Die unbekannte Verbindung zu seiner Frau
Soyeon Schröder-Kim machte bislang hauptsächlich Schlagzeilen mit privaten Einblicken in ihre Ehe – und Auftritten mit ihrem Mann. Nun legen Recherchen von t-online nahe: Es gab auch berufliche Schnittstellen zur Lobbyarbeit des Altkanzlers.
Gemeinsam mit ihrem Mann bei der Einheitsfeier. Gemeinsam mit ihrem Mann bei der Segelregatta. Gemeinsam mit ihrem Mann beim Grillfest. Soyeon Schröder-Kim hat um ihre Ehe mit Altkanzler und Gas-Lobbyist Gerhard Schröder (SPD) nie ein Geheimnis gemacht. Sie begleitete ihn zu offiziellen Anlässen, sie gab Interviews, unterstützte ihn öffentlich. Auf Instagram gewährte sie immer wieder Einblicke in das Leben des Paars.
Der Rauswurf bei der NRW-Agentur
Das vertrug sich zuletzt nicht mehr gut mit ihrer eigenen Arbeit: Im Mai verlor sie ihren Job bei der Außenwirtschaftsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, "NRW.Global Business". Auslöser dafür war ein erneuter Auftritt mit Schröder – in der russischen Botschaft zum "Tag des Sieges", während Russland die Ukraine mit Krieg überzieht.
Sie sei zuvor mehrfach darauf hingewiesen worden, "in der Öffentlichkeit bei politisch sensiblen Themen, insbesondere bezüglich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, zurückhaltend zu sein und sich nicht zu äußern", hieß es in einer Mitteilung des NRW-Wirtschaftsministeriums. Schröder-Kim nahm dazu keine Stellung. Ihre mehr als zehnjährige Tätigkeit als Südkorea-Beauftragte der Agentur kam damit zu einem abrupten Ende.
Die Verbindung zur Gas-Lobby
Bislang hatte es weitgehend den Anschein, als seien ihre öffentlichen Auftritte mit Ehemann Schröder rein privater Natur. Nun legen Recherchen von t-online nahe, dass es auch Verbindungen zwischen Schröders Lobby-Tätigkeit für russisches Gas und Schröder-Kims Arbeit in der Außenwirtschaftsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen gab. Hinweise darauf geben t-online vorliegende, interne Dokumente.
Ausgangspunkt ist die sogenannte "Wasserstoff-Hanse", eine Initiative der SPD-geführten Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern: Als Beirat in einem federführenden Unternehmen der Euref AG trieb Gerhard Schröder 2021 ihre Gründung voran. Vorgeblich sollte sie die Zusammenarbeit der Ostsee-Anrainerstaaten im Bereich erneuerbarer Energien fördern. Tatsächlich verschleierte die Initiative aber Geschäftsanbahnungen mit Gazprom und der russischen Regierung für den Import blauen Wasserstoffs auf Erdgasbasis, wie t-online berichtete. Daraus sollten E-Fuels für die Schifffahrt hergestellt werden.
Die E-Mail und die Gästeliste
Ein sogenanntes "Visionspapier" für die Planungen ging im August 2021 auch Schröder-Kim zu, wie eine E-Mail der Euref AG an Staatskanzlei und Energieministerium belegt. Sie ist überschrieben mit "liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter". Genutzt wurde dafür ihre dienstliche E-Mail-Adresse der NRW-Außenwirtschaftsförderung. Auch auf der Gästeliste der Gründungsveranstaltung wird Schröder-Kim geführt – und zwar nicht als informelle Begleitung ihres Mannes, sondern als Vertreterin von "NRW.Global Business Korea", auch wenn ihre Teilnahme schließlich als "abgesagt" markiert wurde.
Besonders erstaunlich: Der Wirtschaftsförderung waren diese Kontakte bis zur Anfrage von t-online nicht bekannt. Schröder-Kim und Schröder äußerten sich auf Anfrage von t-online nicht dazu. Es ist denkbar, dass Schröder-Kim ohne ihr Zutun angeschrieben und eingeladen wurde. Euref-Geschäftsführer Reinhard Müller gilt als gut vernetzt in der SPD und gut bekannt mit dem Altkanzler. Mehrfach besuchte das Ehepaar den Euref-Campus in Berlin, wo beide mit Müller für Fotos posierten.
Es wirkt aber naheliegender, dass Schröder-Kims Ehe mit Schröder Schnittstellen zu seiner Lobbyarbeit für Nord Stream 2 aufwies. Denn für NRW.Global Business war seine Frau zeitgleich mit Wasserstoff-Themen und zugehörigen Investitionsplanungen befasst.
Der frühe Interessenkonflikt
Bereits im Jahr 2017 berichtete der "Stern" über Interessenkonflikte: Kim – damals noch nicht mit Schröder verheiratet – hatte unter dem Dach der Außenwirtschaftsförderung eine Buchreise für Schröder nach Südkorea organisiert. Dafür wurde ihre Firma Mirae Translation & Communications schriftlich seitens der Agentur abgemahnt. Das Unternehmen habe "unzulässigerweise seine wirtschaftlichen Interessen mit Dritten mit seinen Aufgaben für [die damalige] NRW Invest verquickt".