Mit Autismus am Arbeitsmarkt erfolgreich: Niklas Rausch zeigt, wie's geht

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Niklas Rausch (Mitte) hat Martina Ackermann (r., Leiterin Servicedienste) und Anja Wittmann (l.) von der Heiliggeist Service GmbH mit seiner Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit von sich überzeugt. © Agentur

Niklas Rausch ist Autist und im Freisinger Seniorenzentrum als Gebäudereiniger ein geschätzter Mitarbeiter. Sein Erfolg hat eine Botschaft.

Freising – Die Nachfrage nach Arbeitskräften auf dem regionalen Arbeitsmarkt ist groß. So waren 2023 monatlich durchschnittlich rund 2100 bei der Arbeitsagentur gemeldete Arbeitsstellen im Landkreis Freising vakant. Und dennoch: Menschen mit Behinderung haben es oftmals schwer, eine passende Arbeitsstelle zu finden. Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit Freising rund 260 Menschen mit Schwerbehinderung aus dem Landkreis arbeitslos gemeldet. Viele von ihnen sind gut ausgebildete Fachkräfte, die unter anderem in den Bereichen Verkehr und Logistik, Sicherheit, Handel, Unternehmensorganisation oder Erziehung eine neue Arbeitsstelle suchen.

Von einer „Erfolgsgeschichte“ berichtet nun Kathrin Stemberger, Presse- und Marketingbeauftragte der Arbeitsagentur: Seine Chance bekommen und genutzt hat nämlich Niklas Rausch. Der 20-Jährige aus dem Landkreis Freising absolvierte mit einem hervorragenden Prüfungsergebnis seine Ausbildung zum Gebäudereiniger im Berufsbildungswerk. Seit November ist er nun im Freisinger Seniorenzentrum beschäftigt. Ein Glücksfall für seine Chefin Martina Ackermann. Für sie hat seine Diagnose Autismus bei seiner Einstellung keine Rolle gespielt: „Herr Rausch ist im Vorstellungsgespräch sicher und kompetent aufgetreten. Beim Probearbeiten hat man sofort gespürt, dass ihm die Arbeit Spaß macht und er sehr motiviert und zuverlässig ist.“

Auch für Niklas Rausch war es genau die richtige Entscheidung, sich eigeninitiativ beim Seniorenzentrum zu bewerben: „Man macht nicht nur sauber, sondern man lebt hier einfach mit.“ So nimmt er sich immer wieder auch die Zeit, mit den Heimbewohnerinnen und -bewohnern zu sprechen und ihnen zuzuhören. Er hat seinen Platz gefunden und nicht nur seine Arbeitgeberin, sondern auch das gesamte Team auf ganzer Linie überzeugt – menschlich und fachlich.

Im Seniorenzentrum gibt es ein modernes Reinigungssystem. Es wird streng darauf geachtet, dass keine Keimverschleppung, beispielsweise von Zimmer zu Zimmer, erfolgen kann. Aufgrund seiner Ausbildung zum Gebäudereiniger wird im kommenden Jahr der Aufgabenbereich des 20-Jährigen weiter ausgebaut: Der Umgang mit größeren Reinigungsmaschinen wird dann auch zu seinen Tätigkeiten gehören.

Martina Ackermann hat sich bei der Personalsuche nicht von einer Diagnose beirren lassen. Sie möchte auch allen anderen Unternehmen raten, jedem die Chance zu geben, sich in der Praxis zu beweisen. Ganz nach dem Motto: Probieren wir es einfach! „Jeder Mitarbeitende, egal ob mit oder ohne Behinderung, hat seine Stärken und Schwächen“, betont Martina Ackermann. „Zudem bekommt man auch viel Unterstützung und Beratung von der Agentur für Arbeit rund um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Letztlich war die Einstellung von Niklas Rausch nicht mit mehr Aufwand für die Personalabteilung verbunden als andere Einstellungen auch.“  

Gut zu wissen

Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen wollen, werden von der Agentur für Arbeit unterstützt: Sie hilft bei der Auswahl geeigneter Bewerber und berät zu Fördermöglichkeiten – von Zuschüssen zum Gehalt bis hin zur behindertengerechten Ausgestaltung des Arbeitsplatzes. Betriebe, die sich informieren möchten, können sich an ihre persönliche Ansprechperson im Arbeitgeber-Service ihrer Arbeitsagentur wenden oder die kostenfreie Service-Rufnummer (0800) 4 55 55 20 nutzen. (ft)

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