Österreich sperrt wichtigen Tunnel in den Süden: Das nächste Nadelöhr trifft Autofahrer, Radler und Nachtzüge

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Urlaubern, die in den Süden wollen, droht ein neues Nadelöhr: Der Tauerntunnel für die Bahn wird wegen Sanierung gesperrt. Das trifft auch Autofahrer und Radfahrer. Die Alternativen sind keine Lösung.

Bad Gastein/Mallnitz – Der Tauerntunnel der Österreichischen Bundesbahnen zwischen Böckstein bei Bad Gastein (Salzburg) und Mallnitz (Kärnten) wird ab 18. November bis zum 13. Juli 2025 gesperrt. Grund sind Sanierungsarbeiten in der 8,3 Kilometer langen Eöhre, die 1909 eröffnet wurde. Neben der Autoverladung der Tauernschleuse in Böckstein, die als Alternative für die Tauernautobahn zur Verfügung steht, nutzen die Nightjet-Nachtzüge der ÖBB von München nach Rom, La Spezia und Stuttgart-München-Ljubljana-Zagreb den Tunnel.

Es gibt laut ÖBB einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Bischofshofen und Spittal/Millstättersee sowie zwischen Schwarzach-St. Veit und Bad Gastein. Fernverkehrszüge enden bzw. starten in Bischofshofen bzw. Spittal/Millstättersee. „Die Busse des Schienenersatzverkehrs können die Sonderfahrspur auf der A10 benutzen und einem möglichen Stau teilweise vorfahren“, heißt es bei den ÖBB. Die Dauer der Ersatzfahrten wird nicht erwähnt.

Sperre der Autoverladung deckt sich zeitlich mit Tunnelsanierung der Tauernautobahn

Die Sperre fällt aber ausgerechnet in die Zeit, während die parallel führende Tauernautobahn saniert wird. Zurzeit macht die Tunnelsanierung zwar Sommerpause, aber ab September wird es wieder eng dort. Das sorgt dann wieder für enorme Staus. Die Entlastung über die Tauernschleuse fällt nun also auch noch weg. Es bleiben als noch mehr zeitraubende Alternativen die Felbertauernstraße und die Großglockner-Hochalpenstraße, die aber von Herbst bis Mai gesperrt ist. Erst im Sommer ging Österreich mit einer Maßnahme gegen den Urlauberverkehr vor.

Auch der Alpe Adria Radweg von Salzburg nach Grado ist betroffen – denn der Alpenhauptkamm wird ebenfalls mit der Bahn huckepack unterquert. Es verkehrt stündlich ein Zug, mit dem man mit dem Rad in elf Minuten durch den Tunnel fährt. Nur sehr sportliche Radler fahren über den Berg.  Ab 11. April 2025 soll es zwar einen Radshuttle zwischen Mallnitz und Bad Gastein (zehn Euro pro Strecke, maximal 35 Räder) geben, aber das kostet viel Zeit. Vor allem aber für die Einheimischen wird die Baustelle zur Geduldsprobe: Berufspendler und Schüler sind dann statt elf Minuten mit dem Zug laut ORF gut zwei Stunden in Ersatzbus oder Auto unterwegs.

Auch die Nachtzüge nach Italien können nicht durch den Tunnel fahren

Grund für die Tunnelsanierung sind laut ÖBB regelmäßige Wassereinbrüche. Die Tunnelinnenschale müsse darum saniert werden. Auch an den Portalen seien Bauarbeiten notwendig, dazu werde die Sicherungstechnik erneuert. Ein eingleisiger Betrieb sei während der Modernisierung aufgrund der bautechnischen Bedingungen und wegen des Arbeitnehmerschutzes nicht möglich.

Nightjet der ÖBB
Die Nightjets der ÖBB werden ausgebremst. © Georg Hochmuth/dpa

Für die beliebten Nachtzüge der ÖBB von München nach Italien würde sich die ohnehin kürzere Strecke über den Brenner anbieten. Doch das verhindert wiederum die italienischen Staatsbahnen Trenitalia. Die Tiroler Tageszeitung spricht von einem „Nachtfahrverbot auf der Schiene“ zwischen dem Brenner und Bozen in Südtirol. Verantwortlich dafür seien lange Wartungssperren, die im Vorfeld nicht klar kommuniziert würden.

Brennerstrecke fallt als Alternative für die Nightjets der ÖBB aus

Planbarkeit sei deshalb kaum möglich, auch Anfragen über zusätzliche Angebote auf der Schiene würden deshalb von den italienischen Staatsbahnen abgelehnt. Das betreffe sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr. Auch eine zusätzliche Nachtverbindung von München nach Verona scheitere aus demselben Grund.

ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder hat noch eine schlechte Nachricht für Nightjet-Fans: „Die Verbindung Stuttgart – Venedig fällt leider aus“, so Rieder zu IPPEN.MEDIA. Aber Rieder hat auch gute News: „Der Nachtzug von Stuttgart nach Zagreb fährt eine Umleitung über Graz.“

ÖBB prüfen noch Alternativen für die Nachtzüge

Für die Nightjets von München nach Rom bzw. Mailand/Genua/La Spezia „prüfen wir“, so Rieder, „eine Führung erst ab Salzburg, mit einer innerösterreichischen Umleitung.“ Von München nach Salzburg müsste dann aber mit einem Tagzug angereist werden. Rieder: „Das ist der aktuelle Planungsstand, der erst in den nächsten Wochen finalisiert wird.“ 2027 wird es übrigens noch einmal eine fünf Monate lange Sperre des Tauernbahntunnels geben, dann wird das Südportal auf der Kärntner Seite saniert.

Auch in diesem Sommer zieht es wieder zahlreiche Urlauber nach Österreich. Doch hohe Schnitzelpreise sorgen immer wieder für Unmut. Bei vermeintlichen Schnäppchen sollte man allerdings genau hinschauen.

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