Die Kirche hat andere Pläne: Aus dem Rathaus-Umzug ins Pfarrhaus wird nichts

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Das alte Pähler Pfarrhaus aus dem Jahr 1786 kommt für ein neues Rathaus nicht mehr in Frage. Das Bistum Augsburg hat andere Pläne. © Dieter Roettig

Die Rathausfrage beschäftigt die Gemeinde Pähl schon lange. Nun hat sich sogar ein ursprünglich aus Pähl stammender Pater Gedanken über die Thematik gemacht – doch leider vergeblich. Denn aus der Idee, das Rathaus im Pfarrhaus einzuquartieren, wird nichts.

Pähl – Das Ensemble Rathaus, Schule, Kirche, Pfarrhof sowie das Pfarr- und Gemeindezentrum (PGZ) prägt unbestritten die Dorfmitte von Pähl. Doch der vermehrte Platzbedarf von Grundschule und Verwaltung hat in den letzten Jahren zu diversen Planungen und Gedankenspielen, aber immer noch zu keinem Ergebnis geführt.

Die Freien Wähler wollten das Rathaus sanieren und eine neue Schule neben der Sporthalle bauen, eine Gruppierung um Dieter Scheithauer favorisierte den Umzug der Verwaltung in das benachbarte Pfarrhaus und den Verbleib der Gemeinderatssitzungen im PGZ. Der damalige Bürgermeister Werner Grünbauer blockte beim Pfarrhaus ab, „weil die Gemeinde hier keine Verfügungsgewalt hat und die Kirche nicht bereit ist, das Gebäude zu verkaufen“.

Der Gemeinderat beschloss letztendlich einen teuren Rathausneubau an der Eichbergstraße zwischen „Alter Schule“ und Feuerwehrhaus. Dieses fertige Konzept wurde durch einen von Dieter Scheithauer initiierten Bürgerentscheid regelrecht „abgeschossen“. Jetzt müssen der neue Bürgermeister Simon Sörgel und der Gemeinderat einen Kompromiss erarbeiten, der allen Ansprüchen gerecht wird. Die Grundschule braucht wegen der ab 2026 geforderten Ganztagsbetreuung mehr Räume und das derzeitige Rathaus ist sanierungsbedürftig und benötigt mehr Platz. Der Sitzungssaal wurde bereits als Religionszimmer abgetreten. Seitdem tagt der Gemeinderat im PGZ.

Jetzt kam aus heiterem Himmel wieder das denkmalgeschützte Pfarrhaus von 1786 ins Spiel. Und zwar von keinem Geringeren als Pater Johannes Feierabend von der Benediktiner-Erzabtei St. Peter in Salzburg, wo er seit 2014 wirkt. Der Geistliche wurde 1983 in Pähl geboren und wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern auf. Er war Ministrant, Aushilfsmesner, engagierte sich im Pfarrgemeinderat und im Kirchenchor. Zum Pfarrjubiläum 2009 veröffentlichte er sogar eine Pfarr- und Häuserchronik von Pähl. Bundesweit sorgte er 2019 für Aufsehen, als er auf dem Petersplatz in Rom Papst Franziskus den Primizsegen spendete.

Pater Johannes Feierabend
Pater Johannes Feierabend © Erzabtei St. Peter

Trotz seines neuen Wirkungsfeldes in Salzburg verfolgt Pater Johannes das kommunalpolitische Geschehen in seiner Heimatgemeinde sehr aufmerksam. Die Querelen um ein neues Rathaus bewegten ihn jetzt zu einem emotionalen Schreiben an Bürgermeister Sörgel und die Gemeinderäte. Für ihn sei das alte Pfarrhaus ideal für ein neues Rathaus geeignet. Seit 2018 stehe das Obergeschoss leer. Wegen des Priestermangels werde wohl so schnell auch kein Pfarrer mehr hier einziehen. Selbst wenn man für das Pfarrbüro Räume im Erdgeschoss belasse, sei im Obergeschoss sowie im Dach nach einem zweistöckigen Ausbau genügend Platz für das Rathaus. Es könne auf der Nordseite mit einem Aufzug auf der Ebene des PGZ mit allen Stockwerken verbunden werden. Über den Friedhof gäbe es zudem noch einen direkten Zugang in den ersten Stock. Unter dem Pfarrgarten sieht Pater Johannes die Möglichkeit eines Archivs.

All diese Gedankenspiele von Pater Johannes sind allerdings hinfällig, wie Vize-Bürgermeisterin Ursula Herz im Weihnachtsbrief der Pfarreiengemeinschaft Pähl-Raisting-Wielenbach entdeckte. Die Kirchenverwaltung kündigt Sanierung und Umbau des Pähler Pfarrhauses in ein zentrales Pfarrbüro im Obergeschoss und zwei Mietwohnungen im Erdgeschoss an. Die Ergebnisse der abgeschlossenen Grobplanungsphase lägen bereits dem Bistum Augsburg zur Prüfung und Genehmigung vor.

Pater Johannes zur Heimatzeitung: „Daher ist mein Vorschlag hinfällig, weil die Kirchenverwaltung nun in die Gänge gekommen ist und bereits Anderweitiges vorhat.“ Bürgermeister Simon Sörgel bedankte sich beim Pater für sein Engagement, das sich mit den Plänen der Kirchenverwaltung überschnitten habe. Er freue sich über jeden konstruktiven und hilfreichen Impuls zum komplexen und schwierigen Thema Rathaus/Schule. Aktuell liefen bei zwei Architekturbüros Machbarkeitsstudien mit der Fragestellung, ob ein neues Rathaus am jetzigen Standort in einem Baukörper mit der Schule bei erhöhtem und zukunftsfähigem Raumbedarf möglich sei.

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