Vor dem Halbfinale gegen Spanien: Frankreich errichtet Wagenburg

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Frankreichs Trainer Deschamps wehrt sich vor dem EM-Halbfinale gegen Spanien gegen Kritik an der Spielweise seines Teams, das unter seinen Möglichkeiten bleibt.

München – Ohne ein selbst erzieltes Tor aus dem Spiel heraus hat es Frankreich geschafft, ins Halbfinale der Europameisterschaft einzuziehen. Die Mannschaft von Didier Deschamps hat sich ihren Platz unter den letzten vier durch zwei Eigentore, einen verwandelten Strafstoß und einen Sieg im Elfmeterschießen gegen Portugal im Viertelfinale gesichert.

Trotz der hochkarätigen Spieler, die dem Weltmeister von 2018 zur Verfügung stehen, hat Frankreich bisher spielerisch enttäuscht. Die Tatsache, dass ein Team mit Stars wie Kylian Mbappé und Antoine Griezmann nur dürftige Fußballkost liefert, trägt zum Eindruck einer qualitativ nicht immer überzeugenden Europameisterschaft bei. Nun scheint auch innerhalb des Teams Kritik aufzukommen.

Frankreich erwartet „viel mehr“ von Griezmann und Mbappé

Adrien Rabiot äußerte in einer Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Spanien: „Wir haben hohe Erwartungen an Antoine, wir erwarten viel mehr von ihm, weil er auch viel mehr geben kann“. Er fügte hinzu: „Wir haben eine Mannschaft auf hohem Niveau und Fußball ist ein Mannschaftssport. Wenn einer nicht so gut ist, sind wir da, um das aufzufangen. Es wäre aber natürlich einfacher, wenn wir Antoine und Kylian auf ihrem Bestniveau hätten. Aber das ist eben noch nicht so.“

Didier Deschamps könnte Frankreich zum vierten Mal in ein großes Endspiel führen.
Didier Deschamps könnte Frankreich zum vierten Mal in ein großes Endspiel führen. © IMAGO/Maurizio Borsari

Trotzdem betonte Rabiot, dass das Team „blindes Vertrauen“ in seine beiden wichtigsten Offensivspieler der letzten Jahre hat: „Sie sind Profis, die eine Partie jederzeit mit einer Aktion verändern können“, argumentierte der Mittelfeldspieler, der seit Beginn des Monats nach dem Ende seines Vertrags bei Juventus offiziell vereinslos ist. Wichtig sei, dass der Teamgeist im französischen Lager weiterhin stimme.

Didier Deschamps: „Sie können ja etwas anderes schauen“

Inmitten dieser Situation hat sich auch eine Art Wagenburgmentalität entwickelt, da die Mannschaft die Kritik von außen als überzogen empfindet. In einer Pressekonferenz zeigte sich Trainer Deschamps verärgert über eine Frage eines schwedischen Journalisten zur bisweilen unspektakulären Spielweise Frankreichs. „Wenn Sie sich langweilen, können Sie ja etwas anderes schauen“, konterte der erfolgreiche Trainer.

Deschamps spielte auf die Parlamentswahlen in Frankreich an und sagte: „Die EM ist für alle schwierig. Wir haben das französische Volk mit unseren Resultaten glücklich gemacht, wir haben die Spiele auf unsere Seite gezogen in einer Zeit, die für das Land schwierig war“. Seine Spieler fürchteten einen Rechtsruck bei den Wahlen.

„Es tut mir wirklich leid, wenn die Schweden von unserem Fußball gelangweilt sind, aber eigentlich kümmert mich das überhaupt nicht“, betonte Deschamps. Mit einem Sieg gegen Spanien würde die französische Nationalmannschaft unter seiner Leitung das vierte Finale erreichen: Neben dem WM-Titel in Russland gingen die Endspiele der EM 2016 gegen Portugal und der WM 2022 gegen Argentinien knapp verloren.

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