Türkei denkt an BRICS-Mitgliedschaft - Erdogan flirtet mit Putin, Xi und Modi, was das für den Westen bedeutet
Welche Auswirkungen könnte eine Mitgliedschaft der Türkei in BRICS auf die europäische Union und die globale Wirtschaft haben?
Die mögliche Mitgliedschaft der Türkei in BRICS würde sowohl die Europäische Union (EU) als auch die globale Wirtschaft beeinflussen. Geopolitisch gesehen, könnte sich die Türkei stärker auf die BRICS-Staaten ausrichten, was die Dynamik der EU-Türkei-Beziehungen verändern und möglicherweise zu erhöhten Spannungen führen könnte. Auf wirtschaftlicher Ebene könnten engere Bindungen der Türkei an BRICS-Staaten die Handelsbeziehungen zur EU beeinflussen. Es besteht die Möglichkeit, dass türkische Unternehmen verstärkt in BRICS-Länder exportieren und importieren, was zu einer Veränderung der Handelsströme führen könnte. Zudem könnte die Türkei durch eine BRICS-Mitgliedschaft an Einfluss in globalen Institutionen gewinnen, was auch Auswirkungen auf die EU und die Außenpolitik der EU Mitgliedstaaten hätte.
In Bezug auf die globale Wirtschaft könnten Investitionen und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten das Wirtschaftswachstum der Türkei ankurbeln und zu einer stärkeren Integration in die globale Wirtschaft führen. Eine engere Anbindung an BRICS könnte Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben, insbesondere bei einer Zunahme von Finanztransaktionen und Handel in den Währungen der BRICS-Staaten. Darüber hinaus könnten neue Handelsallianzen geschmiedet werden, was Druck auf bestehende Handelsabkommen und wirtschaftliche Partnerschaften ausüben könnte.
Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen der Türkei und den rohstoffreichen BRICS-Staaten könnte zudem die globalen Rohstoffmärkte beeinflussen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Mitgliedschaft der Türkei in BRICS signifikante geopolitische und wirtschaftliche Veränderungen mit sich bringen würde, welche sowohl die EU als auch die globale Wirtschaft beeinflussen könnten.
Welche Vorteile könnte eine BRICS-Mitgliedschaft für die Türkei gegenüber einer EU-Mitgliedschaft bieten?
Eine Mitgliedschaft in der BRICS-Gruppe könnte der Türkei verschiedene Vorteile bieten, die sich von denen einer EU-Mitgliedschaft unterscheiden. Zudem erscheint eine Mitgliedschaft der Türkei in der EU, speziell unter der Amtsführung von Präsident Erdogan, nicht realistisch. Auch ist in vielen EU-Ländern die öffentliche Unterstützung für einen türkischen Beitritt gering, was EU-seitig weitere Verhandlungen nicht gerade begünstigt. Es gibt insgesamt grundlegende politische, auch wirtschaftspolitische, Differenzen.
Während die EU eine supranationale Organisation mit umfangreichen politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Integrationsmechanismen ist, handelt es sich bei BRICS um ein lockeres Bündnis aufstrebender Volkswirtschaften, das auf wirtschaftlicher Zusammenarbeit und politischem Dialog basiert.
Die BRICS-Länder zeichnen sich durch wirtschaftlichen Pragmatismus und Flexibilität aus und legen ihren Mitgliedern weniger Vorgaben und Regulierungen auf als die EU. Dies könnte der Türkei erhebliche Investitionsmöglichkeiten und Finanzierungen durch Institutionen wie die Neue Entwicklungsbank (NDB) bieten und so helfen, große Infrastrukturprojekte und wirtschaftliche Entwicklungsinitiativen voranzutreiben. Darüber hinaus könnte eine BRICS-Mitgliedschaft der Türkei helfen, ihre geopolitische Unabhängigkeit von westlichen Einflussbereichen zu stärken und ihre Rolle als eigenständiger Akteur auf der globalen Bühne zu festigen.
Sie könnte auch Zugang zu den aufstrebenden Märkten der BRICS-Staaten erhalten, was den Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit diesen dynamischen Volkswirtschaften fördern könnte. Eine engere Zusammenarbeit mit technologisch fortschrittlichen BRICS-Ländern wie China und Indien könnte der Türkei Zugang zu neuen Technologien und Innovationen verschaffen. Zudem könnte sie ihre nationale Souveränität besser wahren, da BRICS-Staaten tendenziell weniger in die innenpolitischen Angelegenheiten ihrer Mitglieder eingreifen als die EU.
Schließlich könnte die Türkei in BRICS ein Forum finden, um gemeinsame Interessen und Herausforderungen mit anderen aufstrebenden Volkswirtschaften zu diskutieren und anzugehen, was ihre internationale Verhandlungsposition stärken könnte. Im Gegensatz dazu stellt eine EU-Mitgliedschaft hohe Anforderungen an wirtschaftliche und politische Reformen, die zu einer stärkeren Integration führen.
Welche nächsten Schritte könnten wir erwarten, wenn die Türkei ernsthaft eine BRICS-Mitgliedschaft in Betracht zieht?
Sollte die Türkei tatsächlich eine Mitgliedschaft in der BRICS-Gruppe anstreben, könnten die nächsten Schritte in etwa folgendermaßen aussehen: Zunächst hat die Türkei den Besuch ihres Außenministers in Peking strategisch genutzt, um die Idee einer BRICS-Mitgliedschaft ins Spiel zu bringen. Sie strebt engere wirtschaftspolitische Beziehungen zu China und den anderen Mitgliedstaaten an, wobei sie sich der außenpolitischen Risiken in Bezug auf Russland bewusst ist. Daher ist auf dem bevorstehenden BRICS-Gipfel in Russland im Oktober noch keine Entscheidung zu erwarten. Der Kreml hat jedoch bereits Interesse signalisiert, das Thema auf die Agenda des BRICS-Gipfels 2024 zu setzen.
Auch wird die Türkei die Folgen der Wahlergebnisse in Indien und in Südafrika beobachten wollen. Speziell in Südafrika hat die Regierungspartei, der African National Congress, erhebliche Einbissen hinnehmen müssen. In Indien wird Premier Modi weiter regieren können, aber sein Koalitionsbündnis hat empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Die Türkei würde intensive diplomatische Gespräche mit den bestehenden BRICS-Mitgliedern führen, um Unterstützung für ihre Mitgliedschaft zu gewinnen.
Parallel dazu könnte die türkische Regierung öffentliches Interesse und Engagement für die BRICS-Gruppe signalisieren, um ihren politischen Willen und ihre Entschlossenheit zu demonstrieren. Darüber hinaus könnte die Türkei einen Beobachterstatus bei BRICS-Treffen anstreben und an wichtigen Diskussionen teilnehmen, um Beziehungen zu den Mitgliedsländern zu stärken. Gleichzeitig könnte sie wirtschaftliche und handelspolitische Maßnahmen ergreifen, um ihre Wirtschaft stärker mit den BRICS-Staaten zu verflechten und dadurch ihre Attraktivität als potenzielles Mitglied zu erhöhen.
Die Türkei könnte auch bilaterale Abkommen mit BRICS-Staaten abschließen, um wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zu vertiefen. Sie würde ihre Außenpolitik anpassen und eine stärkere Ausrichtung auf BRICS-Themen in internationalen Foren zeigen. Schließlich würde die Türkei formell einen Antrag auf Mitgliedschaft einreichen und den formalen Prozess zur Aufnahme in die BRICS-Gruppe durchlaufen. Diese Schritte würden zeigen, dass die Türkei es ernst meint mit ihrer Absicht, BRICS-Mitglied zu werden, und bereit ist, sich aktiv in die Gruppe zu integrieren.