Im chinesischen Wuhan - BND glaubt an Laborunfall als Ausgang der Corona-Pandemie

Zu dieser Bewertung kam der deutsche Geheimdienst nach Informationen von  „Süddeutscher Zeitung“ und „Zeit“ bereits im Jahr 2020. Grundlage waren neben einer Analyse öffentlicher Daten vor allem Material, das im Rahmen einer nachrichtendienstlichen Operation mit dem Codenamen „Saaremaa“ beschafft wurde. 

Dabei handelt es sich unter anderem um wissenschaftliche Daten aus chinesischen Forschungseinrichtungen, darunter dem „Wuhan Institut für Virologie“, einer der führenden chinesischen Einrichtungen für Viren-Forschung. Neben Hinweisen auf riskante sogenannte „Gain-of Function“-Experimente, der künstlichen Veränderung von in der Natur vorkommenden Viren, soll das Material auch zahlreiche Verstöße gegen Vorschriften für die Labor-Sicherheit nachweisen. 

Labor-These wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von „80-95“ Prozent bewertet

Den Auftrag, die Herkunft des neuartigen SARS CoV-2-Virus zu untersuchen, hatte das Kanzleramt erteilt. Noch in der Regierungszeit von Angela Merkel unterrichtete BND-Präsident Bruno Kahl persönlich das Kanzleramt über die nachrichtendienstliche Operation und die Bewertung des Dienstes. Die Labor-These wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von „80-95“ Prozent bewertet. Das Kanzleramt entschied allerdings, die brisante Einschätzung unter Verschluss zu halten. Merkel wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern, ob sie von dem Vorgang Kenntnis erhielt. Der damalige Kanzleramtsminister Helge Braun und der für die Nachrichtendienste zuständige Staatssekretär, Johannes Geismann, wollten sich ebenfalls nicht äußern. 

Christian Drosten spricht am 14. Januar 2022 bei einer Pressekonferenz.
Christian Drosten spricht bei einer Pressekonferenz. dpa

Hochrangige externe Wissenschaftler prüfen BND-Erkenntnisse

Direkt nach dem Regierungswechsel von Merkel zu Olaf Scholz informierte Kahl das Kanzleramt erneut. Das für die Kontrolle der Nachrichtendienste zuständige Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages wurde hingegen nicht unterrichtet, ebenso wenig wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ende vergangenen Jahres entschied die Bundesregierung, externe Experten mit der Überprüfung der BND-Erkenntnisse zu beauftragten. Seit dem vergangenen Dezember prüfen im Auftrag des Kanzleramts hochrangige externe Wissenschaftler die Validität der BND-Erkenntnisse. Zu der Gruppe gehören der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Lars Schade und der Berliner Virologe Christian Drosten. Ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor. Auf einen detaillierten Fragenkatalog erklärte ein Regierungssprecher: „Zu nachrichtendienstlichen Angelegenheiten nehmen wir grundsätzlich öffentlich nicht Stellung.“ Auch der BND äußert sich nicht. 

BND informierte auch die CIA

Im vergangenen Herbst informierte der BND auch detailliert die CIA. Diese erklärte im Januar überraschend, man gehe jetzt mit „geringer Überzeugung“ von einem Unfall aus. Die Frage der Herkunft des Virus gehört bis heute zu den größten naturwissenschaftlichen Rätseln, die Aufklärung wird erschwert, weil die chinesische Regierung Untersuchungen der WHO blockiert. Diese hat bereits vor Jahren alle Staaten aufgerufen, ihr zur Verfügung stehende Informationen zur Verfügung zu stellen.