Rüstungsboom bei Rheinmetall: Konzern stärkt Rolle als wichtigster Artillerieproduzent
Angesichts steigender Nachfrage baut der Rüstungskonzern seine Produktion in Deutschland und Bulgarien aus. In Niedersachsen soll das größte Munitionswerk in Europa entstehen. Doch es regt sich auch Protest.
Düsseldorf – Der Rüstungskonzern Rheinmetall will in Bulgarien ein neues Munitionswerk bauen und treibt den Ausbau seiner Fertigung auch in Deutschland voran. Im niedersächsischen Unterlüß soll ein Werk für Artilleriemunition eingeweiht werden. Damit würde Rheinmetall seine Rolle als wichtigster Hersteller von 155-Millimeter-Geschossen in der westlichen Welt festigen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Die Investitionssumme belaufe sich auf fast 500 Mio. Euro.
Rheinmetall stärkt Standort in Niedersachen – und reagiert auf steigende Nachfrage
Die Nachfrage nach Rüstungsgütern steigt weltweit und ist seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Jahr 2022 weiter nach oben geschnellt. Rheinmetall gehört zu den wichtigsten Lieferanten der Ukraine. Zur Einweihung der Anlage in Niedersachsen mit Konzernchef Armin Papperger werden Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD), Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Nato-Generalsekretär Mark Rutte erwartet.
Am Standort Unterlüß ist Rheinmetall schon lange präsent. Der Konzern hat dort bereits eine eher kleinen Produktion für Artilleriemunition und andere Rüstungsgüter. Nun erhält die Produktion von 155-Millimeter-Geschossen mehr Gewicht. Dieses Jahr sollen 25.000 Schuss produziert werden, 2027 sollen es 350.000 Schuss sein. Inklusive der Fertigung in anderen Werken möchte Rheinmetall bis zum Jahr 2027 auf 1,5 Millionen Geschosse kommen. Insgesamt sei Unterlüß bei voller Kapazität das größte Munitionswerk in Europa, so Reuters.
Rheinmetall will in Bulgarien eine Milliarde Euro in ein Rüstungswerk investieren
Auch in Bulgarien soll eine Munitionsfabrik errichtet werden. „Wir freuen uns über das Vertrauen, das uns Bulgarien entgegenbringt, und werden dem Land ein ebenso verlässlicher wie leistungsfähiger Partner sein“, erklärte Rheinmetall laut Reuters. Näheres werde nach Unterzeichnung der Verträge mitgeteilt.
Boyko Borissow, der Chef der bulgarischen Regierungspartei GERB, habe zuvor in einem Post bei Facebook erklärt, er habe sich mit Rheinmetall-Chef Armin Papperger in Düsseldorf getroffen, um die Pläne zu erörtern. Den Plänen zufolge solle unter anderem Munition des Kalibers 155 Millimeter nach NATO-Vorgaben gefertigt werden. Das Investitionsvolumen liege bei rund einer Milliarde Euro.
Gegen den Rüstungskonzern Rheinmetall formiert sich auch Widerstand
Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung Rüstungsexporte in Höhe von 12,83 Milliarden Euro genehmigt, meldete unterdessen die FAZ. Deutschland habe damit so viele Kriegsgüter wie noch nie exportiert. Zum Vergleich: 2023 waren Waffen im Wert von 12,13 Milliarden Euro ausgeführt worden. Hauptabnehmer war die Ukraine mit Waffen im Wert von 8,15 Milliarden Euro, zitiert die Zeitung aus einem Rüstungsexportbericht, der dem Pro-Newsletter Industrie & Handel des Nachrichtenmagazins Politico vorliegt.
In Köln hat sich unterdessen unter dem Motto „Rheinmetall entwaffnen“ ein Protestcamp formiert, berichtet der Spiegel. Das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht habe das Camp nach einem Rechtsstreit erlaubt. Höhepunkt des Protestes soll ein Marsch durch die Kölner Innenstadt am kommenden Sonnabend sein. (mit dpa)