Eskalation im Nahen Osten - Biden: Gespräche mit Israel über mögliche Angriffe auf iranische Ölanlagen
Angesichts der Eskalationsspirale im Nahen Osten hat das Auswärtige Amt deutsche Staatsbürger im Iran zur Ausreise aufgefordert. Israel verbietet UN-Generalsekretär António Guterres die Einreise. Ein neuer Bericht schürt die Sorge vor einem Angriff auf die Atomanlagen des Iran. Alle Entwicklungen im Newsticker.
Biden: Gespräche mit Israel über mögliche Angriffe auf iranische Ölanlagen
17.15 Uhr: Die US-Regierung führt nach den Worten von Präsident Joe Biden Gespräche mit Israel über mögliche Angriffe auf die Ölinfrastruktur des Iran. Auf die Frage, ob er israelischen Attacken auf iranische Ölanlagen zustimmen würde, sagte Biden am Donnerstag: „Wir führen darüber Gespräche.“ Dann fuhr der Präsident mit einem Satz fort, den er nicht beendete: „Ich denke das wäre ein bisschen... wie auch immer.“
Der Ölpreis zog nach diesen Äußerungen sofort an. Die internationale Referenzsorte Brent legte an den Märkten um vier Prozent zu, die US-Rohölsorte WTI um fünf Prozent.
Kurz zuvor hatte Biden gesagt, er gehe nicht davon aus, dass die Antwort Israels auf den iranischen Raketenangriff noch am Donnerstag erfolgen werde. Am Mittwoch hatte der Präsident erklärt, ein etwaiger Angriff Israels auf iranische Atomanlagen werde von den USA nicht unterstützt.
Iran bestellt deutschen Botschafter ein
14.28 Uhr: Der Iran hat angesichts diplomatischer Differenzen den deutschen Botschafter einbestellt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, sei neben dem neuen Botschafter Markus Potzel in Teheran separat auch der Leiter der österreichischen Vertretung ins Außenministerium zitiert worden. Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel.
Am Mittwoch hatte Deutschland als Konsequenz aus Irans Angriff auf Israel den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt. Da der Botschafter nicht in der Stadt gewesen sei, habe man dem Geschäftsträger der Botschaft deutlich gemacht, dass die Bundesregierung den Angriff auf das Allerschärfste verurteile.
Bericht: Israelische Geheim-Operation verhindert nächsten Terror-Angriff der Hisbollah
12.19 Uhr: In der Nacht zu Dienstag kündigte die israelische Armee eine „begrenzte“ Offensive auf libanesischem Boden an. Später gab die Armee bekannt, dass bereits seit Monaten über 70 Spezialoperationen im Südlibanon durchgeführt worden waren, um Angriffe der Hisbollah vorzubereiten.
Wie die „Bild“ berichtet, waren die Israel Defense Forces (IDF) unentdeckt bis zu drei Kilometer in libanesisches Gebiet vorgedrungen, um Hisbollah-Planungen aufzudecken, die an den Hamas-Angriff vom 7. Oktober des vergangenen Jahres erinnerten. Ziel der Hisbollah war es, Überfälle auf drei israelische Grenzorte mit der Operation „Galiläa erobern“ zu verüben.
Bei den Einsätzen entdeckten die IDF-Soldaten zahlreiche Bunker und Tunnel, die bis zu 25 Meter tief reichten. Dort fanden sie Waffenlager, Sprengstoff, Raketen und Kommunikationsausrüstung. Insgesamt wurden 1000 Standorte offengelegt, teils versteckt in Wohnhäusern.
Der Schacht eines Tunnels führte gar bis auf 30 Meter heran an die israelische Grenze. Zudem erbeuteten die israelischen Soldaten verschiedenste Sprengstoffe und Geheimdokumente.
Hisbollah-Chef Nasrallah stimmte wohl Waffenruhe zu - dann starb er bei Israel-Luftangriff
11.26 Uhr: Der getötete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat dem geschäftsführenden libanesischen Außenminister zufolge kurz vor seinem Tod eine Waffenruhe mit Israel gebilligt. „Er hat zugestimmt“, sagte Abdullah Bu Habib dem US-Fernsehsender CNN. Der Libanon habe „vollständig zugestimmt“, nachdem der Parlamentsvorsitzende Nabih Berri sich mit der Hisbollah abgesprochen habe. „Wir haben die Amerikaner und die Franzosen informiert“, sagte Habib.
US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten zu einer 21 Tage langen Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah aufgerufen. Der Forderung schloss sich eine größere Staatengruppe an. Die drei Wochen sollten Raum schaffen für eine diplomatische Lösung des Konflikts sowie im Gaza-Krieg. Die Hisbollah hatte ihre angebliche Zustimmung zu dem Vorschlag selbst nicht öffentlich erklärt.

Die USA und Frankreich hätten mitgeteilt, dass auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Waffenruhe zugestimmt habe, sagte Habib. „Also haben wir auch die Zustimmung der Hisbollah eingeholt und Sie wissen, was seitdem passiert ist.“
Israels Armee hatte Nasrallah bei einem massiven Luftangriff südlich von Beirut kurz nach der Waffenruhe-Forderung getötet.
Neuer Bericht schürt Sorge vor israelischer Attacke auf iranische Atomanlagen
09.22 Uhr: Israels Armee setzt nach erneutem Beschuss die Angriffe auf die Hisbollah-Miliz im Libanon fort. Erneut werden auch Wohngebiete der Hauptstadt Beirut zum Ziel. Das Militär meldete dort am späten Abend einen „präzisen“ Angriff. Im Stadtviertel Basta-Bachoura wurden nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen bei einem Luftangriff getötet. Derweil sprach sich US-Präsident Joe Biden nach dem Raketenangriff des Irans auf Israel gegen eine Attacke auf Atomanlagen der Islamischen Republik aus. „Die Antwort ist nein“, sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters. Israel habe aber ein Recht, auf Irans Angriff zu reagieren. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter.
Biden hatte dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom Dienstag gut abzuwägen. In einer gemeinsamen Schalte der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) sei auch über neue Sanktionen gegen den Iran gesprochen worden, wie das Weiße Haus mitteilte. Man arbeite an einer gemeinsamen Erklärung, hieß es weiter. Israel bereite sich darauf vor, auf den iranischen Raketenangriff mit Attacken innerhalb des Irans in den kommenden Tagen zu reagieren, berichtete das US-Nachrichtenportal „Axios“.
Laut israelischen Beamten könnten Ölförderanlagen und andere strategische Einrichtungen im Iran ins Visier genommen werden, berichtete das Nachrichtenportal weiter. Die „New York Times“ hatte zuvor unter Berufung auf US-Beamte gemeldet, in einem möglichen Szenario könnte Israel auch Irans Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natans, dem Herzstück des iranischen Atomprogramms, könnten im Visier stehen, hieß es. Der Iran behauptet, es diene nur zivilen Zwecken. Das sehen Israel und der Westen anders.
„Israel darf diese einmalige Gelegenheit zur Zerstörung des iranischen Atomprogramms nicht verpassen“, schrieb der frühere israelische Ministerpräsident Naftali Bennett auf der Plattform X. „Wenn wir es jetzt nicht tun, sehe ich nicht, dass es jemals passieren wird“, meinte er. UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Konfliktparteien erneut zu einer Waffenruhe auf. „Die wütenden Brände im Nahen Osten entwickeln sich rasch zu einem Inferno“, sagte er bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.
Huthi-Miliz im Jemen greift Großraum Tel Aviv mit Drohnen an
Donnerstag, 03. Oktober, 08.56 Uhr: Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen hat nach eigenen Angaben erneut die israelische Küstenmetropole Tel Aviv mit Drohnen angegriffen. Das israelische Militär teilte mit, eine Drohne vor der Küste im Großraum Tel Aviv abgefangen zu haben. Eine weitere Drohne fiel demnach auf offenes Gelände.
Die Huthi erklärten, die Drohnen hätten ihr Ziel erreicht. Die Miliz habe die angeblich neuen Drohnen namens „Jaffa„ eingesetzt, die Sari erstmals im Juli erwähnte. Tel Aviv liegt etwa 1.800 Kilometer vom Jemen entfernt.
In der südlich von Tel Aviv gelegenen Stadt Bat Jam gab es Raketenalarm. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht.
Die Huthi-Miliz hatte eine mit Sprengstoff beladene Drohne im Juli in Richtung Tel Aviv fliegen lassen. Diese schlug in ein Haus im Zentrum der Stadt ein. Ein Mann wurde getötet, mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Sari sagte anschließend, die neue Drohne “Jaffa“ könne Abfangsysteme durchdringen und würde von Radarsystemen nicht erkannt.
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