Für Strom aus Sonne und Wind: Diese Firma baut die größen Batterie-Speicher Europas

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Mini-Vorgänger: Sieben dieser „kleinen“ Batteriespeicher hat EcoStor bereits gebaut. © EcoStor

Wenn die Energiewende gelingen soll, muss der Strom aus Sonne und Wind gespeichert werden, und zwar im großen Maße. Eine Kirchheimer Firma baut die größten Batterie-Speicher in Europa.

Kirchheim – Bis zum Jahr 2035 soll die deutsche Stromversorgung klimaneutral sein, also nahezu voll auf Basis erneuerbarer Energien erfolgen. Um die Hauptenergielieferanten Wind und Photovoltaik zu koordinieren, benötigt es riesige Batteriespeicher. Die Firma EcoStor aus Kirchheim baut und betreibt die größten Speicher in Europa – wenn alles klappt.

Das Unternehmen in der Sonnenallee kann man als einen klassischen „hidden champion“ bezeichnen. Das Tochterunternehmen der norwegischen „Eco Stor AS“ wurde 2021 gegründet von den Münchnern Georg Gallmetzer, Johanna Jungbauer und Robert Bürger und dem Norweger Trygve Burchardt. Das Ziel war von Anfang an, schlüsselfertige Stromspeicher zu entwickeln und zu bauen. Seither realisierte man mit heute 49 Mitarbeitern sieben „kleine“ Speicher mit insgesamt 108 MWh Speicherkapazität, drei davon in Bayern. Im Schnitt haben diese 8 bis 24 MWh Kapazität. „Diese Anlagen haben wir an Betreiber, darunter auch Stromversorger, verkauft“, erläutert EcoStor-Vertriebsleiter Tobias Badelt. Jetzt geht es um riesige Speicher mit einer Leistung von bis zu 300 MW und einer Kapazität von 600 MWh – damit könne man theoretisch über 31 000 Haushalte für 24 Stunden mit Strom versorgen.

EcoStor-Vertriebsleiter Tobias Badelt erklärt die Pläne der Firma.
EcoStor-Vertriebsleiter Tobias Badelt erklärt die Pläne der Firma. © bb

Strom wird in Deutschland mit einer Frequenz von 50 Herz durch die Leitungen geschickt. Diese sollte möglichst immer konstant sein, damit es keine Probleme bei den Endverbrauchern gibt, erklärt Badelt. Wird an einem kalten Tag jedoch viel Strom verbraucht oder weht der Wind kräftig und die Rotoren erzeugen viel Strom, dann fließt viel mehr oder weniger Strom und diese Frequenz schwankt. „Viele Jahre konnte man die Schwankungen durch das Zu- oder Abschalten von Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken regulieren – doch davon gibt es immer weniger. Also brauchen wir einen anderen Regulierer, damit man etwa die Rotoren nicht abschalten muss: nämlich Batteriespeicher. Die bauen wir in der bislang größten Dimension in Europa“, sagt Badelt. Ohne viele große Batteriespeicher sei die Energiewende unmöglich, da der Wind nicht konstant bläst und die Sonne nachts nicht scheint. Um das Stromnetz dennoch stabil zu halten, brauche es Speicher.

Die Eco Stor GmbH setzt von Anfang an auf „First-Life“-Batterien auf Lithium-Basis, also nagelneue. Dabei baute man bislang Speicher des koreanischen Herstellers Samsung ein. „Unsere neuen, großen Anlagen werden gebaut und bestückt vom chinesischen Konzern BYD, denn leider gibt es ja noch keine europäischen oder gar deutschen Batteriehersteller“, bedauert Badelt. Diese Batterien werden als Zelle in sogenannte Packs eingebaut und dann zu Hunderten in einem großen Schiffscontainer über- und nebeneinander gestapelt und verschifft. Viele dieser Container plus Umrichter, Mittel und Hochspannung, Verkabelung, Energiemanagementsystem und Bauleistungen ergeben einen Block mit 50 MW Leistung. Für die großen Projekte sind sechs dieser Blöcke geplant.

Der Mega-Batteriespeicher in Förderstedt in Sachsen-Anhalt wird 600 MWh Speicher-Kapazität haben, soll noch heuer gebaut werden.
Der Mega-Batteriespeicher in Förderstedt in Sachsen-Anhalt wird 600 MWh Speicher-Kapazität haben, soll noch heuer gebaut werden. © bb

„Wir planen gerade drei ganz große Anlagen: eine in Sachsen-Anhalt, eine in Schleswig-Holstein und eine in Rheinland-Pfalz“, so Badelt. Sie haben demnach eine Kapazität von 200 bis 600 MWh. Die großen benötigten eine Fläche von 700 auf 150 Meter und kosten 250 Millionen Euro. Diese Mega-Speicher will EcoStor selbst bauen und betreiben. Damit das realisierbar ist, brauchen sie einen Strom-Knotenpunkt, also am besten eine Hochspannungsleitung und eine Fläche zum Kaufen oder langfristig zu mieten. „Es hängt auch von der Zustimmung der regionalen Behörden ab, denn die Kühlung der Container ist nicht völlig geräuschlos. Zudem verlangen die Stromkonzerne bundesweit unterschiedliche Netzentgelte, von denen die Batteriespeicher bis 2029 befreit sind, für die Nutzung sowie Baukostenzuschüsse. Die Bayernwerke verlangen mit Abstand am meisten, daher sind Großprojekte in Bayern etwas zäh.“

Der erste Mega-Speicher mit 600 MWh Kapazität, das wird der größte in Europa sein, er wird in Wengerohr bei Wittlich in Rheinland-Pfalz gebaut, ebenso noch in diesem Jahr will EcoStor in Förderstedt in Sachsen-Anhalt beginnen.

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