News zum Ukraine-Krieg - Russland meldet Einnahme von Dorf nahe strategisch wichtiger Stadt Pokrowsk
Laut eigenen Angaben hat die russische Armee erneut ein Dorf in der Nähe der strategisch wichtigen ostukrainischen Stadt Pokrowsk eingenommen. Die russische Staatsanwaltschaft fordert für einen US-Amerikaner sieben Jahre Haft wegen „Söldnertums“. Alle Entwicklungen im Ticker.
Russland meldet Einnahme von weiterem Dorf in der Nähe von Pokrowsk in Ostukraine
13.11 Uhr: Die russische Armee hat nach eigenen Angaben am Samstag ein weiteres Dorf in der Nähe der strategisch wichtigen ostukrainischen Stadt Pokrowsk eingenommen. Russische Soldaten hätten „die Siedlung Shelannoje Wtoroje befreit“, erklärte die Armee unter Verwendung des russischen Namens für das Dorf Shelanne Druge. Es befindet sich in der Nähe der Stadt Kurachowe und südöstlich der Stadt Ukrainsk, deren Einnahme Russland Ende September verkündet hatte.
Von Russland eingesetzte Behörden in der Stadt Gorliwka teilten derweil mit, dass durch ukrainischen Beschuss elf Zivilisten verletzt worden seien. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte überdies, dass in der Nacht zum Samstag zehn ukrainische Drohnen über den russischen Grenzregion Belgorod, Woronesch und Kursk abgeschossen worden seien. Der Gouverneur von Woronesch, Alexander Gussew, erklärte im Onlinedienst Telegram, ein Zivilist sei bei einem Drohnenangriff verletzt worden.
Auf ukrainischer Seite wurden in der südlichen Region Saporischschja nach Angaben von Gouverneur Iwan Fedorow zwei Zivilisten durch russische Angriffe getötet.
Russland hält derzeit 18 Prozent des Nachbarlandes besetzt. Nach einer Reihe von Rückschlägen im ersten Kriegsjahr machte die russische Armee 2023 an Boden gut und rückte 2024 weiter gegen die ukrainische Armee vor, der es häufig an Personal und Rüstungsgütern fehlt.
Moskau: US-Bürger drohen 7 Jahre Haft wegen „Söldnertums“
Samstag, 05. Oktober, 12.46 Uhr: Die russische Staatsanwaltschaft hat sieben Jahre Haft für einen 72-jährigen US-Amerikaner wegen dessen Beteiligung am ukrainischen Abwehrkampf gegen Moskaus Angriffskrieg gefordert. Er solle seine Strafe in einer Kolonie für Schwerverbrecher absitzen, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Plädoyer der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft hat bei der Strafmaßbegründung das Alter und ein Geständnis als mildernde Umstände gewertet. Der Prozess selbst findet hinter verschlossenen Türen statt.
Berichten nach lebte der aus Michigan stammende US-Amerikaner seit 2014 in der Ukraine. Nach dem russischen Angriff auf das Land trat er in ein Bataillon der Territorialverteidigung in der ostukrainischen Stadt Isjum ein. Die Stadt im Gebiet Charkiw wurde kurz nach Kriegsbeginn von russischen Truppen erobert. Im Zuge der Kämpfe geriet der US-Amerikaner im April 2022 in Kriegsgefangenschaft. Weil er laut Vertrag mit der Territorialverteidigung umgerechnet etwa 1.000 Dollar Salär bekommen sollte, wird ihm nun als Söldner in Moskau der Prozess gemacht.
Ärztin schrieb Ukrainer wehrunfähig – sie verdiente Millionen damit
17.55 Uhr: Millionen Euro soll die Leiterin einer medizinischen Kommission in der Westukraine mit dem Ausstellen von Invaliditätsbescheinigungen für wehrfähige Männer verdient haben. Bei Razzien in ihrer Wohnung und am Arbeitsplatz in der Stadt Chmelnyzkyj beschlagnahmten Polizisten umgerechnet über fünf Millionen Euro in bar, hauptsächlich in US-Dollar. „Die Ordnungshüter fanden Geld praktisch in jeder Ecke der Wohnung – in Schränken, Schubladen, Nischen“, teilte das Staatliche Ermittlungsbüro mit. Die Verdächtige habe zudem versucht, während der Hausdurchsuchung zwei Taschen mit einer halben Million US-Dollar aus dem Fenster zu werfen. In ihrem Kabinett seien Listen mit Namen von Männern gefunden worden, die sich fiktive Erkrankungen hatten bescheinigen lassen.
Zusammen mit ihrem Sohn, einem der Chefs des Rentenfonds für das Gebiet Chmelnyzkyj und anderen Familienmitgliedern habe die Frau zudem 30 Immobilien in der Ukraine, neun Luxusautos, Unternehmensrechte im Millionenwert und ein Hotel erworben. Von den illegalen Einnahmen seien zudem Immobilien in Österreich, Spanien und der Türkei gekauft worden. Auf Auslandskonten befänden sich zudem weitere umgerechnet mehr als zwei Millionen Euro. Einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zufolge ist die 64-Jährige auch Abgeordnete der Präsidentenpartei Diener des Volkes im Gebietsrat von Chmelnyzkyj. Den Verdächtigen drohen nun wegen Betrugs in besonders großem Umfang und unrechtmäßiger Bereicherung zwölf Jahre Gefängnis.
Parallel dazu überführte die Staatsanwaltschaft im ostukrainischen Gebiet Charkiw 13 Mediziner, die für umgerechnet über 2.200 Euro pro Person mehr als 400 Männern Invaliditätsbescheinigungen ausgestellt haben sollen.
Nach dem russischen Einmarsch im Februar 2022 wurde eine Mobilmachung in der Ukraine angeordnet. Viele Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren versuchen, sich durch gefälschte Untauglichkeitsdokumente dem Wehrdienst zu entziehen.
Selenskyj würdigt Ruttes Besuch als „richtungsweisend“
Freitag, 4. Oktober, 4.59 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Besuch von Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Kiew nur zwei Tage nach dessen Amtsantritt als „richtungsweisend“ gewürdigt. „Jetzt geht es darum, diese Priorität mit Entscheidungen zu füllen“, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Vor allem müssten alle Vereinbarungen mit den Partnern der Ukraine zur Unterstützung der Verteidigung seines Landes vollständig umgesetzt werden, betonte er mit Anspielung auf bisher nicht erfüllte oder umgesetzte Zusagen.
„Die Frontlinie muss gestärkt werden“, nannte Selenskyj eine der Prioritäten. Daneben müssten die Partner der Forderung Kiews nach einer Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet zustimmen. „Jeder im Bündnis ist sich über den Bedarf im Klaren“, sagte der Präsident.
Selenskyj nannte zudem die Luftverteidigung als weitere Priorität. Trotz vieler Fortschritte bei der Bekämpfung von russischen Raketen und Drohnen sei noch kein vollständiger Schutzschirm aufgebaut worden. Er kritisierte dabei fehlende Entscheidungen der Nato-Nachbarn zu einer gemeinsamen Abwehr russischer Luftangriffe.
„Was am Himmel des Nahen Ostens funktioniert und zur Verteidigung Israels beiträgt, kann auch am Himmel unseres Teils von Europa – der Ukraine – funktionieren und helfen, Leben zu retten“, sagte Selenskyj. „Heute haben wir mit Mark Rutte unter anderem darüber gesprochen, und wir werden weiterhin alle unsere Partner davon überzeugen, was umgesetzt werden muss – was für einen wirksamen Schutz des Luftraums erforderlich ist.“
Rutte und Selenskyj hatten demnach auch über die Aussichten eines Nato-Beitritts der Ukraine gesprochen. Es gehe der Ukraine dabei nicht nur um Stärke, sondern vielmehr darum, durch einen Beitritt zum euro-atlantischen Bündnis „die alte und kriminelle russische Versuchung, die Lebensordnung in Europa zu stören, zuverlässig ausschalten zu können“. Geopolitische Gewissheit sei ein außerordentlicher Wert für die Ukraine und für ganz Europa und eine verlässliche Grundlage für den Frieden.
Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Selenskyj hatte Rutte erklärt, es sei wichtig, dass er Kiew zu Beginn seines Mandats besuche, „um allen Beobachtern klarzumachen“, dass die Nato an der Seite der Ukraine stehe. Rutte betonte zudem, dass das Land dem Bündnis näher sei als je zuvor. Die Ukraine werde diesen Weg fortsetzen, bis es Mitglied der Nato werde.
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