Beleidigungen im US-Wahlkampf eskalieren – Experte erklärt: Trump ist nicht allein schuld
Ist Donald Trump schuld am rauen Ton bei der US-Wahl? Ein Experte widerlegt diese Vermutung und erklärt, was hinter dem Phänomen „Negative Advertising“ steckt.
„Bösartig und dumm“: Mit diesen Worten beschimpfte Donald Trump Kamala Harris in einem Interview am Montag (22. Juli). Seit dem Rückzug von Joe Biden gilt es als wahrscheinlich, dass die US-Vizepräsidentin für die Demokraten bei der US-Wahl im November antritt. Schon jetzt teilt Harris bei Auftritten in Wisconsin gegen den Republikaner Trump aus. „Ich kenne Männer vom Typ Trump“, sagt sie und vergleicht ihn indirekt mit Betrügern und Verbrechern.
Gibt Trump den Ton in diesem US-Wahlkampf vor? „Nicht wirklich“, sagt Andrew Selepak BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er ist Social-Media-Professor am „College of Journalism and Communications“ der Universität Florida.
Welche Rolle „Negative Advertising“ bei der US-Wahl spielt
Trump habe zwar die „Fake-Höflichkeit“ in der amerikanischen Politik abgeschafft, bei der sich politische Gegner höflich die Hand schütteln, obwohl sie sich eigentlich hassen. „Aber am Ende ist es nur Negative Advertising“, sagt Selepak. Anstatt damit zu werben, wie toll und geeignet man sei, geht es bei dieser „Negativwerbung“ darum, den politischen Gegner schlecht zu machen.
„Negative Advertising ist tief im politischen System der USA verwurzelt“, sagt Selepak. Das liege auch daran, dass die Kommunikationswissenschaft ihren Ursprung in Amerika habe. „Negative Advertising gab es schon 1800, als Thomas Jefferson seinen Rivalen John Adams als abscheulich bezeichnete“, sagt Selepak.
Es sei „völlig normal“, dass Donald Trump über Biden sage, er sei der „schlechteste Präsident aller Zeiten“. Und der ihn wiederum als „verurteilten Verbrecher“ bezeichne. „Solche Aussagen sind nicht dafür gedacht, Wähler von sich zu überzeugen, sondern Unentschlossene davon abzuhalten, überhaupt zu wählen.“
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
US-Professor über Beleidigungen im US-Wahlkampf: „Dann wird es gefährlich“
Den Unterschied machen laut dem Experten die sozialen Medien. Früher hörten US-Wähler nicht alle Beleidigungen, sondern nur die, über die die Zeitungen berichteten. „Wenn heute ein Politiker in den sozialen Medien negative Dinge über seinen Gegner sagt, geht das ungefiltert an Millionen Menschen“, so der Social-Media-Experte. „Das sorgt für mehr Negativität.“
Wie gefährlich ist diese Negativität? Das könne man am versuchten Trump-Attentat sehen, sagt Selepak. „Wenn Beleidigungen eskalieren, führt das dazu, dass wir irgendwann Politiker wie Trump mit Hitler vergleichen. Das Problem: Wenn wir jemanden auf diese Ebene stellen, geht es auf einmal um Leben und Tod“, erklärt der Experte.
Sobald Menschen denken, dass es das Ende der Demokratie, das Ende des Landes, das Ende der Gesellschaft ist, wenn ein Kandidat wie Trump gegen Harris gewinnt (das sagen erste Umfragen), „dann wird es gefährlich“. Eine Person, die „vielleicht geistig nicht ganz im Gleichgewicht“ sei, könnte dann sagen: „Wir können keine Wahl riskieren“, so der Experte. „Ich hoffe, dass wir nun die Gefahr erkannt haben, die mit Negative Advertising in seiner äußersten Form verbunden ist. In einem Land mit 333 Millionen Einwohnern gibt es einige geistig unausgeglichene Menschen.“