Verlustreiche Kämpfe in Awdijiwka: Russischer Soldat dokumentiert brutale Realität an der Front
Ein Video aus der Frontlinie in Awdijiwka zeigt die harte Realität des Ukraine-Kriegs. Die russische Armee zahlt mit Verlusten – und sucht nach neuen Strategien.
Awdijiwka – Die Szenerie in Awdijiwka ist erschreckend: Verkohlte Landschaften, wo einst Wälder standen, sind nun nur noch verbrannte Baumstämme zu sehen. Kein Blatt ist mehr an den Bäumen, der Boden ist schlammig. Plötzlich sind die Detonationen von Raketen zu hören. Ein russischer Soldat, der an der Front in Awdijiwka stationiert ist, springt zurück in den Schützengraben. Mit seinem Smartphone hat er ein Video von den Kämpfen aufgenommen und so einen erschreckenden Einblick in den Alltag des Krieges in der Ukraine gegeben.
Er äußert sich in dem auf der Plattform X veröffentlichten Video: „Sie zerstören uns einfach“. Er ist seit einer Woche an diesem Frontabschnitt stationiert und die Verluste für Russland sind enorm. „Wir sind mit 75 Kameraden gekommen, jetzt sind nur noch 14 übrig“, sagt er in dem Video und fügt hinzu: „Wir haben überlebt, weil wir einen sehr stark ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb haben. Aber wir werden am Leben sein, wir werden in Sicherheit sein, ich hoffe, bald in den Urlaub zu fahren.“ Dann ist erneut Beschuss zu hören und das Video endet abrupt.
Kämpfe bei Awdijiwka: Russland fährt hohe Verluste an Ost-Front ein – Video aufgetaucht
Die Kämpfe an der Front bei Awdijiwka sind derzeit besonders heftig und intensiv. Die Stadt in der Oblast Donezk ist aktuell ein Hauptziel der russischen Armee im Ukraine-Krieg. Seit einigen Wochen versuchen die Truppen von Präsident Wladimir Putin, die Region einzukreisen. Doch der Preis dafür ist enorm.

Laut Schätzungen des US-Kriegsinstituts ISW sind die Verluste an Soldaten und Ausrüstung so hoch wie noch nie in diesem Angriffskrieg. Allein in den letzten 24 Stunden haben die Verteidiger 39 Durchbruchsversuche der russischen Armee abgewehrt, berichtet der ukrainische Generalstab laut der Nachrichtenplattform Ukrinform. Und die Kampfkraft scheint stetig abzunehmen.
Viele Informationen im Ukraine-Krieg können nicht unabhängig überprüft werden. Dazu gehört auch das nun bekannt gewordene Soldatenvideo. Veröffentlicht hat es Anton Gerashchenko, Berater der ukrainischen Regierung für innere Angelegenheiten. Der Clip hat bereits über 330.000 Aufrufe.
Russlands Offensive steckt fest: Setzt die Putin-Armee bald verstärkt auf Drohnen?
Die Offensive an diesem Frontabschnitt scheint jedenfalls derzeit ins Stocken geraten zu sein. Bisher setzte Russland bei der Offensive rund um Awdijiwka hauptsächlich auf den Einsatz von Panzern und Infanterie. Doch das brachte zuletzt wenig Fortschritte – unter anderem auch, weil die ukrainischen Verteidiger eine ihrer erfahrensten Truppen in die Panzerschlacht geschickt haben.
Laut dem russischen Soldaten im Video liegen Angreifer und Verteidiger teilweise nur 450 Meter voneinander entfernt in den Schützengräben. Während die Ukrainer in Betonbunkern Schutz suchen, können sich die russischen Truppen lediglich in die Erde eingraben.
Trotz der ungleichen Bedingungen scheint Russland in seiner Offensive nicht nachzulassen. Eine Änderung der Taktik soll nun angeblich die Wende bringen. Nach monatelangen, erfolglosen Versuchen, die Stadt mit Panzern und Infanterie zu erobern, sollen jetzt verstärkt Drohnen mit Nachtsichtgeräten zum Einsatz kommen, berichtet das US-Magazin Forbes. Mit dieser Technik könnten gezielt die Versorgungswege abgeschnitten und die ukrainischen Truppen massiv unter Druck gesetzt und zum Rückzug gezwungen werden. (jeki)
Für diesen von der Redaktion geschriebenen Artikel wurde maschinelle Unterstützung genutzt. Der Artikel wurde vor Veröffentlichung von Redakteur Jens Kiffmeier sorgfältig überprüft.