Ricarda Lang findet viele Kritikpunkte an Markus Söder – „aber eines muss man ihm lassen“
Ricarda Lang hält sich mit Kritik an CSU-Chef Markus Söder, der die Grünen als Lieblingsziel auserkoren hat, nicht zurück. Dennoch findet sie bei ihm auch etwas, das der deutschen Politik fehlt.
Berlin/München - Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat die Grünen nicht erst mit dem Beginn des aktuellen Wahlkampfes als Lieblingsgegner auserkoren, gegen den der Politiker bei jeder sich bietenden Gelegenheit ätzt. Moderatorin Caren Miosga prustete bei einem platten Ricarda-Lang-Witz von Söder sogar im Live-TV los, die ehemalige Grünen-Chefin selbst hält sich mit Kritik an dem CSU-Chef aber auch nicht zurück. Nach dem Ampel-Aus konterte Lang eine Habeck-Schelte von Söder knallhart und ließ Bilder sprechen.
Dass sich Markus Söder und Ricarda Lang zumindest auf beruflicher Ebene nicht grün sind, bestätigte die Grünen-Politikerin in einem aktuellen Interview mit dem Stern erneut. Trotz einiger Kritikpunkte sieht sie in dem Chef-Bayer aber auch einen Aspekt, der ihrer Meinung nach in der deutschen Politiklandschaft fehlt und den Ricarda Lang selbst erst nach der Aufgabe ihres Parteivorsitzendenpostens so richtig für sich entdeckt hat: den Humor. Zuletzt sprach Ricarda Lang über das „emotionale Leben“ von Markus Söder.
Ricarda Lang beantwortet Frage, warum Menschen Söder seine Lügen verzeihen
Auf politischer Ebene macht Markus Söder die Grünen für die Wirtschaftskrise verantwortlich und behauptete in der Vergangenheit beispielsweise, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) den Deutschen – und vor allem den Bayern – das Fleischessen verbieten wolle. Abseits der großen Bühne macht Söder dagegen regelmäßig mit augenzwinkernden Auftritten auf Instagram von sich reden, beispielsweise unter dem Hashtag #söderisst. „Es gibt sehr viele Dinge, die ich an Söder kritisiere, aber eines muss man ihm lassen: Er hat Humor“, erklärte Ricarda Lang auf diese Auftritte angesprochen.
Bei dem eingangs bereits genannten Auftritt Söders in der Talkshow von Caren Miosga am 17. November (ARD) wurde im Nachhinein kritisiert, dass der CSU-Chef viel zu einfach mit seinen Erzählungen davongekommen sei. „Ich habe mich oft gefragt, weshalb die Menschen ihm seine Lügen verzeihen“, sagte Ricarda Lang im Stern-Interview und lieferte direkt eine Antwort. „Ich glaube, die Menschen denken sich: Ach, der Maggus! Der nimmt sich selbst nicht so ernst.“ Und eben daran würde es der deutschen Politik mangeln.
Ricarda Lang will Beweis antreten, dass Politiker „menschlich und locker“ sein können
Ob Söder seine Auftritte selbst tatsächlich mit einem Augenzwinkern versteht, sei mal dahingestellt. Laut Lang würden im Gegensatz zu dem CSU-Chef alle anderen Politiker aber wirken, „als stünden sie mit erhobenem Zeigefinger da und erklärten dem Volk, wie es sich zu verhalten habe.“ Die ehemalige Grünen-Chefin, die sich auf X (ehemals Twitter) als „Humorbeauftragte“ ihrer Partei bezeichnet, will das ändern, dabei aber auch einen Beweis antreten. „Man kann im Netz witzig sein, ohne Lügen zu verbreiten“, erklärte sie etwa im Hinblick auf die Aussagen Donald Trumps im US-Wahlkampf.
Nachdem sie ihr Amt als Co-Vorsitzende der Grünen offiziell abgelegt hat, will Ricarda Lang nach eigenen Angaben beweisen, dass ernsthafte, demokratische Politik Spaß machen könne und Politiker „menschlich und locker“ sein können. Ein hohes Amt strebt die 30-Jährige dagegen vorerst nicht mehr an, selbst wenn die Grünen entgegen aller Prognosen als Sieger aus den Neuwahlen im Februar gehen sollten. Stattdessen will sie auf Platz 2 der Landesliste in Baden-Württemberg für den Bundestag kandidieren. Zuletzt hatte Ricarda Lang auch Bundeskanzler Olaf Scholz kritisiert.