Trotz US-Luftschlägen: Huthi-Rebellen greifen erneut Handelsschiff im Roten Meer an
US-Präsident Joe Biden kündigt weitere Luftschläge auf die Huthi an – doch das hält deren Angriffe auf Schiffe im Roten Meer nicht auf.
Sanaa – Die Huthi-Rebellen haben vor der Küste Jemens erneut ein US-Handelsschiff angegriffen. Seit dem 19. Oktober kommt es vor der Küste des Landes häufig zu solchen Zwischenfällen. Die Miliz erklärte in der Nacht auf Freitag, den Tanker „Chem Range“ im Golf von Aden mit Raketen attackiert zu haben. Diese haben das Schiff nach Aussage der Miliz mehrfach getroffen.
Dem widerspricht die für die Region zuständigen Kommandozentrale der US-Streitkräfte, Central Command. Laut ihrer Aussage, haben die Huthi den Tanker zwar mit zwei Anti-Schiffs-Raketen angegriffen, aber nicht getroffen. „Die Besatzung hat beobachtet, wie die Raketen in der Nähe des Schiffs im Wasser einschlugen“, so das Regionalkommando im Kurzbotschaftendienst X (früher Twitter). Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben. Daher habe die „Chem Range“ ihre Fahrt unbehelligt fortsetzen können.
US-geführte Koalition setzt Angriffe fort - „klare Botschaft an die Huthi“
Auch die Sicherheitsfirma Ambrey berichtete, dass ein nicht weiter benannter Chemie-Tanker, der unter der Flagge der Marshall-Inseln fährt, in der Region angegriffen worden sei. Dem Schiff hätten sich zwei Drohnen genähert, eine davon sei etwa 30 Meter entfernt im Meer gelandet. Die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) machte ähnliche Angaben. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Schiff um die „Chem Range“. Wie das Central Command bekannt gab, fährt diese unter der Flagge der Marshallinseln. Betrieben wird sie von einer griechischen Firma; Besitzer ist eine US-Reederei. Daten der Plattform Marine Traffic zufolge fährt das Schiff von Jeddah in Saudi-Arabien nach Kuwait.
Am Donnerstag (18. Januar) hatte das US-Militär erneut Stellungen der Huthi bombardiert und dabei nach eigenen Angaben auch einige Antischiffsraketen getroffen. Bereits am Freitag vor einer Woche (12. Januar) hatte eine von den USA und Großbritannien geführte Koalition begonnen, Ziele entlang der Küste des Jemen anzugreifen. Laut US-Verteidigungsminister eine „klare Botschaft an die Huthi, dass sie einen Preis dafür zahlen werden, wenn sie ihre illegalen Angriffe nicht einstellen“.
Die Huthis nicht aufhalten, aber schwächen - USA drohen weitreichende Konsequenzen an
John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, erklärte, die Angriffe würden so lange fortgesetzt, wie sie nötig seien. Die Huthi hätten die Wahl, sie könnten mit ihren Attacken aufhören. Wenn sie das nicht täten, stünden den USA zusätzliche Möglichkeiten zur Verfügung - und man zögere nicht, diese zu nutzen. Auch US-Präsident Joe Biden befürwortet, dass die Luftangriffe fortgesetzt werden. Auf Nachfrage von Reportern, ob solche Angriffe die Huthi-Miliz stoppen werden, bemerkte Biden: „Halten sie die Huthis auf? Nein. Werden sie weitergehen? Ja“.
Später wurde die Aussage von John Kirby ergänzt. Man nehme „den Huthi ihre Fähigkeiten. Mit jedem einzelnen dieser Angriffe“. Letztlich könne man so erneute Übergriffe auf Schiffe zumindest erschweren. Daher würden die Militäroperation so lange fortgesetzt, wie sie nötig seien. Die Huthi hätten die Wahl, sie könnten mit ihren Attacken aufhören. Wenn sie das nicht täten, stünden den USA zusätzliche Möglichkeiten zur Verfügung - und man zögere nicht, diese zu nutzen.
Huthis erneut auf Terror-Liste - „höchst unwahrscheinlich“, dass dies den gewünschten Effekt haben wird
Aufgrund der anhaltenden Angriffe auf Schiffe im Roten Meer hatte die US-Regierung die Huthi am Mittwoch (17. Januar) erneut auf die Liste der „Specially Designated Global Terrorists“ gesetzt, wie das Weiße Haus mitteilte. Damit können weiterreichende Sanktionen gegen die schiitische Miliz verhängt werden. Bei seinem Amtsantritt hatte US-Außenminister Anthony Blinken zuvor eine solche Einstufung seines Vorgängers rückgängig gemacht, um die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Jemen zu vereinfachen.
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Was bedeutet „Specially Designated Global Terrorists“?
Organisationen mit der Bezeichnung „Specially Designated Global Terrorists“ sind solche, die als Bedrohung für die Sicherheit der USA gelten. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Finanzen einer Person oder einer Gruppe. Im Fall der Houthis bedeutet dies, dass es amerikanischen Bürgern untersagt ist, die jemenitische Gruppe finanziell oder materiell zu unterstützen. Darüber hinaus wird jegliches Vermögen der Houthis in den USA eingefroren.
Die Einstufung als „Foreign Terrorist Organization“ ist jedoch umstritten. „Es scheint höchst unwahrscheinlich, dass es sich positiv auf das Verhalten der Huthis auswirkt“, meint Brian Finucane, vom US-Thinktank International Crisis Group gegenüber Al Jazeera. Laut Finucane handelt es sich um reinen Aktionismus. Zudem sei es Ausdruck der Weigerung Washingtons, anzuerkennen, dass die jüngsten Angriffe der Huthi hauptsächlich mit dem Krieg in Israel zusammenhängen.
„Dies ist eine Art Minimalmaßnahme: Beschränkung des Zugangs zu Geldern aus dem Ausland, Zugang zu internationalen Märkten. Das sind Dinge, die die Huthis nicht haben und nie hatten. Sie besitzen keine Aktien an der New Yorker Börse“, so Nabeel Khoury, ehemaliger stellvertretender Missionschef der US-Botschaft im Jemen gegenüber dem Portal. Wahrscheinlich sei, dass die Huthis den Schritt als Affront auffassen, wodurch eine weitere Eskalation angestoßen werden könnte, so Khoury. (tpn)