Königswiesen: Zwei Jahre Baustelle
Bislang sind die Informationen zum Neubau der Bahnüberführung in Königswiesen spärlich geflossen. Im Mobilitätsausschuss am Dienstag wurde klarer, worauf sich die Bevölkerung ab dem Frühjahr einzustellen hat – nämlich auf zwei Jahre Dauerbaustelle.
Königswiesen – Nein, auf die Kläger gegen den eisenbahnrechtlichen Planfeststellungsbeschluss zur Erneuerung der Bahnüberführung in Königswiesen war Landrat Stefan Frey nicht zu gut sprechen. „Die Kosten sind seitdem noch einmal richtig in die Höhe geschnellt“, sagte er am Dienstag im Mobilitätsausschuss des Kreistags. „Danke dafür.“ Natürlich gebe es in einem Rechtsstaat wie Deutschland die Möglichkeit, sich durch alle Instanzen zu klagen, wie dies die BI „Gegenverkehr“ zwischen 2021 und 2024 getan hatte, bis hinauf zum Bundesverwaltungsgerichtshof in Leipzig. Doch die Zeche zahle der Kreis, sprich der Steuerzahler. Kämmerer Stefan Pilgram geht von einer Verteuerung von mehr als einer Million Euro aus, die sich der Kreis hätte sparen können, wenn er 2021 mit der Ertüchtigung der Staatsstraße hätte beginnen können. Diese geht Hand in Hand mit der Erneuerung der Überführung.
Der Neubau des Königswieser Bauwerkes ist eines der größeren Infrastrukturprojekte im Landkreis. Schon 2013 waren sich Bahn und Kreis darüber einig, dass die Verkehrsverhältnisse dort dringend verbessert werden müssen. Konkret ging es darum, die aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammende Brücke zu ersetzen und bei dieser Gelegenheit richtlinienkonform zu vergrößern. Die Überführung sollte fortan eine Breite von neun Metern und eine Höhe von 4,50 Metern aufweisen. Zu diesem Zweck sollte die Kreisstraße tiefergelegt werden. Das missfällt vielen Königswiesern, aber eine Alternative dazu gab es aus Sicht des Staatlichen Bauamts zu keinem Zeitpunkt. Das Eisenbahnrecht zwingt die Behörde dazu, die Staatsstraße an die gesetzlichen Erfordernisse anzupassen. „Wir müssen die Richtlinie erfüllen, wenn es die Möglichkeit dazu gibt“, sagte die aus dem Staatlichen Bauamt Weilheim online zugeschaltete Silke Schweigler. „Es gab keine Wahlmöglichkeit.“
Vorarbeiten laufen bereits
Jetzt also, fast zehn Jahre nach den ersten Beschlüssen, ist es so weit. In den nächsten Tage enden die Vorarbeiten, die mit einer Vollsperrung verbunden waren. Dann, ab Frühjahr, wird es endgültig ernst: Vermutlich von März bis November laufen die Arbeiten zur Erneuerung der Brücke. Wie Florian Sendl vom Staatlichen Bauamt erläuterte, wird Königswiesen für Autofahrer komplett gesperrt sein, für Fußgänger jedoch wird eine kleine Schneise frei gehalten. Auch Radfahrer können diese benutzen, wenn sie ihr Rad schieben. Der Einbau der Brücke ist für den September 2025 geplant, in einer 96-Stunden-Aktion wird die neue Brücke mit einem hochmodernen Verfahren an die Stelle der alten geschoben. Der Bahnverkehr wird vermutlich nur in dieser Zeit eingeschränkt sein.
Im Jahr darauf wiederholt sich das Ganze, nur dass die Sperrung zwischen Februar und August der Tieferlegung der Kreisstraße dient. Die Einheimischen werden erneut den Umweg über die Unterbrunn und Hausen in Kauf nehmen müssen, was den Alltag kompliziert gestaltet. Wie Markus Reichart, Leiter des Fachbereichs Verkehrswesen erläuterte, werden aktuell Überlegungen angestellt, wie der Öffentliche Nahverkehr organisiert werden kann. „Die ÖPNV-Verbindungen sollen bestehen bleiben“, sagte er. Zu diesem Zweck soll in Königswiesen eine Buswendeschleife etabliert werden.
Urteil bringt erst im Juli Klarheit
Dass das endgültige Gerichtsurteil erst im Juli vorlag, hat alle Beteiligten unter Zugzwang gesetzt. „Das war der letztmögliche Zeitpunkt, dass wir mit der Maßnahme noch heuer anfangen konnten“, so Silke Schweigler. Damit habe auch zu tun gehabt, dass die Mitteilung über die Vollsperrung im September erst so spät rausgegangen sei, was der Gautinger Hans-Wilhelm Knape (Grüne) als „indiskutabel“ bezeichnete. Schweigler gelobte Besserung: „Wir werden das Projekt offensiver erläutern.“
Auch der Kreis hat das Urteil abgewartet, bevor er für die Ertüchtigung der Staatsstraße mit dem Ankauf von Grund begonnen hat. „Es geht da lediglich um ein paar Quadratmeter“, so Pilgram. Die Ortsdurchfahrt wird innerorts auf einer Länge von 390 und außerorts auf einer Länge von 170 Metern ausgebaut. Die Kosten liegen zwischen 1,8 und 2,5 Millionen Euro. Vor ein paar Jahren wäre es laut Pilgram noch etwa eine Million gewesen.