Pflegeauszeit auf dem Bauernhof

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Freuen sich auf Ihre Gäste auf dem Erlebnis- und Auszeithof, dem Würmseefelder Hof in Machtlfing: Johannes und Franziska Ortner mit Nesthäkchen Franzi. © Dagmar Rutt

Der Arbeitskreis „Demenzfreundliche Kommune“ im Landkreis Starnberg startet mit einem neuen Programm für Betroffene und deren An- und Zugehörige. Die Anmeldung für die erste „Auszeit aus dem (Pflege-)Alltag“ am 25. September ist ab sofort möglich.

Seit 2023 gibt es in Bayern das Projekt Auszeithöfe. Bauernhöfe, auf die Senioren, Demenzkranke und deren pflegende An- und Zugehörige eingeladen werden, um die Welt des Bauernhofs in entspannter Atmosphäre zu erfahren. In diesem Jahr will der Arbeitskreis „Demenzfreundliche Kommune“ dieses Angebot erstmals im Landkreis Starnberg als „Auszeit aus dem (Pflege-)Alltag“ anbieten. Ein Pilotprojekt. Die Auftaktveranstaltung ist für den 25. September auf dem Erlebnisbauernhof Würmseefelder Hof der Familie Ortner in Machtlfing geplant.

Der Arbeitskreis „Demenzfreundliche Kommunen“ ist ein Zusammenschluss verschiedener Einrichtungen im Landkreis. Unter seinem Dach findet sich der Pflegestützpunkt Starnberg, der Seniorentreff Starnberg, die Ilse-Kubaschewski-Stiftung Starnberg, die Fachstelle für pflegende Angehörige in Inning, die Gemeinde Gilching und die Fachstelle für Senioren. Aus diesem Kreis heraus wurde die Idee geboren und der Kontakt mit dem Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern“ hergestellt, der verschiedene Auszeithöfe in Bayern miteinander vernetzt. Seit diesem Jahr auch zwei im Landkreis Starnberg, Beide sind bereits Erlebnisbauernhöfe: In Unering der Hof der Familie Berchtold mit Erlebnisbäuerin Brigitte Berchtold und der Würmseefelder Hof in Machtlfing.

Einkommensalternativen in der Landwirtschaft gewinnen zunehmend an Bedeutung. Entstanden ist schon 2018 daraus der Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern“. Soziale Landwirtschaft bedeutet, dass die Betriebe Wertschöpfung in der Landwirtschaft, der bäuerlichen Hauswirtschaft, im Forst oder Gartenbau erzielen und diese gleichzeitig mit sozialen Angeboten wie beispielsweise der Betreuung von Kleinkindern oder Senioren oder Mitarbeit von Menschen mit Behinderung auf dem Hof verbinden. Das Projekt Auszeithöfe gehört dazu und wird für Mitglieder des Vereins „Soziale Landwirtschaft“ durch den Bayerischen Demenzfonds gefördert. Die beiden Erlebnisbauernhöfe in Unering und Machtlfing werden im September offiziell in den erlauchten Kreis aufgenommen. Kurz bevor das Pilotprojekt in Machtlfing startet.

Für unsere Gäste wünsche ich mir vor allem eines: ein gutes Gefühl und Freude.

Franziska Ortner ist gespannt. Die 47-jährige Bäuerin und Mutter von fünf Kindern ist gelernte Krankenschwester. Sie hat im ambulanten Pflegedienst gearbeitet, bevor sie Mutter wurde. Und bevor Nesthäckchen Franziska (5) auf die Welt kam, arbeitete sie auch in einer Tagespflege. Nach der Geburt der jüngsten Tochter ließ sich Franziska Ortner zur Erlebnisbäuerin ausbilden. So wurde der landwirtschaftliche Betrieb der Ortners vor zwei Jahren zum Erlebnisbauernhof. „Senioren und Menschen mit Behinderung liegen mir aber weiter am Herzen“, erklärt die Machtlfingerin im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. So war es wohl eine logische Folge, dass sie im April dem Verein „Soziale Landwirtschaft“ beitrat und ab September gemeinsam mit ihrem Mann Johannes neben dem Erlebnis- auch einen Auszeithof anbieten kann. „Senioren erleben Tiere und Hof noch mal anders als Kinder“, weiß Franziska Ortner aus ihrer Berufserfahrung. Tiere gäben ihnen Ruhe und Entspannung, „sie geben ihnen einfach ein gutes Gefühl – beiden Seiten. Denn auch die Angehörigen erreichen die Betroffenen bei diesen Gelegenheiten ganz anders.“

Sonja Herrmann von der Fachstelle für pflegende Angehörige bei der Nachbarschaftshilfe Inning ist begeistert. Sie kennt das Projekt über die Alzheimergesellschaft, die in Inning regelmäßig Schulungen für Ehrenamtliche anbietet und die ebenfalls mit dem Verein „Soziale Landwirtschaft“ zusammenarbeitet. „Wir müssen sehen, was sich daraus entwickeln kann“, sagt sie. Möglicherweise ließe sich die „Auszeit“ monatlich ermöglichen, vielleicht ließen sich die Auszeithöfe auch für Einzelpersonen öffnen. So weit vorgreifen will Sonja Herrmann aber nicht.

Die Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 25. September, ist eine Gruppenveranstaltung für Betroffene und deren Angehörige – für zehn Paare oder maximal 20 Personen. Es gibt eine Führung über den Hof. Die Teilnehmer tauchen in die Welt des Bauernhofs ein. Sie dürfen die Tiere füttern, wenn sie möchten, oder anfassen. Im Anschluss ist ein entspannter Austausch bei Kaffee und Kuchen vorgesehen. „Für unsere Gäste wünsche ich mir vor allem eines: ein gutes Gefühl und Freude“, sagt Franziska Ortner.

Anmeldungen für die erste „Auszeit aus dem (Pflege-)Alltag“ am 25. September sind ab sofort möglich beim Pflegestützpunkt in Starnberg unter (0 81 51) 14 87 77 33. Dort sind auch weitere Informationen erhältlich.

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