Gefällte Stadtplatz-Linden: Zwei Penzberger Vereine sollen Ideen für „Mordnacht“-Gedenken liefern

  • Andreas Baar
    VonAndreas Baar
    schließen

Vor einem Jahr fällt die Stadt Penzberg drei Linden am Stadtplatz. Zwei standen unter Denkmalschutz und haben „Mordnacht“-Bezug. Ihre Zukunft ist unklar. Der Stadtrat verschob eine Entscheidung.

Penzberg – Am 29. Februar 2024 ließ die Stadt Penzberg auf dem Stadtplatz drei Winterlinden entlang der Bahnhofstraße fällen. Begründet mit dem schlechten Zustand und der Verkehrsgefährdung. Der Fällaktion gingen Proteste voran – mit dem Argument, dass zumindest die markante Linde an der Hauptkreuzung ein Tatort der „Penzberger Mordnacht“ gewesen sei. Geklärt wurde die Frage bis heute nicht. Jener Baum und sein Nachbar wurden allerdings noch unter Denkmalschutz gestellt, dennoch genehmigte das Landratsamt die Fällung. Auflage: Die Stadt muss für Nachpflanzungen sorgen. Seitdem passierte mit den gefällten Linden nichts. Seit Monaten lagern sie neben Gut Hub, der Witterung ausgesetzt.

Beschluss im Penzberger Stadtrat: Kulturgemeinschaft und Denkmalverein sollen sich Gedanken über die gefällten Stadtplatz-Linden machen

Nun beschäftigte sich der Stadtrat mit den im Rathaus eingereichten acht Bürgervorschlägen zur Nutzung der gefällten Linden. Diese reichten von einer beleuchteten Skulptur als Innendeko im Rathaus, über Baumscheiben am alten Standort mit Infotafel, eine Holzskulptur mit „Mordnacht“-Bezug, einen aufgeschnittenen Stamm mit Fotos der „Mordnacht“-Opfer bis hin zu einem neuen Denkmal als Erinnerung an den 28. April 1945 und die vor einem Jahr gefällten Linden.

Dazu kam noch der Penzberger Denkmalverein mit einer privaten 10.000 Euro-Spende für ein „Mordnacht“-Denkmal aus dem Holz an der Hauptkreuzung sowie die heimische Kulturgemeinschaft mit der Idee, einen Holzbildhauer-Wettbewerb für zwei thematisch an der „Mordnacht“ orientierten Holzfiguren zu veranstalten (die Kosten würde der Verein tragen). Desweiteren lagen zwei Vorschläge von Kulturamtsleiter Thomas Kapfer auf dem Tisch: Aus Teilen des Lindenholzes könnten kleine Statuen oder Medaillen für einen städtischen „Demokratiepreis“ gefertigt werden. Oder Holztafeln mit „Mordnacht“-Infos für Penzbergs Schulen.

Wenig konkreter Beschluss

Am Ende wollte sich der Stadtrat nicht auf eine einzelne Linden-Idee festlegen. Die „Rosinen rauspicken“ aus den Vorschlägen, hatte zuvor Katharina von Platen (Grüne) angeregt. Heraus kam deshalb ein Beschluss, der wenig konkret war: Denkmalverein und Kulturgemeinschaft werden ins Boot geholt und sollen Vorschläge, die als Richtschnur dienen, erarbeiten. Dagegen stimmte lediglich Christian Abt (CSU).

Gegen die Fällung der Stadtplatz-Linden hatte sich Protest geregt. Nach der Fällaktion brannten Kerzen auf den Baumstümpfen.

Keine Neupflanzungen bis 28. April

Kulturamtsleiter Kapfers Mahnung, angesichts der unter freiem Himmel leidenden empfindlichen gefällten Linden eine „baldige Entscheidung“ zu fällen, war ungehört verhallt. Klar ist nur: Bis zum 28. April, dem Jahrestag der „Mordnacht“ vor dann 80 Jahren, wird es keine Neupflanzungen am Stadtplatz geben. Der vorhandene Boden reiche nicht aus, zudem sei der alte Standort an der Bushaltestelle nicht ideal, machte Stadtbaumeister Justus Klement den Räten deutlich. Das alles brauche Planungen. Und „kostet Geld“.

Kritik an Verzögerung

Eine Verzögerung, die Hardi Lenk (SPD) kritisierte: Die „Mordnacht“ sei ein „sehr heikles und wichtiges Thema“ für Penzberg und der Pflanzbescheid der Kreisbehörde länger bekannt. Neue Bäume sollte wenigstens so schnell wie möglich her. „Das sind wir unserer Geschichte schuldig.“ Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) will es in die Haushaltsberatungen mitnehmen – es gehe um einen fünfstelligen Betrag, oder höher.

Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.