4. Tag im Ofarim-Prozess im Tickerprotokoll - Forensiker kann Davidstern-Kette bei Hotel-Aufnahmen „nicht hochauflösend erkennen“

Der 4. Prozesstag im Ofarim-Prozess im Tickerprotokoll

  • Der 4. Tag des Ofarim-Prozesses im Liveticker
  • FOCUS-online-Reporter Stefan Huber war live für Sie vor Ort
  • Ofarims Verteidiger sezieren das Video aus der Hotellobby (09.47 Uhr)
  • Zeuge „glaubt“, dass es damals keine Kamera im Aufzugsbereich gab (10.09 Uhr)
  • Video belegt, dass es damals schon Aufzugkamera gab (10.48 Uhr)
  • Knall nach der Pause - Richter spricht über mögliche Befangenheit (13.09 Uhr)
  • Ofarim-Anwalt lässt Video abspielen - plötzlich fehlen zwei Sekunden (15.16 Uhr)
  • Forensiker kann Davidstern-Kette in Hotel-Aufnahmen „nicht hochauflösend erkennen“ (16.41 Uhr)

17.19 Uhr: Richter Stadler will weitermachen, aber die Verteidigung grätscht dazwischen. “Die Idee war schon, dass wir jetzt aufhören”, sagt Verteidiger Betz. “Och Herr Betz”, sagt Stadler leicht verärgert, ehe sich der Anwalt erklärt. “Die Konzentration lässt nach.” Der Richter gibt nach. “Ich will nicht den Eindruck erwecken, die Verteidigung zu behindern. Wenn sie jetzt aufhören wollen, dann sei es in Gottes Namen so.” Damit ist der vierte Verhandlungstag im Prozess gegen Gil Ofarim beendet. Richtig glücklich wirkt Richter Stadler damit aber nicht. 

17.16 Uhr: Labudde kann am Donnerstag, sagt er. Nur zwischen 13 und 14 Uhr müsse er einen wichtigen Termin wahrnehmen. Richter Stadler überlegt und schlägt vor, dass der Forensiker “auf Stand-By am Vormittag” komme, weil “wir ja nicht wissen, ob sie den Weg nach Leipzig finden”. Damit spielt er darauf an, dass es einen Bahnstreik gibt und er nicht wisse, wie die drei Zeugen, die aus dem Norden und Westen Deutschlands kommen, anreisen würden. Labudde stimmt zu. 

17.14 Uhr: “Die Verteidigung schlägt vor, auf die Steigenberger-Zeugen zu verzichten und ihre Vernehmungen schriftlich zu verlesen”, erklärt der Richter. Dabei geht es um drei Angestellte. Die Staatsanwaltschaft stimmt zu. 

17.11 Uhr: Kurz zusammengefasst: Entweder es geht hier bis 18 Uhr oder es ist jetzt Schluss. Am Donnerstag werden vormittags wie geplant Zeugen vernommen. Am Nachmittag spricht entweder weiter Forensiker Labudde über das Gutachten oder die geplanten Zeugen werden vernommen. Gleich wissen wir mehr.

„Ich bitte Sie“ - hitzige Diskussion zwischen Richter und Ofarim-Verteidiger

17.08 Uhr: “Sind sie bereit, bis 18 Uhr zu bleiben?”, fragt der Richter die Verteidigung. “Ja, aber es ist ja eh nicht absehbar, ob wir Herrn Labudde morgen durchbekommen”, kontert Verteidger Dr. Betz. “Wir haben noch das Doppelte an Gutachten vor uns und es ist noch keine Frage gestellt worden”, hält Stadler dagegen. “Eben”, meint der Verteidiger und bekommt dafür ein “Ich bitte Sie, Herr Dr. Betz” zu hören. Dann wird für fünf Minuten unterbrochen, damit Labudde abklären kann, ob er am Donnerstagnachmittag verfügbar wäre. Die Zeugen des Nachmittags, allesamt Leipziger Beschäftigte des Hotel Steigenberger, würden dafür verschoben werden. 

17.06 Uhr: “Mit Blick auf die allgemeine Fürsorgepflicht aller Verfahrensteilnehmer” fragt Richter Stadler danach, ob man Professor Labudde morgen noch einmal einladen könne. Labudde will checken, ob das möglich ist “und die Vorlesung für morgen noch einmal verschoben werden kann”. Dass er seinen Terminkalender zeigt, sorgt für Erheiterung im Saal. 

17.04 Uhr: Nun beantwortet Labudde die zweite Frage des Gutachtens, die lautet: Sind Situationen erkennbar, in denen die Kette nicht sichtbar getragen wurde? “Die Antwort lautet Nein, das kann nicht durchgehende registriert werden, sondern erst ab 19.46.04 Uhr”, sagt Labudde.

17.00 Uhr: Kurzer Ausschnitt von Ofarim an der Rezeption. Es deutet einiges darauf hin, dass er eine Kette trug, aber es ist nichts registrierbar, was auf eine Kette mit Davidstern-Anhänger hinweist. “Im Brustbereich leuchtet nichts”, sagt Labudde und kündigt an, sich später mit den Lichtverhältnissen auseinandersetzen zu wollen. 

16.56 Uhr: Es wird nun Bild für Bild analysiert, wo etwas, was eine Davidstern-Kette sein könnte, vorhanden sein könnte oder eben nicht. Dabei spielt auch die Reflexion, die dieser Anhänger auch im Verhältnis zu den Nieten auf Ofarims Lederjacke hätte, eine Rolle. 

16.50 Uhr: Es geht gerade - wie bereits beim vorherigen Tickereintrag (16.47 Uhr) - vor allem um eine vergrößerte Aufnahme, als Ofarim am Bordstein sitzt und sein Handy in der Hand hält. Dabei kann es sich auch um die Pose handeln, in der der Musiker das Instagram-Video aufnahm. Es geht also um eine Aufnahme vor dem Hotel, das er da schon wieder verlassen hatte. 

16.47 Uhr: “Wir gehen davon aus, dass es sich um ein reflektierendes Objekt im Brustbereich handelt – welches Objekt das ist, können wir nicht sagen”, fasst Labudde zusammen. 

16.45 Uhr: Der Brustbereich von Gil Ofarim sei nicht durchgehend sichtbar gewesen, aber dass er ein Objekt, mutmaßlich eine Kette, sichtbar trug, ist in einigen Bildern zu sehen. 

16.43 Uhr: “Aufgrund einer frameübergreifenden und positionsspezifischen Registrierung ist auszuschließen, dass es sich dabei um Bildartefakte o.Ä. handelt. Inwiefern es sich dabei um die im Vergleichsbild getragene Kette mit “David-Stern” handelt, kann auf methodischer Grundlage, nicht beantwortet werden", erläutert Labudde.

Forensiker kann Davidstern-Kette in Hotel-Aufnahmen „nicht hochauflösend erkennen“

16.41 Uhr: Nun kommt er zur ersten Frage (siehe Eintrag um 15.44 Uhr): Ist der Davidstern in den Aufnahmen aus dem Hotel sichtbar dokumentiert? “Nein, ich werde nicht einen Davidstern hochauflösend erkennen können, das kann ich sagen. Wir reden von Annahmen”, sagt Labudde. 

16.37 Uhr: Nun geht es um reflektierende Nieten auf der Lederjacke von Gil Ofarim. Diese decken sich bis auf eine auf den Bildern von Hotelkamera und Instagram-Reel. Auf den ersteren Bildern könnte dieser aber “einfach nicht vom Licht angestrahlt worden sein”, erklärt Labudde.

16.35 Uhr: Nun vergleicht Labudde das Bild der Hotelkameras mit dem aus dem Instagram-Reel. In der Analyse ist in Bezug auf das Bild mit der Davidstern-Kette die Rede von einer “längeren Kette im Vergleichsbild, welche sich aus dunkleren Segmenten (Kettengliedern) zusammensetzt”. 

Forensiker kann nicht zweifelsfrei sagen, ob Ofarim Davidstern-Kette trug

16.31 Uhr: Nun zum Schmuck. Es gibt zusammenhängende Pixel, die sich im Verhältnis zu Oberbekleidung separieren lassen und “aufgrund der Position und Morphologie eine Kette o.ä. im Zusammenhang mit einem Anhänger (evtl. Quaste o.Ä.) darstellen könnten". Vereinfacht gesagt: Labuddes Analyse zeigt eine Kette, aber ob der Anhänger ein Davidstern ist, kann er nicht veri- oder falsifizieren. 

16.29 Uhr: Dunkle Hose, vermutlich braune Schuhe, eine offen getragene Jacke (vermutlich eine Lederjacke), ein offen getragenes Hemd, eine graue Hose und ein T-Shirt – auch wenn die Farben auf den Videos nicht immer exkat bestimmbar sind, decken sich die Einschätzungen mit den Aussagen der Zeugen. 

16.27 Uhr: Nun geht es um die Beschreibung der Kleidung und des Schmucks, den Gil Ofarim getragen hat.

16.25 Uhr: Jetzt wird es kleinteilig. Ofarims Verhalten in dem langen Video, in dem er am Bordstein vor dem Hotel sitzt, ab und an wirkt als würde er telefonieren, dann wieder auf sein Handy blickt und an etwas zu ziehen scheint und ab und an einige Schritte geht, wird ganz genau zerlegt. Am Ende geht er mit Koffer, Rucksack und Gitarre aus dem Bild. 

16.19 Uhr: Dann folgt die nächste Sequenz, in der es wirkt, als würde Ofarim einen Mitarbeiter stoppen wollen, der sich ihm zu nähern versuchte. Danach gestikuliert Ofarim mehrfach, während er mit dem Mitarbeiter spricht. Zum Teil hat er sein Handy am Ohr. Nach knapp eineinhalb Minuten packt der Musiker sein Gepäck und geht durch eine Tür neben der automatischen Drehtür aus dem Hotel. 

16.19 Uhr: Dort angekommen zeigt Ofarim mehrfach nach hinten und gestikuliert, während er mit einem Mitarbeiter spricht. Nach nicht ganz zwei Minuten packt er seine Gitarre und geht von der Rezeption weg. Dieses Geschehen wird aus zwei Perspektiven, der Kamera in der Lobby und der am Desk, analysiert, deckt sich aber. 

16.15 Uhr: Ofarim stand nur kurz in der Schlange, geht dann und kommt rund vier Minuten später wieder. 13 Minuten später löst sich eine Gruppe hinter Gil Ofarim aus der Schlange – er gestikuliert dann zu der Gruppe, diese zurück. Zwei Minuten später ist Ofarim an der Rezeption angekommen.

Forensiker berichtet sehr kleinteilig und geht Bild für Bild durch

16.11 Uhr: Nun geht es sehr ins Detail, Labudde trägt Bild für Bild vor, was zu sehen ist. Spannend im Vergleich zur Aussage der Fahrerin: Er gab ihr das Buch sichtbar, also erst nach dem Aussteigen. Daran konnte sich die Frau nicht mehr genau erinnern. 

16.07 Uhr: Los geht’s mit der Bewegungsanalyse. Dabei sind die verschiedenen Bewegungen Ofarims zu sehen – erst draußen, dann in der Lobby, am Desk, wieder in der Lobby und schließlich vor dem Hoteleingang. 

16.04 Uhr: Während sich der Forensiker ein bisschen in Details zu verlieren droht, hört Ofarim sehr aufmerksam zu.

16.00 Uhr: Kontrast, Helligkeit, Sättigung und Bildrauschen wurden unter anderem verändert - für Hobby-Fotografen Usus, hier Teil der Analysemethode. 

15.58 Uhr: Alle vier Videos waren heute im Gericht bereits zu sehen. Warum Labudde erst rund fünf Stunden nach deren Vorführung spricht, bleibt unklar. 

15.56 Uhr: Während Labudde das exakte Verfahren erklärt, unter anderem die Zerlegung von Bildern bzw. die Vergrößerung solcher, fassen wir zusammen: Es werden drei Perspektiven analysiert und insgesamt vier Videos. Erst vom Hoteleingang, dann in der Lobby, dann am Desk und schließlich wieder eine Aufnahme vom Hoteleingang. Dazu kommt später eine erste Einschätzung zum Video, auf dem zwei Sekunden fehlen. 

15.53 Uhr: Nun erklärt Labudde, welche Kameraperspektiven analysiert wurden: Es sind drei: Die in der Lobby nahe des Eingangs (im Gutachten Lobby genannt), die seitlich der Rezeption (Desk) und die außen am Eingang (Hoteleingang). 

15.49 Uhr: Nun erklärt Labudde Details zum Dateiformat. Er versucht dies anschaulich zu tun, aber es ist sehr technisch. Das Vergleichsmaterial stamme aus dem Reel von Instagram, das Ofarim postete. 

15.46 Uhr: Insgesamt handelt es sich um 11 Videodateien des Dateityps .avi, die ihm zugingen. Es handele sich laut Gutachten um “das bestmöglichste und originäre Beweismaterial”. “Wir sind also nicht in Besitz der Rohdaten”, sagt Labudde.

Forensiker beginnt mit seinem Gutachten

15.41 Uhr: Jetzt beginnt der Forensiker mit dem Gutachten. Er habe den Auftrag, ein Gutachten zu erstellen, neun Tage nach dem Vorfall erhalten. Das Gutachten solle folgende Fragen beantworten:

  • 1. Kann dokumentiert werden, dass Ofarim die Davidstern-Kette trug und wenn ja, ab wann bzw. In welchem Zeitfenster?
  • 2. Sind Situationen erkennbar, in denen die Kette nicht sichtbar getragen wurde?

  • 3. Sind Situationen erkennbar, in denen die Kette sichtbar getragen wurde?

  • 4. Sind Gesten feststellbar, durch die die Kette sichtbar oder unsichtbar gemacht wurde?

  • 5. Ist eine männliche Person identifizierbar, die hinter Ofarim “Pack deinen Stern ein!" rief?

15.38 Uhr: Labudde will loslegen, aber noch macht die Technik nicht mit. Unterdessen teilt Richter Stadler mit, dass eine Zeugin für heute ausgeladen wurde und mutmaßlich erst Ende November befragt werden wird.

Forensiker tritt in den Zeugenstand

15.36 Uhr: Forensiker Dirk Labudde macht sich bereit, er ist jetzt dran. Das hatte man vor rund einer Stunde kaum mehr für möglich gehalten. Das mit Spannung erwartete Gutachten kommt jetzt. 

15.34 Uhr: Der Vorsitzende ist ebenso zurück wie fast alle von Ofarims Anwälten. Der letzte Verteidiger trudelt mit Verspätung ein, entschuldigt sich kurz und dann kann es weitergehen. 

15.30 Uhr: Wer konnte das ahnen? Es geht nicht ganz pünktlich weiter. Nur die Staatsanwälte, die Nebenklage sowie Ofarim und einer seiner Verteidiger sind da – drei Anwälte und der Vorsitzende Richter fehlen noch. 

Ofarim-Anwalt lässt Video abspielen - plötzlich fehlen zwei Sekunden

15.16 Uhr: “Hier fehlen zwei Sekunden”, sagt der Anwalt. In der zweiten, gezeigten Szene marschiere der Mann, der in der ersten Szene Sekt ausschenke durch die Bar und verschwinde. Labudde schlägt vor, die Verhandlung kurz zu unterbrechen, damit er die Szene “zerlegen und analysieren” könne. “Ist das in ihrem Sinne?”, fragt er die Verteidiger. “Sie sind der Sachverständige”, kontert einer trocken. Die Verhandlung wird bis 15.30 Uhr unterbrochen. 

15.14 Uhr: Vor allem vier Sekunden sollen entscheidend sein, sagen die Anwälte. Es ist zu sehen, wie ein Mann am Barbereich vorbeigeht – im Video fehlen zwei Sekunden. Es wird noch einmal gezeigt und wieder: Der Mann verschwindet, weil der Timer zwei Sekunden vorwärts springt. 

15.11 Uhr: Es geht um eine Aufnahme von 19.52 Uhr bis 19.56 Uhr, vier Minuten. “Es dürfte sich da um die Sektbestellung einer Zeugin handeln”, sagt einer der Verteidiger, der glaubt sie dort zu erkennen. Das wird erschwert, weil die Frau im Video eine Maske trägt. Nach rund zwei Minuten wird die Aufnahme gestoppt und dasselbe Video von 19.39 Uhr bis 19.42 Uhr abgespielt.

Richter will Forensiker vernehmen - doch dann grätschen Ofarims Anwälte dazwischen

15.08 Uhr: Der Richter will nun Herrn Labudde drannehmen – aber die Anwälte haben etwas dagegen. “Wir wollten doch noch ein Video sehen”, sagt einer und der Richter erinnert sich. Es geht um eine Aufnahme aus der Kamera im Barbereich. 

15.06 Uhr: Ob sie wisse, um welche Sendung es sich gehandelt habe, zu der sie Ofarim fuhr und von wo sie ihn wieder abholte? “Nicht genau, aber irgendwas mit Musik, wo sie Stars einladen.” Sie habe die Sendung aber noch nie gesehen. Auch, dass dort den Gästen ein Getränk angeboten wird, in Ofarims Fall eine Weißweinschorle wie der Anwalt betont, sei ihr nicht bekannt gewesen. Dann wird die Zeugin entlassen. 

15.02 Uhr: Nun wird auf Wunsch der Verteidigung ein Bild gezeigt, das Ofarim mit einem Mann zeigt, beide lächeln. “Dieses Foto soll, kurz bevor sie ihn abgeholt haben, entstanden sein. Passt das?” “Sie wollen jetzt wissen, warum ich mich nicht an die silberne Kette erinnere?”, fragt die Zeugin. “Nein, nein”, sagt der Verteidiger. “Ja, die Kleidung passt in meiner Erinnerung.” 

15.01 Uhr: “Trugen sie eine Coronamaske im Auto?”, fragt Forensiker Labudde. Daran könne sie sich nicht erinnern, sagt die Frau. Dann ist die Verteidigung dran. 

15.00 Uhr: Ob es üblich sei, dass ihr jemand mitteile, dass Fahrgäste angetrunken seien, fragt der Staatsanwalt. Die Frau bejaht, kann sich aber nicht mehr daran erinnern, wer genau vom MDR ihr das mitgeteilt hatte. Beim Googlen sei ihr der Stern nicht aufgefallen. “Ich wollte ja nur wissen, wer er ist.”