Deutscher Urlauber sitzt fünf Stunden in Brenner-Tunnel fest – „Einige Menschen hatten Angst”
Ein deutscher Urlauber macht auf der Bahnfahrt über den Brenner ungewollt Rast – mitten im Tunnel, für mehrere Stunden. Er wirft der Bahn Überforderung vor.
München – Wer regelmäßig pendelt oder bei Reisen auf die Bahn angewiesen ist, hat meist viele Geschichten zu erzählen – über Verspätungen, Ausfälle, technische Schwierigkeiten. Nicht ohne Grund landet die Deutsche Bahn im europäischen Ranking nur im unteren Mittelfeld. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) schaffen es hingegen auf Platz 2 – doch wie der aktuelle Bericht eines Fahrgastes zeigt, sind auch diese nicht vor Zwischenfällen gefeit.
So schildert ein Deutscher dem Südtiroler Nachrichtenportal stol.it, dass er am Mittwoch, dem 22. Januar, fünf Stunden lang mit einem Höchstgeschwindigkeitszug der ÖBB mitten in einem Tunnel nahe dem Bahnhof Brenner festsaß – zusammen mit rund 120 weiteren Passagieren.
Bahn-Panne in Brenner-Tunnel: Urlauber verbringen fünf Stunden im Zug, bis es weiter geht
Um 7 Uhr in der Früh hat Andreas Kopp aus Göttingen an diesem Mittwoch seine Reise angetreten. Das Ziel: Ein Hotel im alpinen Plustertal in Südtirol, später ein Besuch des Biathlon-Weltcups in Antholz. Am Münchner Bahnhof stieg er in einen Railjet der ÖBB, vergleichbar mit dem ICE der Deutschen Bahn. Bereits auf halbem Weg gab es offenbar Komplikationen: „In Innsbruck haben wir Halt gemacht, um die Lok zu wechseln – weiter ging es dann mit einer Lok aus Italien.“
„Dann habe ich schon bemerkt, dass es nur schleppend voranging – wir passierten den Brenner, fuhren in einen Tunnel, in dem der Zug anhielt“, erzählt Kopp dem Portal stol.it. Dabei handelte es sich um den Pferschtunnel – mit über 7000 Metern Länge dem zweitlängsten Tunnel der Brennerbahn.
Defekte Lok: Railjet der ÖBB musste aus dem Tunnel zurück zum Bahnhof gezogen werden
Anders als etwa beim ICE handelt es sich beim österreichischen Railjet um einen lokbespannten Zug. Diese Lok sei defekt gewesen. Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärt der Sprecher von ÖBB-Holding, Christoph Gasser-Mair, dass es bereits am Bahnhof Brenner zu einer Störung an der Lok kam, die der Lokführer jedoch zunächst beheben konnte. Der Zug habe seine Fahrt in Richtung Süden fortgesetzt, sei dann aber im Pferschtunnel zum Stehen gekommen.
„Nach mehreren, leider letztlich erfolglosen Versuchen des Lokführers, den Fehler zu beheben, wurde von der italienischen Betriebsführung in Abstimmung mit dem Eisenbahnverkehrsunternehmen entschieden, den Zug mit einer Hilfslokomotive zurück zum Bahnhof Brenner zu schleppen“, lässt der Sprecher verlauten. „Das gesamte Prozedere nahm insgesamt rund fünf Stunden in Anspruch, was wir sehr bedauern.“ Die Verantwortlichen der Bahn seien mit der Situation „hoffnungslos überfordert“ gewesen, sagt Passagier Andreas Kopp und kritisiert die offenbar irritierende Informationslage im Zug.

„Ziemliche Belastung“: Besorgter Urlauber fühlte sich im Stich gelassen – ÖBB garantiert Sicherheit
„5 Stunden im Tunnel – einige Menschen hatten auch Angst, für sie kann das eine ziemliche Belastung bedeuten“, sagt der Deutsche. Vor seinem Fenster habe er Schilder gesehen, die anzeigten, dass sich der Zug genau in der Mitte des Tunnels befindet „3,6 Kilometer ging es in eine Richtung und fast ebenso viele in die andere Richtung weiter.“ Den Passagieren sei kein Wasser oder Nahrung angeboten worden, so Kopp. Man habe sich im Stich gelassen gefühlt. Der ÖBB-Sprecher versichert hingegen, die Fahrgäste seien mit kostenlosen Getränken versorgt worden.
Die Sicherheit der Fahrgäste, so der Sprecher, sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Das Zugpersonal habe sie gemeinsam mit der Polizei informiert und beruhigt. „Wir möchten uns bei den Fahrgästen entschuldigen und werden den Vorfall gemeinsam mit unseren italienischen Partnern gründlich analysieren sowie entsprechende Ableitungen für künftige Vorfälle treffen“, versichert Pressesprecher Gasser-Mair.
Eigentlich ist der Brenner weniger für den Bahn- als vielmehr für den – oft stauintensiven – Straßenverkehr bekannt. So waren kürzlich gleich mehrere LKW für ein Verkehrschaos an der Luegbrücke am Brenner verantwortlich. Ein bisher gesperrter Pass wird dort nun aber wieder eröffnet. (smk)