Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) weist Vorwürfe zurück, er würde Interessen seines politischen Amts mit seiner früheren Tätigkeit als Verleger vermischen.
Die Beschuldigung, er verkaufe „Einfluss auf politische Entscheidungsträger“, sei „schlicht eine Lüge, gegen die ich mich juristisch zur Wehr setzen werde“, sagte Weimer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Es gebe bei ihm, so Weimer, „eine klare Trennung zwischen politischem Amt und früherer Tätigkeit als Verleger“.
Hintergrund sind Recherchen des Portals „Apollo News“, wonach die von Weimer gegründete Weimer Media Group auf dem jährlichen Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee Unternehmen gegen Geld exklusiven Zugang zu Bundesministern bieten und mit „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“ werben soll.
Wolfram Weimer wehrt sich gegen Vorwürfe eines Newsportals
Ein Sprecher von Kulturstaatsminister Weimer hatte gegenüber dem ZDF erklärt, bei den Vorwürfen handele es sich um eine „Kampagne rechter Medien“. „Apollo News“ wird von Experten in seiner Ausrichtung dem rechten Spektrum zugeordnet.
Weimer lässt die Vorwürfe mittlerweile durch den renommierten Medienanwalt Christian Schertz juristisch prüfen. Schertz, der sowohl Wolfram Weimer als auch dessen Frau Christiane Goetz-Weimer vertritt, wies in einer Presseerklärung darauf hin, dass Wolfram Weimer „jegliche operative Funktion in der Weimer Media Group vor seinem Amtsantritt als Staatsminister“ niedergelegt habe.
Schertz betonte, Weimer sei „mithin an keinerlei Entscheidungsprozessen und/oder der Durchführung von Veranstaltungen durch das Unternehmen mehr beteiligt“. Seit seiner Berufung zum Staatsminister nehme Wolfram Weimer auch nicht mehr an dem von der Weimer Media Group organisierten Ludwig-Erhard-Gipfel teil und werde dies selbstverständlich auch weiterhin so handhaben.
Wolfram Weimer ist nach Angaben eines Unternehmenssprechers bis heute zu 50 Prozent an der Weimer Media Group beteiligt, übe aber keine Stimmrechte aus. Seine Frau hält die anderen 50 Prozent.
Grünen- und Linken-Politiker fordern vollständige Aufklärung
Grünen- und Linken-Politiker fordern unterdessen vollständige Aufklärung der Vorwürfe und umfassende Transparenz.
„Jede Unklarheit über mögliche Interessenvermischungen beschädigt die Glaubwürdigkeit des Amtes und untergräbt das Vertrauen der Öffentlichkeit“, so der Grünen-Politiker Sven Lehmann, Vorsitzender des Kulturausschusses im Bundestag. Der medienpolitische Sprecher der Linken, David Schliesing, warf Weimer „das direkte Vergolden seines Amtes durch sein Medienunternehmen“ vor.
Die bayerische Staatsregierung hat unterdessen eine Überprüfung eingeleitet, ob der Ludwig-Erhard-Gipfel weiter staatliche Unterstützung bekommen soll oder nicht. Ein Sprecher sagte: „Die Staatsregierung hat eine interne Compliance-Prüfung zum Ludwig-Erhard-Gipfel veranlasst. Dabei werden auch aktuelle Medienberichte über angebliche Angebote und Leistungen berücksichtigt.“
Bericht: Exklusive Zugänge zu Spitzenpolitikern angeboten
„Apollo News“ hatte unter Berufung auf Unterlagen berichtet, dass die Weimer Media Group für den nächsten Ludwig-Erhard-Gipfel im April 2026 unter anderem vier Mitglieder der Bundesregierung angekündigt hat: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, Landwirtschaftsminister Alois Rainer, Forschungsministerin Dorothee Bär und Kanzleramtsminister Thorsten Frei, allesamt Unionspolitiker.
Interessierten Unternehmen würde die Weimer Media Group exklusive Zugänge zu diesen Spitzenpolitikern anbieten. Kunden könnten demnach unterschiedliche Pakete zu Preisen zwischen 40.000 Euro und 80.000 Euro netto buchen.
Wolfram Weimer ist seit diesem Jahr Kulturstaatsminister. Er war unter anderem Chefredakteur der "Welt", des FOCUS und des "Cicero". 2012 gründete er mit seiner Ehefrau die Weimer Media Group. Wolfram Weimer gab seine Verlags-Aufgaben im Frühjahr 2025 ab, als sich sein Wechsel in die Politik abzeichnete. Seine Frau führt die Verlags-Geschäfte nun alleine. Einige Publikationen der Gruppe, darunter auch The European, sind im Partnernetzwerk von FOCUS online.