Italien im Urlauber-Umbruch: Neue Daten zeigen deutlichen Wandel – „Modell ändert sich“
Italiens Strände sind schwächer besucht als sonst, auch bei Übernachtungen wird ein Rückgang befürchtet. Experten sprechen von einem veränderten Reiseverhalten.
Rom – Jährlich am 15. August wird in Italien der „Ferragosto“ gefeiert, doch für dieses Jahr befürchten Touristenverbände, dass die Strände im Land leerer bleiben könnten als sonst. Und auch Betreiber von Unterkünften wie Hotels und Pensionen haben es im Sommer 2025 mit einem reichlich veränderten Reiseverhalten von Urlaubern zu tun. Während Statistiken bereits Rückgänge von Strandbesuchern zeigen und auch Italiener nicht mehr so häufig im eigenen Land übernachten, wird sich branchenübergreifend um Einnahmen während der Sommer-Hauptsaison gesorgt.

Anzahl von Besuchern in Italien steigt, doch das ist nur bedingt aussagekräftig
Steigende Preise in der Gastronomie, sowie für Liegen und Sonnenschirme am Strand sorgten in Italien im Sommer 2025 bislang für einen Rückgang der Besuchszahlen an Stränden um 25 bis 30 Prozent. Lediglich sonntags seien Italiens Strände noch so gut besucht wie gewohnt, berichtet der Österreichische Rundfunk (ORF) unter Berufung Assobalneari, den Strandpächter-Verband im Land. Die steigenden Preise scheinen Urlauber abzuschrecken, und so auch die Italiener selbst: An den Stränden im Land sind sie weniger zu sehen als in den Jahren zuvor, schreibt der Corriere della Sera.
Zahlen aus der Datenbank Alloggiati Web der Staatspolizei legen zunächst jedoch ein anderes Bild nahe: Aus der Statistik, die Echtzeitdaten über die Übernachtungen in Hotels und anderen touristischen Einrichtungen sammelt, geht zunächst ein grundlegender Anstieg der Besucher hervor. Demnach wurden im Juni mit 21.680.741 Ankünften 10,2 Prozent mehr verzeichnet als im Juni 2024 (19.660.297). Im Juli waren es knapp 24 Millionen im Vergleich zu knapp 23 Millionen im Vorjahr (+4,5 Prozent). Und in den ersten zehn Augusttagen wurden 8.683.988 Touristen registriert, 14,1 Prozent mehr als im August 2024 mit 7.613.786.
Urlauber in Italien bleiben kürzer als sonst – Übernachtungen dürften zurückgehen
Jedoch warnt Allesandro Nucara, der als Generaldirektor des Verbands Federalberghi die Interessen von Hoteliers vertritt, dass jene Zahlen einen falschen Eindruck erwecken. „Eine Klarstellung ist angebracht“, zitiert der Corriere della Sera Nucara. „Ein Anstieg der Ankünfte bedeutet nicht zwangsläufig einen Boom bei den Anwesenheiten: Wenn dieses Jahr mehr Menschen ankommen, aber kürzer bleiben, werden die Aufenthalte insgesamt sinken. Und in einer Zeit, in der die Gürtel enger geschnallt werden, ist diese Hypothese nicht unwahrscheinlich“, mahnt der Federalberghi-Generaldirektor.
Dem Corriere della Sera zufolge rechnen Italiens Reiseveranstalter und Hotelbetreiber in der Sommersaison 2025 mit 10 bis 15 Prozent weniger italienischen Feriengästen. Etwas Wind aus den Segeln nimmt schnellen Schlüssen einer Krise für Italiens Tourismus allerdings Massimiliano Schiavon, Präsident von Federalberghi in der Region Venetien. „Die Situation ist nicht besorgniserregend, wir liegen auf dem Niveau von 2024.“
Branchenvertreter in Italien bleiben optimistisch – „Es ist noch zu früh, um von einer Krise zu sprechen“
So seien etwa Strände und Hotels an der Küste Venetiens „zu 90 Prozent belegt“, wobei der Anteil ausländischer Besucher zunimmt: Neben Österreichern seien das vor allem auch Ungarn, Polen und Tschechen. Deutsche Touristen sind zwar auch nach wie vor da, aber weniger als zuvor. „Sicherlich“, sagt Schiavon, „haben die Italiener ein schmaleres Portemonnaie und entscheiden sich für einen kürzeren Urlaub, aber auch das Modell des Tourismus ändert sich“.
Dessen ist sich auch Antonio Barreca, Generaldirektor von Federturismo, der 13 Tausend Unternehmen vertritt – darunter Hotels, Spas, Strände und Reisebüros – sicher. „Es ist noch zu früh, um von einer Krise zu sprechen“, sagt er, „vielmehr findet eine Umverteilung der Touristenströme statt.“
„Vor allem auch die Italiener entsaisonalisieren den Tourismus“, führt Barreca aus. Das sei ein Trend, der schon seit einiger Zeit anhält. Demzufolge verteilten sich die Besuchszahlen anders, weil einige ihre Reisen im Jahr anders verteilen. „Viele werden im September anreisen und wir erwarten nochmals einen Anstieg der Zahlen am Ende der Saison“, hofft Federturismo-Chef Barreca. Die niedrigen Besuchszahlen an den Stränden begründet er auch damit, dass Bergregionen wegen des so heißen Sommers 2025 stärker frequentiert werden. In den Alpen und im Appenin werden die Zahlen dieses Jahr wohl um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahressommer steigen. (fh)