Trächtiges Reh gerissen: Jäger appelliert an Hundebesitzer – „Jagdtrieb steckt in jedem Hund“

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Ein grausames Bild: Bei der Villa Rustica fand Peter Kraus ein gerissenes Reh. Offenbar hatte es ein Hund totgebissen. © Peter Kraus

Rehe leben derzeit gefährlich – nicht wegen des Wolfs, sondern wegen frei laufender Hunde. Zuletzt wurde eine hochträchtige Rehgeiß in Peiting gerissen.

Peiting – Als Peter Kraus vor wenigen Tagen frühmorgens durch das Jagdrevier bei der Villa Rustica in Peiting streifte, machte er eine grausame Entdeckung. Vor ihm im Gras lag ein lebloses Reh, totgebissen. Alles deutete darauf hin, dass es einem Hund zum Opfer gefallen ist. „Das sind Bilder, die will keiner sehen“, erzählt Kraus. Leider machen Jäger wie er solche Funde aber regelmäßig.

Im Schnitt seien es zwei gerissene Wildtiere im Jahr, die in den Revieren rund um Peiting gezählt werden. Und die Dunkelziffer der Hunderisse dürfte deutlich höher liegen. „Das sind nur die Tiere, die wir finden“, sagt Kraus, der die tatsächliche Zahl auf das Dreifache schätzt. Viele verletzte Tiere würden sich verziehen und unentdeckt ihren Wunden erliegen.

Trächtiges Reh in Peiting gerissen: Jäger appelliert an Hundebesitzer

Das zuletzt gefundene Tier zählt der Jäger als drei Opfer: Die Rehgeiß war hochträchtig, zwei Kitze hatte sie im Bauch. In etwa vier Wochen hätte sie ihre Jungen gesetzt.

Generell würden frei laufende Hunde nicht nur Rehe und Böcke gefährden – auch Kitze und der Nachwuchs anderer Wildtiere wie Feldhasen oder Bodenbrüter seien durch sie bedroht, erklärt Kraus. Insbesondere im Frühjahr, zur Brut- und Setzzeit, könnten stöbernde Hunde sehr großen Schaden anrichten. „Selbst wenn sie die Kleinen nicht beißen, sondern nur belecken, nehmen die Elterntiere unter Umständen ihren Nachwuchs nicht mehr an. Er muss dann qualvoll verenden“, macht der Jäger deutlich.

Das Problem kam zuletzt auch im Peitinger Gemeinderat auf. Bürgermeister Peter Ostenrieder nahm den Hunderiss an der Villa Rustica zum Anlass, um einen dringenden Appell an alle Hundebesitzer zu richten, ihre Vierbeiner anzuleinen und nicht frei laufen zu lassen. Gerade jetzt seien viele trächtige Rehe unterwegs, die einem jagenden Hund kaum entrinnen könnten. Reißt ein Hund ein Reh, könne dies ein unliebsames Nachspiel für den Besitzer haben, sagte der Bürgermeister. „Das gilt als Wilderei und ist eine Straftat.“ Zudem dürften Jäger einen wildernden Hund schießen.

Wiesen und Felder sind von April bis Oktober für Hunde tabu

Dem konnte Andreas Barnsteiner (BVP) nur beipflichten. Er selbst habe es aber aufgegeben, sich mit Hundehaltern anzulegen, die sich oft nicht einsichtig zeigten, sagte der Landwirt. „Ich sag‘ da nichts mehr, das ist zwecklos.“ Dabei gehe es für das Wild meist tödlich aus, wenn Hunde ihrem Jagdtrieb folgen. Barnsteiner nutzte die Gelegenheit, um daran zu erinnern, dass landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Felder während der Nutzzeit von April bis Oktober für Hunde tabu seien. „Das sollte jeder respektieren.“

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Auch Peter Kraus appelliere regelmäßig „an den gesunden Menschenverstand“ der Hundebesitzer, sagt er. „Ich gehe oft mit den Leuten ins Gespräch, aber das ist nicht immer einfach.“ Das Problem sei, dass sich viele schlichtweg nicht bewusst seien, welchen Schaden ihr Hund anrichten könne. „Der Jagdtrieb steckt aber in jedem Hund.“

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