„Energiekosten-Lawine“: Erster Rewe-Chef fürchtet massive Auswirkungen für Kunden in 2025
Steigende Energiekosten bedrohen Haushalte und Supermärkte. Ein Rewe-Manager warnt vor drastischen Preissteigerungen für Kunden ab 2025.
München/Wien – Der Vorstandsvorsitzende der Rewe Group Österreich, Marcel Haraszti, warnt vor einem drastischen Anstieg der Preise im Lebensmittelhandel. Ab 2025 könnten die Energiekosten in Österreich – und eventuell auch Deutschland – nicht nur private Haushalte stark belasten, sondern auch die gesamte Wirtschaft entlang der Lebensmittelkette ins Wanken bringen. Experten und Verbraucherschützer sind sich einig: Die Folgen werden sich spürbar im Geldbeutel der Verbraucher niederschlagen.
Die Energiekosten in Deutschland steigen seit Jahren, doch ab 2025 könnten sie ein neues Level erreichen. Laut Angaben der Verbraucherzentrale Saarland erhöht sich der Preis im nationalen Emissionshandel: Eine Tonne CO2 kostet dann 55 Euro statt 45 Euro – eine Erhöhung von über 20 Prozent. Dies führt zu steigenden Heiz- und Kraftstoffkosten. Allein für Gas rechnen Haushalte mit durchschnittlichen Mehrkosten von rund 48 Euro pro Jahr, während Heizöl-Nutzer etwa 63 Euro zusätzlich zahlen müssen, erklärt die Verbraucherzentrale in ihrer Pressemitteilung.
Österreichs Lebensmittelbranche besonders betroffen: Hohe Kosten bei Transport und Lagerung
Die Lebensmittelindustrie ist durch ihren hohen Energiebedarf besonders anfällig. Sowohl die Herstellung als auch die Lagerung und der Transport von Lebensmitteln sind energieintensiv. „Werden die Energiepreise mit Anfang 2025 drastisch erhöht, steigen die Energiekosten [...] auch entlang der gesamten Lebensmittelkette“, betonte Rewe-Geschäftsführer Haraszti gegenüber heute.at. „Der Lebensmittelhandel ist mehrfach davon betroffen. Nicht nur die Energiekosten in den Märkten steigen, sondern auch jene der Lieferanten“ erklärte Haraszti. Das Problem: Jeder Lieferant hat wiederum eigene energieabhängige Partner, wodurch sich die Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette vervielfachen.
Auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA, ob die Lebensmittelpreise auch hierzulande steigen würden, wenn die Energiepreise steigen, wollte sich REWE Deutschland nicht konkret äußern. Der Sachverhalt aus Österreich lasse sich so nicht auf Deutschland übertragen.

Diese Kosten werden laut Branchenexperten in vielen Fällen an die Verbraucher weitergegeben. Schon jetzt klagen Haushalte über die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die sich durch Energiepreise und Inflation zusammensetzen. Eine zusätzliche Belastung könnte für viele Familien, die sich ohnehin am Existenzminimum bewegen, schwer tragbar sein.
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Steigende Erdgaspreise: Umwälzung auf private Haushalte wahrscheinlich
Auch in Deutschland könnte sich die Lage zuspitzen. Gaspreise sind laut einem Bericht der Tagesschau auf ein Jahreshoch gestiegen, und Energieversorger planen ab 2025 deutliche Erhöhungen. Ein Sprecher von E.ON bestätigte kürzlich, dass in Nordrhein-Westfalen die Gaspreise in der Grundversorgung angehoben werden. Das Vergleichsportal Verivox rechnet mit einer Erhöhung von 24 Prozent.
Im kommenden Jahr müssen viele Gaskunden in Deutschland erneut mit höheren Kosten rechnen. „Die Kosten für den Bezug von Erdgas steigen für die Haushalte in Deutschland mit Beginn des Jahres 2025“, erklärte Lundquist Neubauer, Sprecher des Vergleichsportals Verivox, gegenüber der Rheinischen Post. Als Gründe nannte Neubauer vor allem die steigenden Gasnetzgebühren und die gestiegenen Großhandelspreise. Diese hätten Anfang Dezember aufgrund kälterer Temperaturen und einer geringeren Stromproduktion aus Windkraft ihren höchsten Stand seit mehr als 13 Monaten erreicht. Auch die Netzentgelte für Strom könnten laut einer Analyse von Verivox regional stark steigen.

Preise für Strom und Gas steigen 2025: Deutsche Märkte unter Druck
Verbraucherschützer rufen Unternehmen und Politik gleichermaßen zu Gegenmaßnahmen auf. Neben einer stärkeren Förderung erneuerbarer Energien fordert die Verbraucherzentrale Saarland, Haushalte und Unternehmen gezielt bei der Umstellung auf energieeffiziente Systeme zu unterstützen. „Wir ermitteln Einsparpotenzial im Haushalt und suchen Lösungen, um den Energieverbrauch dauerhaft zu senken. So kann es sinnvoll sein, Sanierungsmaßnahmen am Gebäude umzusetzen oder auch, in einen günstigeren Strom- oder Gastarif zu wechseln“, erklärte Cathrin Becker, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Saarland.
Zusätzlich drängt die Politik auf eine stärkere Regulierung der Energiepreise, um die Auswirkungen auf Konsumenten und Unternehmen abzufedern. Ab dem 1. Januar 2025 sind Energieversorger in Deutschland verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Diese Tarife ersetzen feste Strompreise durch eine Preisgestaltung, die sich an den Spotpreisen der Strombörse orientiert. In Zeiten niedriger Nachfrage und hoher Stromerzeugung sinken die Preise, während sie bei hoher Nachfrage und geringer Erzeugung steigen.
Dynamische Stromtarife ab 2025 verpflichtend: Smart Meter Upgrade könnte Geld sparen
Voraussetzung für die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs ist der Einbau eines intelligenten Messsystems, auch Smart Meter genannt. Ab 2025 haben Haushalte das Recht, innerhalb von vier Monaten nach Beauftragung mit einem Smart Meter ausgestattet zu werden.
Ab April 2025 können Verbraucher, die beispielsweise ein E-Auto zu Hause laden oder eine Wärmepumpe betreiben, zusätzlich von dynamischen Netzentgelten profitieren. Diese werden in drei Tarifstufen – Standard-, Hoch- und Niedrigtarif – unterteilt, die jährlich festgelegt werden. Wer den Stromverbrauch in Zeiten geringer Netzbelastung verlagert, kann deutliche Kosteneinsparungen erzielen. Auch für die dynamischen Netzentgelte ist der Einsatz eines Smart Meters erforderlich. (ls)