Zoos: Überholte Tierknäste oder unverzichtbare Lernorte?

Im Beitrag „Es ist ein 'Tierknast': Warum wir keine Zoos brauchen“ rollt Kolumnist Andreas Jahn die aktuelle Debatte um Zoos neu auf. Nach der Tötung von zwölf Pavianen im Nürnberger Tiergarten stehen Tierwohl und Funktion von Zoos im Mittelpunkt – und die Frage, was Tierhaltung heute rechtfertigt. 

Kaum ein Thema spaltet Tierfreunde so sehr wie die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Zoos. Für die einen sind sie Orte der Grausamkeit, Relikte aus einer Zeit, in der Tiere zur Schau gestellt wurden – für andere wichtige Lern- und Schutzräume, ohne die viele Arten schon verschwunden wären. In unseren Leserkommentaren prallen diese Sichtweisen aufeinander: Von „Tierquälerei nicht zu überbieten“ bis „Ohne Zoo hätten viele Kinder noch weniger Naturerlebnis“.

Meinungsverteilung zur Zoo-Diskussion
Meinungsverteilung zur Zoo-Diskussion FOCUS online

Kritik am Zoo aus Tierwohl-Sicht: 'Tierquälerei nicht zu überbieten'

Mit 31 Prozent markieren die Beiträge, die Zoos als Tierquälerei und überholt ansehen, den stärksten Stimmenanteil. Das Einsperren wild lebender Tiere wird als nicht mehr zeitgemäß und moralisch problematisch bewertet. Besonders Dressurshows und Meerestierhaltung erfahren explizite Ablehnung, virtuelle oder dokumentarische Alternativen werden bevorzugt.

"Ganz früher bin ich mit den Kindern mal im Zoo gewesen. Dann nicht mehr. Ich kann im TV und Computer Filme sehen von allen Tieren der Welt. Ich mag sie nicht mehr eingesperrt betrachten. Ich möchte ja auch nicht eingesperrt werden."  Zum Originalkommentar

"Das kann man nur unterschreiben. Ich finde Zoos deprimierend. Ganz besonders schlimm sind Dressurshows wie solche mit Delphinen und Schwertwalen."  Zum Originalkommentar

"Natürlich brauchen wir keine Zoos. Tiere hinter Gitter zu halten, ist an Tierquälerei nicht zu überbieten."  Zum Originalkommentar

"Ich gehe grundsätzlich nicht in einen Zoo … aus Tierliebe."  Zum Originalkommentar

"Zoos sind Einrichtungen von gestern. Wilde Tiere sind nicht dazu da, gegen Eintrittsgeld ausgestellt zu werden. Wilde Tiere kann man in der freien Wildbahn betrachten oder in Dokumentationen von Tierfilmern."  Zum Originalkommentar

Zoos als Bildung und Erlebnis: 'Ohne Zoo hätten viele Kinder noch weniger Spaß'

Leser betonen den Wert von Zoos für Bildung und frühe Naturerfahrung, gerade für Kinder in einer zunehmend digitalen Welt. Der direkte Kontakt mit Tieren sei für Verständnis und Interesse an der Natur unverzichtbar und könne durch Filme oder Virtualität nicht gleichwertig ersetzt werden. 19 Prozent der Leserschaft denkt so. 

"Auch Zoos kann man hinterfragen, wie überhaupt den ganzen Artikel. Bisschen was stimmt, aber ohne Zoo hätten viele Kinder noch weniger Spaß. Und mal ein echtes Tier anstatt des Stofftieres zu sehen, schadet nicht."  Zum Originalkommentar

"Natürlich brauchen wir Zoos! Ist doch ein schönes Erlebnis, wenn man Tiere einmal "life" sehen kann, gerade für Kinder!"  Zum Originalkommentar

"Bei all den negativen Äusserungen der Kommentatoren vergessen sie vielleicht, woher deren Kinder wissen sollen, wie sie in „Natur“ aussehen. Die heutige Kinder können ja oft nicht eine Kuh vom Pferd unterscheiden, Hauptsache Handy daddeln!"  Zum Originalkommentar

"Zoos sind Einrichtungen von gestern. Wilde Tiere sind nicht dazu da, gegen Eintrittsgeld ausgestellt zu werden. Wilde Tiere kann man in der freien Wildbahn betrachten oder in Dokumentationen von Tierfilmern."  Zum Originalkommentar

"Es gibt genügend Tiere, die nicht in die Freiheit entlassen werden können. Sei es weil sie sich an Menschen gewöhnt haben oder die Tiere nie gelernt haben sich in der Wildnis selbstständig zu ernähren und wie sie sich verhalten sollen. Zu behaupten, Zoos seien ein Tierknast, ist sehr traurig."  Zum Originalkommentar

Zoos und Artenschutz: 'Den Tieren mehr natürlichen Lebensraum erhalten, das muss der Plan sein'

Ebenfalls 19 Prozent der Kommentare verweisen auf die Bedeutung von Zoos für den Artenschutz. Viele fordern jedoch eine stärkere Differenzierung – Zoohaltung solle auf jene Arten beschränkt werden, für die artgerechte Bedingungen machbar sind, und sich an Programmen zur Bestandssicherung und Forschung orientieren.

"Der letzte Satz war gut: 'ich habe eine Jahreskarte' Soso, echt nur wegen des Patenkinds? Natürlich ist es ein Erlebnis, eine Großkatze direkt vor sich zu sehen, aber vielleicht sollte man sich für die Zukunft überlegen, ob es nicht Sinn macht, nur noch Tiere in Zoos zu halten, denen man eine wirklich artgerechte Unterkunft bieten kann."  Zum Originalkommentar

"Viele Tierarten, müsste man nicht mehr halten, Z.B. Asiatischer Elefant und Löwe. Das ist das alte Bild von Zoos! Viele Tierarten, wären aber, für immer verschwunden, wenn es keine Zoos gäbe! Man sollte das bisschen differenziert betrachten."  Zum Originalkommentar

"In punkto Zoo hat sich viel getan, zum positiven. Wenn ich den Leipziger Zoo zu meiner Kinderzeit in den 1950/60 er Jahren mit dem meiner Kinder 1970/80 er Jahre sehe ist das kein Vergleich. Und zu heute nochmals verbessert. Andererseits könnte man auch den Wal-Tourismus, die Safaris verurteilen. Auch das greift in das Leben von Wildtieren ein."  Zum Originalkommentar

Verzicht aus Tierliebe: 'Ich gehe grundsätzlich nicht in einen Zoo ... aus Tierliebe!'

Einige Leser (13 Prozent) zeigen eine konsequente Ablehnung von Zoos aus persönlicher Überzeugung heraus. Aus Tierliebe verzichten sie vollständig auf Zoobesuche, lehnen auch Tiershows und Tierzirkusse ab und kritisieren die allgegenwärtige Darstellung von Tieren in den Medien.

"Ich gehe grundsätzlich nicht in einen Zoo … aus Tierliebe"  Zum Originalkommentar

"Kommt wie meistens auch sehr spät. Ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, in keinen Zoo und keinen Zirkus mit Tieren zu gehen. Und die Zumüllung mit Tiersendungen am Fernseher tue ich mir auch nicht an."  Zum Originalkommentar

Neubewertung von Zoos: 'Das ganze Konzept Zoo muss neu bedacht werden'

Manche Leser fordern eine grundlegende Überarbeitung des Zoo-Konzepts. Sie sprechen sich für eine Haltung mit klaren Kriterien für Tierwohl und Gehegestruktur aus und weisen darauf hin, dass Tiere, die nie Freiheit kannten, andere Bedürfnisse haben als Wildtiere.

"TMan ist in der Lage alles zu filmen und in digitaler Version als virtuelle Welt zu zeigen, gerne als "Zoo" und wenn mit Tieren dann mit denen wo man einen echte "artgerechte" Haltung bieten kann. Artgerecht heißt im übrigen nicht unbedingt Platz ohne Ende wie viele gerne glauben mögen."  Zum Originalkommentar

"Ich bin kein Freund von Zoos aber auf der anderen Seite ist es auch so das die Tiere die dort geboren wurden die das was wir Freiheit nennen nie kannten und somit nicht vermissen. Man sollte eher schauen was man zeigen kann und sinnvoll sein könnte. Viele Tiere brauchen eben nicht wie die meisten glauben den vielen Platz weil sie eben nicht den ganzen Tag auf Futtersuche sein müssen und sich vor anderen Fressfeinden verstecken müssen."  Zum Originalkommentar

"Wenn man von freilebenden Elefanten träumt, die frei durch die Savanne streifen, dann ist das eine Märchenwelt. Ständig auf der Suche nach Wasser und Futter, ständig in der Gefahr von irgendwelchen Trophäenjägern oder Wilderern abgeknallt zu werden, weil brutale Menschen einen Elefantenfuß als Barhocker brauchen oder Asiaten echtes Elfenbein."  Zum Originalkommentar

Sonstiges: 'Stellt euch vor, Außerirdische kämen ...'

Knapp 8 Prozent der Kommentare sind ironische, sarkastische oder ideologisch eingefärbt. Die Verfasser hinterfragen die gesamte Debatte polemisch oder machen sich über moralische Selbstverpflichtung und grüne Ideologie lustig.

"Stellt Euch vor Außerirdische kämen und würden uns bei sich zu Hause in Käfigen ausstellen. Ist weit hergeholt, aber fänden wir nicht so toll oder ?"  Zum Originalkommentar

"Wieder eine Idee aus der "Grünen" Ideologie!"  Zum Originalkommentar

Diskutieren Sie mit: Wie stehen Sie zu Zoos? Halten Sie sie für überholt oder erfüllen sie nach wie vor wichtige Aufgaben – und wie müsste ein zeitgemäßes Konzept aussehen? Schreiben Sie gerne einen Kommentar oder antworten Sie auf Kommentare unserer Leser. 

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