Zuletzt hat Russland am 10. Mai mit einer Offensive mehrere Siedlungen eingenommen und ist zehn Kilometer ins Landesinnere vorgerückt. Dies erwischte das ukrainische Militär in einer Zeit, in der es auf neue Waffenlieferungen gewartet hat. In einem Gerichtsdokument ist zu lesen, dass verschiedene militärische Einheiten wegen ihrer „nachlässigen Einstellung zum Militär“ die Verteidigung an der Grenze der Oblast Charkiw nicht richtig organisiert hätten. Das habe aufgrund der russischen Offensive wiederum „zum Verlust von Stellungen, militärischer Ausrüstung und Personal der Einheiten geführt“.

Bombardierungen halten an: Am 27. Mai gegen 16 Uhr schlugen zwei 250 kg schwere Gleitbomben im Industriegebiet Cholodnohirski ein.
Bombardierungen halten an: Am 27. Mai gegen 16 Uhr schlugen zwei 250 kg schwere Gleitbomben im Industriegebiet Cholodnohirski ein. © IMAGO/Nicolas Cleuet / Le Pictorium

Warum Charkiw so wichtig ist

Laut ZDF ist die Wahrscheinlichkeit, dass russische Truppen Charkiw komplett einnehmen, nicht hoch. Mutmaßlich ist Russland nicht in der Lage, die Stadt vollständig zu belagern. Sie gilt als das größte Bevölkerungszentrum der Ukraine, vor Kriegsbeginn lebten 1,5 Millionen Menschen dort. Auch wirtschaftlich und kulturell ist Charkiw von großer Bedeutung: So stammt etwa aus der Sowjetzeit das „Turboatom“-Werk, ein wichtiger Produzent von Kraftwerksturbinen. In der Informationstechnik spielt Charkiw ebenfalls ganz vorne mit, ebenso im Bankwesen. Insgesamt befinden sich in der Stadt mehr als zehn Universitäten und Hochschulen.

Mit der einzigen Panzerfabrik des Landes sowie einigen schwerindustriellen Betrieben ist Charkiw für die Rüstungsindustrie besonders wichtig. Daneben liegt in der Region einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte.

Russische Angriffe auf Charkiw halten an

Zuletzt hat Russland Charkiw sowie die Regionen Kiew und Odessa mit Drohnen attackiert, insbesondere die Siedlung Wowtschansk war von heftigen Kämpfen und Artilleriebeschuss betroffen. Am gestrigen Montag (27. Mai) ist nach offiziellen Angaben bei russischen Angriffen in Charkiw mindestens ein Mensch getötet worden, weitere elf Bewohner Charkiws wurden verletzt, wie Bürgermeister Ihor Terechow über den Messenger Telegram mitteilt. Zudem meldete die Nachrichtenagentur RIA mehrere Explosionen in Luhansk. (liz)

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