Bürger-Mails an den Gemeinderat: Gremium setzt auf Eigenverantwortung

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Schneeräumen war eines der Themen, die die Marzlinger Bürgerinnen und Bürger umtreibt. © Tobias Hase/dpa

Die Menschen in Marzling schauen genau hin. Das zeigte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung beim Verlesen der Bürgermails.

Marzling – Was treibt die Marzlinger um, was brennt ihnen unter den Nägeln und was sollte dringend und zügig gelöst werden? Um das herauszufinden, hat die Gemeinde Marzling ein besonderes Instrument – die Bürger-Mail an den gesamten Gemeinderat – installiert. Diese schriftlichen Anfragen werden bei jeder Gemeinderatsitzung vorgelesen, wie auch bei der ersten des Jahres 2025. Und erneut zeigte sich eines: Die Bürgerinnen und Bürger schauen genau hin und haben oftmals auch ein Talent der ganz besonderen Formulierung.

Und genau die Formulierung war bei der ersten Mail äußerst ungewöhnlich, weil sich der Text an der berühmten Rede des indigenen Cree-Volkes orientierte, die Umweltschützer gern verwenden. Bürgermeister Martin Ernst (CSU/FW) verlas: „Erst wenn die letzte Biene ausgestorben ist, weil sie keine Nahrung mehr findet und wenn der letzte Kleinvogel weitergezogen ist, weil er kein schützendes Gebüsch mehr findet, werden auch sie feststellen dass man den Beton von Rasensteinen und das Holz von Baracken nicht essen kann.“

Gestört hatte sich die Bürgerin oder der Bürger an einem von der Gemeinde kürzlich genehmigten Stellplatz, versehen mit sogenannten Rasengitter-Steinen. „Da regen sich jetzt die Nachbarn auf. Ist es besser, wenn das Auto auf der Straße steht?“ meinte dazu Christian Mäuer (CSU/FW) kopfschüttelnd. So recht einfallen wollte dem Gremium dazu nichts. Letztendlich einigten sich alle zu einem kurz und bündigen „Ohne Worte“. Bürgermeister Martin Ernst (CSU/FW) nahm es gelassen und erklärte: „Steht eh nicht dabei, dass wir antworten sollen, und zur Kenntnis haben wir es genommen“.

Die zweite eingegangene Mail drehte sich hingegen um versäumte Schneeräum-Arbeiten der Gemeinden, und zwar im Angerweg. Der ist bekanntlich nicht asphaltiert, weshalb das Räumen dort durchaus kompliziert ist. Der Mail-Schreiber argumentierte zudem, dass der Weg von Kindergartenkindern genutzt werde und gerade auch deshalb ordentlich geräumt werden müsste. Martin Ernst hatte diesbezüglich eine andere Meinung und erklärte: „Da war halt Matsch – und wenn wir da räumen, dann ist die Straße weg, weil es ja ein Feldweg ist. Außer es liegt ein halber Meter Schnee.“

Das Pikante: Vor geraumer Zeit wurde über einen Vollausbau der Straße im Gremium diskutiert, was zu sehr hohen Kosten für die Anwohner führen würde. Daran erinnerte sich auch Johanna Sticksel (Grüne): „Das ist doch der Bürger, der nicht wollte, dass ausgebaut wird – und jetzt schreibt er uns eine Mail“. Die Meinung aus dem Gremium: Die Verwaltung solle den Mann darauf hinweisen, dass jeder Bürger im gewissen Bereich selbst für Räum- und Streuarbeiten zuständig sei.

Auf die Eigenverantwortung setzte das Gremium auch bei der letzten Mail: Ein Bürger ärgerte sich, dass der Durchgang beim Gasthaus Nagerl, eine Abkürzung zum Bahnhof, plötzlich verbarrikadiert und deshalb ein längerer Weg zu den Gleisen notwendig sei. Karl Göls (CSU/FW) verstand diesbezüglich die Welt nicht mehr und meinte: „Ja, dann muss man halt fünf Minuten früher aufstehen, es gibt ja einen Weg zum Bahnhof“. Diese Meinung teilte auch Rathaus-Chef Martin Ernst und erklärte zudem, dass die Abkürzung über Privatgrund verlaufe.  

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