Millionen schlucken das Herz-Medikament täglich: Neue Studie bestätigt gravierende Nebenwirkung
Millionenfach werden in Deutschland Betablocker bei Herzkrankheiten verschrieben. Eine Studie bestätigt nun, dass die Einnahme nicht ohne Risiken ist.
München – Betablocker gehören in Deutschland zum Behandlungsstandard bei Herz-Erkrankungen. Dazu zählen beispielsweise die koronare Herzkrankheit, Herzschwäche und Bluthochdruck. Auch nach einem Herzinfarkt werden die Medikamente häufig verschrieben. Die Einnahme ist allerdings nicht zu unterschätzen, wie eine aktuelle Studie jetzt zeigt.
Studie bestätigt: Viel verschriebenes Herz-Medikament verursacht fatale Nebenwirkung
Betablocker werden zur Senkung des Blutdrucks und der Schlagfolge des Herzens eingesetzt, informiert die Deutsche Herzstiftung. Laut Deutscher Schlaganfall-Hilfe leiden hierzulande allein 20 bis 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck, weshalb das Medikament oft verschrieben werden dürfte.
Eine schwedische Studie zeigte jedoch zu Beginn des Jahres, dass es bei Herzinfarkt-Patienten keinen Vorteil einer Behandlung mit Betablockern hinsichtlich der Gesamtmortalität und wiederkehrenden Herzinfarkten gab – im Vergleich zu einer Behandlung ohne Betablocker. Nun bestätigte eine Teilstudie dieser Untersuchung, dass das Medikament bei einigen Patienten depressive Verstimmungen verursachen kann.

„Wir fanden heraus, dass Betablocker bei Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten hatten, aber nicht an einer Herzinsuffizienz litten, zu einem leicht erhöhten Maß an depressiven Symptomen führten“, sagte Philip Leissner, Erstautor der Studie, in einer Mitteilung. „Wenn das Medikament bei ihrem Herzen keine Wirkung zeigt, nehmen sie es unnötigerweise ein und laufen Gefahr, depressiv zu werden.“ Auch ein bekanntes Schilddrüsen-Medikament soll zu schweren Nebenwirkungen führen.
Herz-Medikament kann Depressionen auslösen – Experte sieht andere Nebenwirkung „problematischer“
Dass Betablocker Depressionen auslösen können, ist nicht neu. „Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass es Menschen gibt, die mit einer depressiven Verstimmung auf die Einnahme von Betablockern reagieren“, zitierte Focus den Vize-Präsidenten der Deutschen Herzstiftung, Heribert Schunkert. Das komme aber eher selten vor.
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Für den Herzspezialisten sei eine andere Nebenwirkung viel „problematischer“. Denn einige Patienten würden mit einer Gewichtszunahme auf das Medikament reagieren. „Ich beobachte viel häufiger, dass Patienten aufgrund der Einnahme von Betablockern vier bis sechs Kilogramm zunehmen, als dass sie eine depressive Verstimmung entwickeln.“
Betablocker bei Bluthochdruck nicht mehr die erste Wahl
Thomas Eschenhagen, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, betonte in einer Stellungnahme, dass Betablocker bei Bluthochdruckpatienten „aufgrund des nicht so gut dokumentierten Nutzens“ ohnehin nicht die erste Wahl seien. Dies gelte insbesondere für übergewichtige Personen mit hohem Diabetesrisiko und Personen mit erhöhtem Schlaganfallrisiko.
Auf Betablocker völlig zu verzichten, ist aber nicht hilfreich. „Bei Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit, nach Herzinfarkt, bei Herzschwäche, Vorhofflimmern oder anderen Herzrhythmusstörungen bleiben Betablocker erste Wahl“, so Eschenhagen. Es ist wichtig, die Herz-Medikamente nicht eigenmächtig abzusetzen, da sonst Herzschlag und Blutdruck plötzlich ansteigen können.
Wann Arzneimittel eingenommen werden, kann einen großen Einfluss auf deren Wirkung haben – gerade Bluthochdruckpatienten sollten einiges beachten. (kas)