Motorrad-Fahrverbot am Kesselberg: Weitreichende Entscheidung
Zwei Jahre lief die Testphase am Kesselberg mit tageszeitlichen Sperrungen für Motorradfahrer. Die Ergebnisse sind nun ausgewertet – mit weitreichenden Auswirkungen.
Kochel am See – Landratsamt und Polizei hatte am Mittwochvormittag zu einer Pressekonferenz eingeladen, um die Erkenntnisse aus der Testphase zu präsentieren. In den vergangenen beiden Jahren war die beliebte Bergstrecke der B11 zwischen April und Ende Oktober täglich von 15 bis 22 Uhr für bergauf fahrende Motorradfahrer gesperrt. So erhoffte man sich eine Reduzierung der Unfallzahlen zwischen Kochel am See und Urfeld am Walchensee. Die Analysen hatten gezeigt, dass es genau zu diesen Uhrzeiten zu den meisten Unfällen gekommen war. Zugleich sollte auf diese Weise verhindert werden, dass Motorradfahrer sinnlose Runden fahren, nur um die kurvenreiche Straße am Kesselberg auszutesten.
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Zahl der Motorradunfälle hat sich nahezu halbiert
Nun sind die Zahlen aus der zweijährigen Pilotphase ausgewertet. Das Fazit: „Insgesamt haben sich die Unfälle um etwa 40 Prozent reduziert, die Motorradunfälle haben sich annähernd halbiert“, sagte Simon Neubert, Sachgebietsleiter am Staatlichen Bauamt Weilheim. Auch die Zahl der sonst am Kesselberg häufig anzutreffenden „High-Risk-Fahrer hat sich deutlich reduziert“, ergänzte Steffen Wiedemann, Chef der Kochler Polizeistation. „Sonst hatten wir an schönen Tagen 100 bis 150 Fahrer auf der sechs Kilometer langen Strecke, die da 20-mal rauf und runter geheizt sind und den Kesselberg mit einer Rennstrecke verwechselt haben.“
Sperrung des Kesselbergs für Motorräder bleibt bestehen
Mit Blick auf diese Entwicklungen wird zeitliche Sperrung des Kesselbergs nun auch nach der zweijährigen Pilotphase fortgesetzt. Das heißt also, die Strecke von Kochel zum Walchensee ist von April bis einschließlich November für bergauf fahrende Motorradfahrer täglich von 15 bis 22 Uhr weiterhin tabu. Für diese Anordnung gebe es keine zeitliche Befristung mehr, sagte Karsten Ludwig von der Unteren Verkehrsbehörde am Landratsamt. Dass sich die Motorradunfälle halbiert haben, „ist für uns eine sehr erfreuliche Entwicklung“. In den vergangenen zwei Jahren habe es keinen Versuch gegeben, gegen das Fahrverbot zu klagen, sagt Ludwig. „Wir hatten das eigentlich anders erwartet.“ Das bestätige vielleicht auch, dass „die Verhältnismäßigkeit absolut gewahrt ist“, sagt Wiedemann. Denn man dürfe nicht vergessen, dass der Kesselberg bergauf bis 2023 an Wochenenden und Feiertagen komplett für Motorradfahrer gesperrt gewesen sei – und eben nicht nur von 15 bis 22 Uhr, wie es die aktuelle Regelung vorsieht.
Verlagerung der High-Risk-Fahrer ans Sudelfeld
Dass die tageszeitliche Sperrung des Kesselbergs zu einer Verlagerung des Unfallgeschehens auf der B13 und B307 am Sylvenstein gesorgt hat, wollte Lars Werner von der Tölzer Polizei so nicht bestätigen. Natürlich habe die Polizei das auf dem Schirm, „und wir kontrollieren auch“. Zudem sei im vergangenen Jahr in bestimmten Bereich eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h erlassen worden, heuer erfolge noch ein Überholverbot. „Aber die Klientel, die sich am Sylvenstein trifft, ist eine andere“, sagte Werner. Da gehe es eher darum, auf der Staumauer zu sitzen, zu ratschen und seine Maschine zu zeigen. „Show and shine“, nennt das Roman Gold, Leiter der Kontrollgruppe Motorrad der Polizei.
Die High-Risk-Fahrer kommen nun eher am Sudelfeld (Landkreis Miesbach) zusammen, ergänzt Gold. „Dort hat sich die Situation drastisch verschlechtert.“ Die Anzahl der Motorradunfälle habe sich dort verdoppelt.