„Das Beste aus meiner Zeit machen“: Patrick unheilbar an Krebs erkrankt – Freunde starten Spendenaktion

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Patrick mit seiner Freundin Nola. © Privat

Patrick aus Nürnberg bleiben nur noch wenige Monate. Der junge Mann ist unheilbar an Krebs erkrankt - und will mit seiner positiven Einstellung anderen Mut machen.

Nürnberg - Patrick ist 38 Jahre alt. Mit 35 hat der Nürnberger die Diagnose Hodenkrebs bekommen. Nachdem der Krebs zunächst besiegt schien, kam er zurück. Und diese Mal steht fest: Der junge Mann wird sterben. Die Zeit, die ihm noch bleibt, will er nutzen - und hat dafür schon konkrete Pläne, wie er im Gespräch mit Merkur.de erzählt.

Patrick aus Nürnberg hat Krebs: Diagnose kam im Thailand-Urlaub

Wegen massiver Rückenschmerzen ging er damals im Thailand-Urlaub zum Arzt. Dort bekam der junge Mann die Diagnose Hodenkrebs. Das war im Februar 2022. Noch am selben Tag flog er zurück nach Deutschland und ein Marathon aus OP, Untersuchungen und Chemotherapie begann. Im Juni galt er dann zunächst als geheilt. Doch nach einiger Zeit bekam Patrick wieder Rückenschmerzen und im Dezember stand fest: Der Krebs ist zurück. Wieder bekam er eine Chemo, die er im Mai 2023 beendete. In einem Bildgebungsverfahren konnte dann erneut kein Krebs mehr nachgewiesen werden, auch die Tumormarker waren negativ. Doch kurz darauf stieg der Tumormarker erneut, der Krebs war wieder da und im August waren alle Optionen der Standardtherapie ausgeschöpft.

Doch seine Ärzte hätten sich toll um ihm gekümmert, wie er am Telefon berichtet. Sie hätten ihn für zwei Studien vorgeschlagen, bei einer habe es schließlich geklappt - er konnte teilnehmen. Im März 2024 ging es für ihn los. Doch Anfang Juni kam dann die Nachricht, dass die Therapie nicht angeschlagen habe. Es können nur noch palliative Maßnahmen getroffen werden. Der Tumor wachse sehr schnell. Ohne Therapie würde er vielleicht ein bis zwei Monate überleben, mit der aktuellen Chemo könnten es auch sechs Monate werden, „recht viel länger ist sehr unwahrscheinlich,“ so Patrick. Realistisch seien wohl drei bis vier Monate.

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Patrick aus Nürnberg unheilbar an Krebs erkrankt: „Haben viel geweint“

Patrick hat sein Schicksal mittlerweile akzeptiert. „Wenn das plötzlich gekommen wär, wärs wahrscheinlich nicht so schnell gegangen“, erzählt er am Telefon. Doch da es ein langer Prozess von zweieinhalb Jahren gewesen sei, habe er schneller seinen Frieden damit machen können. Am Anfang stand noch eine Heilungswahrscheinlichkeit von 80 bis 90 Prozent im Raum, doch da der Krebs zurückgekehrt sei und das auch ziemlich schnell, sei die Prognose auch schlechter geworden. Im Oktober 2023 habe er dann schon eine Palliativchemo bekommen, auch wenn die Ärzte es damals noch als überbrückende Chemo bis zur Studenteilnahme bezeichnet hätten. „Aber faktisch war‘s nix anderes.“

Um Weihnachten 2023 habe er sich mit seiner Freundin schließlich hingesetzt und Pläne geschmiedet, denn damals habe das Paar bereits mit dem Gedanken gespielt, dass es nicht klappen könnte. Da habe der Prozess schon begonnen. „Deswegen war das jetzt zwar knallhart, wir haben viel geweint, das war natürlich nicht das, was man will“, erzählt er, aber er habe es akzeptiert.

Hilfreich sei die offene Kommunikation, die er mit seiner Freundin Nola habe, das Paar hat sich während seiner Krankheit kennengelernt. Patrick habe während seiner ganzen Krankheitsgeschichte immer versucht, sich Strategien zu schaffen, die positiv sind. „Klar, jetzt kann man sagen: Jetzt muss ich sterben, was kann daran noch positiv sein?“, fragt er und gibt selbst die Antwort: „Ich hab mir immer gesagt: Der Krebs kann meinen Körper besiegen, dagegen kann ich nichts tun (...), aber ich möchte nicht, dass er über meinen Kopf gewinnen kann“. Und die Krankheit würde gewinnen, wenn er jetzt nur noch traurig sein würde. Er habe nun zwei Möglichkeiten: Traurig sein oder „ich mach das Beste aus meiner Zeit“ – Patrick entschied sich für Letzteres.

Patrick schreibt Bucket List: Meer sehen, Hochzeit und ein großes Fest mit Freunden

Meist klappe das auch recht gut, da es ihm aktuell auch noch gut genug gehe. Trotzdem sei es natürlich immer mal wieder komisch. Denn Patrick ist mit seiner Freundin ans Meer nach Frankreich gefahren, ein Wunsch, den er sich unbedingt noch erfüllen wollte. „Jetzt sitzt man da und freut sich total drüber und gleichzeitig weiß man natürlich, ok, das wird das letzte Mal sein. Die Gedanken spielen schon auch mit. Aber ich versuch dann wieder das umzudrehen und zu sagen: Ja, aber ich hab die Möglichkeit.“

Paar am Strand
Patrick hat sich einen großen Wunsch erfüllt: Noch einmal das Meer sehen. Derzeit ist er mit seiner Freundin in Frankreich. © privat

Auf der Bucket List steht neben dem Wunsch, nochmal das Meer zu sehen auch die Hochzeit mit seiner Freundin. Diese soll in wenigen Wochen stattfinden. Außerdem möchte er mit seinem Camper auf einem Hof übernachten. Auch „lapidare Dinge”, wie ein Schwimmbad-Besuch stehen auf der Liste, „so wie man es immer gemacht hat.“ Er möchte auch gerne nochmal die Bar eines Freundes besuchen oder in einen Nürnberger Biergarten gehen. Neben der Hochzeit sei auch ein Fest mit Freunden geplant. Auf einer Wiese soll groß gefeiert werden. Sein bester Freund habe es gut zusammengefasst. So eine Feier sei „schön, weil man muss nicht daran zurückdenken, wann hatte ich das letzte Mal Kontakt, wann haben wir uns das letzte Mal gesehen, was haben wir da gemacht? Sondern man hat diesen Tag“ und könne nochmal schöne Momente zusammen schaffen, auch wenn man sicher auch zusammen weinen werde.

Freunde starten Spendenkampagne für krebskranken Patrick aus Nürnberg

Damit Patrick sich noch so viele Wünsche wie möglich erfüllen kann, haben enge Freunde eine Spendenkampagne gestartet. „Eigentlich wollte ich das gar nicht“, erzählt er zu deren Anfängen. Doch Menschen hätten immer wieder gefragt, wie sie ihm helfen könnten. Er habe aber dann zunächst eher an Dinge gedacht, wie eine Musikanlage für sein Freunde-Fest. Also, dass man sich hilft und unterstützt und Dinge ausleiht. Am Anfang habe er deshalb damit gehadert, doch nach einem Gespräch mit seiner Freundin habe er der Spendenaktion schließlich zugestimmt. Denn Nola warf ein, dass es seinen Freunden vielleicht auch helfen würde, ihn zu unterstützen, egal wie klein eine mögliche Spende ist.

Mann Hund Chemo
Patrick will anderen Betroffenen Mut machen. Krebs sollte kein Tabuthema sein. © privat

Natürlich macht er sich auch Gedanken darüber, wie es nach seinem Tod weitergeht. Eine Therapeutin habe gesagt, „dass man jetzt schon beginnen muss, das Leben danach trotzdem irgendwie weiterzuplanen”, erzählt Patrick. „Das steht ja nicht still, für alle anderen geht‘s ja weiter“. Er will die ihm bleibende Zeit nicht nur für sich selbst schön gestalten, sondern es auch für alle anderen ein bisschen einfacher machen. Klar: „Am Ende raus wirds hart werden, mir wirds schlecht gehen, ich werde wahrscheinlich leiden müssen“, erzählt er im Telefongespräch. Aber jetzt gehe es darum, das noch hinauszuzögern und positive Momente zu schaffen. Das sei auch das, was ihn „am allermeisten beschäftigt und wehtut. Weil mit meinem Tod werde ich die Probleme nicht mehr haben, ich werde aus dem Spiel raus sein. Aber alle anderen müssen ja damit umgehen lernen (...) und natürlich wird das ein Loch reißen. Das tut mir leid, auch wenn ich natürlich nichts dran ändern kann. Das ist mit das Schwierigste für mich.“

„Gibt einfach keine Antwort darauf“: So geht Patrick aus Nürnberg mit seiner Diagnose um

Die Frage „Warum?“ stellt er sich nie, sagt Patrick. Seine Ärzte hätten ihm von Anfang an gesagt, dass er das niemals hinterfragen soll. „Das ist eine Krebsform, die durch nichts ausgelöst wurde, was man in seinem Leben falsch gemacht hat“, wahrscheinlich sei sie genetisch bedingt. Außerdem mache die Frage „Warum ich?“ sowieso keinen Sinn, denn „es soll ja auch kein anderer sein, es ist einfach eine beschissene Krankheit.“ Aber: „Den Gedanken gibt‘s schon, dass es unfair ist.“ Von einer Therapeutin erhält Patrick Unterstützung, „sonst würde ich das nicht so können, wie ich es kann.“

Er geht offen mit seiner Geschichte um, denn er „möchte Mut machen, auch wenn es bei mir nicht so gut gelaufen ist. Krebs sollte kein Taubthema sein und das ist es leider häufig (...) Egal, wie blöd die Situation ist, es gibt immer auch irgendwas Gutes und was Lebenswertes in dem Ganzen“. (kam)

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