„Versuchen, uns vorzubereiten“ – Droht ein Bürgerkrieg in den USA, wenn Trump verliert?
Im November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Viele fürchten sich vor einem zweiten Sturm auf das Kapitol. Andere warnen vor Bürgerkrieg.
Washington, D.C. – Die Bilder der Erstürmung des Kapitols nach der Präsidentschaftswahl vom 6. Januar 2021 klingen bis heute nach. Damals hatte Donald Trump seine Anhänger mit der Lüge einer gestohlenen Wahl dazu angestachelt, das Regierungsgebäude in Washington, D.C, zu stürmen. Das Ergebnis: Vier tote Demonstranten, ein toter Polizist und dutzende Verletzte. Könnten sich solche Szenen erneut abspielen? Ja, denkt die ARD-US-Korrespondentin Gudrun Engel in der Sendung Maischberger – es könnte sogar noch schlimmer kommen.
Sollte Trump die US-Wahl im November gegen seinen demokratischen Konkurrenten Joe Biden verlieren, befürchtet Engel, dass es zu einem echten Bürgerkrieg kommen könnte. Zumindest die Anhängerinnen und Anhänger Trumps scheinen dazu bereit zu sein. In einer Dokumentation von Engel sagt eine Trump-Wählerin, dass sie einen Bürgerkrieg in Kauf nehme, um „das Land in Ordnung zu bringen, das jetzt so auf dem Kopf steht“. Ob die das wirklich ernst meinen, fragt die Moderatorin Maischberger – „das Schlimme ist: ja“, lautet die Antwort von Engel.
Die Lüge der gestohlenen Wahl sitzt tief bei Trumps Wählerschaft
Der Glaube daran, dass die Präsidentschaftswahl 2020 von den Demokraten gestohlen worden sei, habe sich in den Köpfen von Trumps Anhängern mittlerweile festgesetzt, berichtete Engel. „Die wiederholen das gebetsmühlenartig“, sagte sie. Die gewalttätigen Vorfälle, wie dass einige durch Fenster des Regierungsgebäudes eindrangen, seien von Schauspielern begangen worden.

Auch deshalb kämen Aussagen von Trump, dass er die Festgenommenen der Kapitolstürmung als politische Gefangene ansehe und nach seiner Wahl befreien wolle, bei seinen Wählerinnen und Wählern sehr gut an. Die Tatsache, dass Trump selbst wegen des Anstachelns der Proteste und dem damit verbundenen Verdachts auf Wahlfälschung angeklagt wurde, scheint die Unterstützerinnen und Unterstützer nicht zu stören.
„Bei dem Punkt setzt es irgendwie aus“ – Gewalt für acht Prozent der Menschen in den USA legitim
Im Zuge einer Dokumentation habe Engel mit vielen verschiedenen Anhängerinnen und Anhängern von Trump geredet. Dabei habe man sich bemüht, „ganz normale Menschen“ für ein Gespräch zu finden und keine „Super-Freaks“. Einige seien eigentlich sehr liebenswert gewesen, aber bei der Debatte über die vermeintlich gestohlene Wahl hätten sich die Gespräche drastisch geändert. „Bei dem Punkt setzt es halt irgendwie aus“, so Engel.
Eine wissenschaftliche Untersuchung von 2023 habe in dem Zusammenhang herausgefunden, dass acht Prozent der Menschen in den USA Gewalt als ein legitimes Mittel ansehen würden, ihre politischen Überzeugungen durchzusetzen – vor allem Republikanerinnen und Republikaner. Das wären etwa 26 Millionen Menschen in den USA, „die bereit wären, Gewalt zu ergreifen“. Unter diesen Voraussetzungen sei die Möglichkeit für einen Bürgerkrieg in den USA, sollte Biden die Wahl im November für sich entscheiden, durchaus gegeben. „Wir versuchen, uns auch vorzubereiten auf solche Szenarien“, sagte Engel in der Sendung.
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Trump zündelt mit seiner „Blutbad“-Rede weiter
Trump scheint dagegen kein Problem mit einer möglichen Eskalation im November zu haben. Bei einer Wahlkampfveranstaltung vergangene Woche kündigte er an: „Wenn ich nicht gewinne, dann gibt es ein Blutbad“. Seine Parteikollegen und die Wahlkampagne des Ex-Präsidenten bemühten sich um Schadensbegrenzung. Trump sei es bei seiner Bemerkung lediglich um wirtschaftlichen Abschwung gegangen, der drohe, solle er die Wahl verlieren, teilte Mike Turner, Kongressabgeordneter der Republikaner in Ohio, mit.
Bei seinen politischen Gegnern weckte die Aussage Trumps böse Erinnerungen an den 6. Januar 2021. Das Wahlkampfteam von Noch-Präsident Biden warf ihm vor, „einen weiteren 6. Januar“ anzustacheln, wie der Sender CNN berichtete. (nhi)