Nicht nur das Aus in der 119. Minute: Diese Sommermärchen-Parallelen lassen Deutschland wieder träumen
Verrückte Sommermärchen-Parallelen lassen Deutschland wieder träumen
Die EM 2024 endet für Deutschland ohne Titel, aber mit einem neuen Sommermärchen. Fans und Nationalmannschaft sind wieder vereint, wie bereits vor 18 Jahren.
München – Es ist noch immer schwer zu fassen: Der Traum vom EM-Triumph auf heimischem Boden ist zerplatzt. Eine vergleichbare Möglichkeit ist noch nicht einmal in ferner Zukunft absehbar. Deutschland musste vor der EM 2024 ganze 18 Jahre auf ein großes Fußballereignis im eigenen Land warten. Schon vor dem „Sommermärchen“ der WM 2006 waren es 18 Jahre seit der EM 1988 in Deutschland.
Die Bundesrepublik hat „sein liebstes Kind zurückgewonnen“
Sollte sich dieser Rhythmus fortsetzen, wäre die nächste Gelegenheit für ein drittes Sommermärchen erst bei der WM 2042 gegeben. Trotz des bitteren Viertelfinal-Aus gegen Spanien lässt sich allerdings bereits jetzt festhalten: Deutschland hat das Sommermärchen von 2006 wiederbelebt. Oder wie Toni Kroos es ausdrücken würde: Deutschland hat „sein liebstes Kind zurückgewonnen“.
Nach den enttäuschenden Turnieren 2018, 2021 und 2022 scheint die Verbindung zwischen den Fans und der Nationalmannschaft endlich wieder gestärkt zu sein. Selbst der Last-Minute-Knockout durch Mikel Merino konnte daran nichts ändern. Die DFB-Elf zeigte sich ihren Fans und dem ganzen Land leidenschaftlich und emotional.

Nationalmannschaft lässt Deutschland bei EM jubeln – auch ohne Titel
Julian Nagelsmann sprach nach dem Ausscheiden davon, dass fast die gesamte Mannschaft Tränen in den Augen hatte, als sie das Base-Camp in Herzogenaurach viel zu früh verlassen musste. Der Bundestrainer selbst kämpfte sichtlich mit seinen Emotionen bei diesen Aussagen. Solche Momente schaffen eine Verbindung, die über den Erfolg hinausgeht.
Auch vor 18 Jahren war das der Fall: Die Nationalmannschaft kam aus einer sportlich schwierigen Phase. Bei der EM 2004 scheiterte die DFB-Elf unter Rudi Völler bereits in der Gruppenphase und selbst im März des WM-Jahres deutete nichts auf das bevorstehende Sommermärchen hin. Im Freundschaftsspiel gegen Italien gab es damals eine 1:4-Niederlage – inklusive Ehrentreffer von Robert Huth in der 82. Minute.
WM 2006 war der Beginn einer goldenen Ära
Nur vier Monate später begeisterte das Team von Jürgen Klinsmann das ganze Land. Bis Italien wieder auftauchte. Im Halbfinale zerstörte Fabio Grosso die deutschen Träume spät in der Verlängerung. Genauso spät wie Mikel Merino fast zwei Jahrzehnte später. Beide Tore fielen in der 119. Minute, als sich alle auf ein Elfmeterschießen vorbereiteten. Und dort wäre Deutschland damals wie heute – allein aufgrund der Tradition – der Favorit gewesen. Es kam jedoch beide Male anders.
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Doch wie nach der WM 2006 ist auch 2024 von Trübsal im Land keine Spur. Denn so bitter das Aus bei der Heim-WM 2006 auch war: Es war der Beginn einer goldenen Ära. Finale bei der EM 2008, Halbfinals bei der WM 2010, EM 2012 und EM 2016 – und natürlich der Triumph in Rio bei der WM 2014 als Höhepunkt. Deutschland erreichte über zehn Jahre lang bei allen Großereignissen mindestens das Halbfinale.
Auch beim Kader gibt es Parallelen zu 2006
Obwohl die DFB-Elf bei der Heim-EM den ältesten Kader des Turniers hatte, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ein radikaler Umbruch notwendig ist. Auch 2006 waren mit Jens Lehmann, Oliver Kahn, Bernd Schneider, Jens Nowotny, Michael Ballack oder Thorsten Frings einige erfahrene Spieler im Kader, die nach dem Turnier oder spätestens der EM 2008 ihre DFB-Karriere beendeten.
Manuel Neuer, İlkay Gündoğan oder Thomas Müller werden sich nun dieselbe Frage stellen. Dass ein Nachfolger für Toni Kroos benötigt wird, steht ohnehin schon länger fest. Wie Löw 2006, kann sich auch Nagelsmann 2024 auf andere Stützen verlassen. Vor 18 Jahren waren das Philipp Lahm, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski. Heute sind es Jamal Musiala, Florian Wirtz oder auch der immer noch erst 25 Jahre alte Kai Havertz.
2006 dauerte es acht Jahre bis zum WM-Triumph – und jetzt?
Der Bundestrainer hat direkt nach dem tränenreichen K.o. gegen Spanien den WM-Titel 2026 in Nordamerika als Ziel ausgerufen. Ob es in zwei Jahren dann wirklich schon damit klappt, bleibt abzuwarten. 2006 dauerte es bekanntlich auch noch acht Jahre bis zum ersehnten Triumph … (kk)