Das Wasser stand Urlaubern bereits bis zum Kinn: Behörde in Griechenland-Paradies verwundert mit Verbot
Um an einen beliebten Strand zu kommen, müssen Griechenland-Urlauber halb schwimmen. Samt Gepäck. Einen Steg gibt es nicht. Die Maßnahme soll Massentourismus vorbeugen.
Heraklion – Auch ohne es explizit zu äußern, kann man Gästen klarmachen, dass sie nicht willkommen sind. In Barcelona etwa zeigten Einheimische mit Wasserpistolen, was sie von den zahlreichen Besuchern halten. In Griechenland sollte ebenfalls Wasser als Abschreckmaßnahme dienen – auf eine jedoch ganz andere Art und Weise. Auf der griechischen Urlaubsinsel Kreta machte eine Behörde ihren Standpunkt deutlich: Gemäß der Devise „Wo kein Anleger ist, kann auch kein Touristen-Boot anlegen“, untersagte sie die Installation eines schwimmenden Stegs.
Griechische Medien urteilen vernichtend über Vorfall: „Video der Schande“
Von dieser Entscheidung wussten offenbar weder Bootsführer noch Insel-Besucher. Das Boot hielt gute zehn Meter vor der Küste und lud die Passagiere ab. Das Wasser reichte einigen bis zum Kinn, wie ein Video auf Facebook zeigt. Mit Hab und Gut über den Köpfen, waten so die Urlauber durch das Meer Richtung Ufer. Zumindest, wer sich getraut hat. Wie mehrere griechische Medien berichten, gingen nur die wenigsten Menschen von Bord der Fähre.
„Die meisten Menschen blieben aus Angst auf dem Schiff“, sagte ein US-amerikanischer Urlauber gegenüber dem Newsportal zarpanews.gr. Seiner Aussage nach seien gerade einmal 40 der rund 900 Tagesausflügler an Land gegangen – und aufgrund der widrigen Umstände allesamt „wütend und enttäuscht“ auf das Boot zurückgekehrt. Ältere und Kinder hätten demnach das Risiko des „Landgangs“ nicht auf sich genommen. Es sei eine „inakzeptable Situation“, so der US-Urlauber weiter.
Einzig ein gespanntes Seil half den Menschen beim Ein- und Aussteigen von der Schiffsrampe. Auf dem Video ist auch zu sehen, wie sich die Urlauber untereinander helfen müssen. Eine Menschenkette hatte sich gebildet, um das Gepäck trocken zu befördern. Hochgeladen hatte den Clip eine lokale Journalistin. Binnen kürzester Zeit griffen die griechischen Medien es auf und titelten: „Balos Video der Schande“.
Touristen fluten traumhafte Griechenland-Lagune – Wissenschaft befürchtet Folgen für Ökosystem
Ziel der Touristen war eine der wohl schönsten Sandstrände der Welt, die traumhafte Lagune von Balos. Doch das türkisfarbene Wasser und der milchige Strand ziehen eben nicht nur einzelne, sondern massenweise Touristen an. Im Netz finden sich dutzende Anbieter, die Bootstouren organisieren. Wer das Schlagwort auf Instagram eingibt, bekommt unzählige Ergebnisse von Influencern und Co. ausgespuckt.
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Laut lokalen Medien landen in der Hauptsaison rund 5000 Touristen täglich an der Bucht nahe Chania – und gefährden so die einheimische Flora und Fauna. Einem Tripadvisor-Eintrag eines Besuchers von 2015 zufolge, sei der Strand schon damals heillos überlaufen gewesen. Aus diesem Grund diskutierten Behörden und Umwelt-Experten seit längerem Maßnahmen, um den Massentourismus einzudämmen und die Natur zu schützen. Auf Mallorca teilen Wissenschaftler die Sorgen um sterbende Strände.
Ausgehend einer einschlägigen Studie der Technischen Universität Kreta vom vergangenen Sommer hatten die Behörden jüngst zwölf Maßnahmen vorgestellt, mit denen man künftig gegen den Overtourism vorgehen möchte. Wer die Lagune sehen möchte, muss sich demnach in Zukunft ankündigen. Ohne vorab reservierte Tickets soll laut Informationen von in.gr nichts mehr gehen. Obendrein soll die tägliche Höchstgrenze an Besuchern halbiert werden (2330) und die Besuchszeit in zwei Tageshälften eingeteilt werden. Von einer Eintrittgebühr erhoffte sich Venedig ebenfalls, die Massen eindämmen zu können – vergebens, weshalb die Lagunenstadt die Preise gleich verdoppeln möchte.
Italien, Spanien, Griechenland – Stimmen gegen den Massentourismus werden lauter
Dass die Tagesbesucher zuletzt an den Strand schwimmen mussten, sei laut in.gr auf eine Entscheidung des Ministeriums für Schifffahrt und Inselpolitik zurückzuführen. Doch nachdem die Angelegenheit jüngst sprichwörtlich Wellen geschlagen hatte, habe das Ministerium das Anleger-Verbot zurückgenommen. Die Installation einer schwimmenden Plattform sei genehmigt worden und solle schon in den nächsten Tagen erfolgen.
Immer mehr Einheimische erheben ihre Stimmen gegen die Flut an Besuchern, die nicht immer nur Geld in die heimische Wirtschaft spülen. Laut einer Auswertung lag in Griechenland in den vergangenen Jahr der absolute Touristen-Hotspot. An einigen Stränden der Balkan-Insel wurden daher ebenfalls die Regeln angezogen, noch ehe die Hauptsaison begonnen hatte. In Italien soll in einigen beliebten Regionen der Strandbesuch kostenpflichtig werden. (rku)