Industrieunternehmen baut im Rahmen einer Übernahme Stellen ab – auch in Rheinland-Pfalz

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Das Industrieunternehmen Deutsche Steinzug hat einen Investor gefunden, muss aber auch an allen Standorten Personal einsparen. Die Hälfte davon liegt in Rheinland-Pfalz.

Sinzig/Ötzingen - Dass ein Unternehmen mit der gleichen Personalstärke aus einer Insolvenz hervorgeht, mit der es die Maßnahme begonnen hat, ist eher die Ausnahme. Der Maschinenbauer Illig mit Sitz in Heilbronn hat inzwischen einen Investor gefunden und einen Neustart gewagt, zuvor musste aber ein Großteil der Belegschaft gehen. Auch beim Industrieunternehmen Deutsche Steinzeug, einem Hersteller von keramischen Erzeugnissen, ist die Rettung aus der Insolvenz mit einem Abbau von Personal verbunden. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung erklärt, sind davon alle vier Standorte betroffen, zwei davon befinden sich im Südwest-Bundesland Rheinland-Pfalz.

Die Deutsche Steinzeug, voller Name Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG, mit Sitz in Alfter-Witterschlick bei Bonn (Nordrhein-Westfalen) hatte Ende Februar beim Amtsgericht Bonn einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung angemeldet. Das Verfahren sollte einen Neustart ermöglichen, die Standorte erhalten und Arbeitsplätze sichern. In der Pressemitteilung vom 23. September erklärte das Unternehmen zwar den freien Weg für eine Übernahme durch die Meta Wolf AG, kommunizierte aber auch den Abbau von insgesamt 240 Arbeitsplätzen an den vier Standorten.

Deutsche Steinzeug baut an allen Standorten Stellen ab – auch in Sinzig und Ötzingen

Dass die traditionsreiche Deutsche Steinzeug im Februar überhaupt ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anmelden musste, liegt an der seit langem stark angespannten Lage in der Baubranche. Als Hersteller von keramischen Fliesen und Platten, auf diesem Markt tritt das Industrieunternehmen mit der Marke Agrob Buchtal auf, ist es unmittelbar von der Krise betroffen. Diese Flaute in der Bauindustrie sowie weitere Faktoren wie die Folgen der Corona-Pandemie und der verheerenden Flut im Ahrtal im Jahr 2021 sind laut Mitteilung auch die Gründe, warum durch die Übernahme nicht alle Arbeitsplätze gerettet werden können.

Name Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer Aktiengesellschaft
Gründung 1890
Sitz Alfter-Witterschlick, Nordrhein-Westfalen
Branche Keramikindustrie
Standorte in Rheinland-Pfalz Sinzig (Kreis Ahrweiler), Ötzingen (Westerwaldkreis)
Mitarbeiter 1.200
Umsatz 150 Millionen Euro (2023)

Die Deutsche Steinzeug unterhält in Deutschland vier Standorte, am Stammsitz in Witterschlick (Nordrhein-Westfalen), in Schwarzenfeld (Bayern) sowie in Sinzig und Ötzingen (beide Rheinland-Pfalz). Insgesamt sollen durch den Einstieg der Meta Wolf AG als strategischem Partner rund 730 Arbeitsplätze erhalten bleiben, während etwa 240 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Laut Mitteilung wurde die Belegschaft bereits informiert und die Mitarbeiter erhielten das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Dieses Angebot haben bereits 170 Angestellte angenommen. Auch Autozulieferer Michelin setzt bei der Schließung zweier Werke im Südwesten auf eine Transfergesellschaft.

An Standorten von Deutsche Steinzeug in Rheinland-Pfalz sollen insgesamt rund 100 Stellen wegfallen

In der Pressemitteilung erklärt die Deutsche Steinzeug, dass am Standort Sinzig, der seit 1870 besteht, noch 150 Arbeitsplätze und am Werk Ötzingen, seit 1964 Teil des Unternehmens, noch 80 Arbeitsplätze bestehen bleiben. Wie die Rhein-Zeitung berichtet, waren in Sinzig (Kreis Ahrweiler) zuvor 195 und in Ötzingen (Westerwaldkreis) 136 Mitarbeiter beschäftigt, sodass in den beiden Werken in Rheinland-Pfalz demnach insgesamt rund 100 Arbeitsplätze wegfallen. Die Maßnahme soll laut Mitteilung aber möglichst sozialverträglich erfolgen und den ausscheidenden Mitarbeitern die Möglichkeit zum Übergang in eine neue Anstellung oder in den Ruhestand ermöglichen.

Deutsche Steinzeug baut im Rahmen einer Übernahme auch in Sinzig und Ötzingen in Rheinland-Pfalz Stellen ab. © Wolkenkratzer/Wikipedia/CC BY-SA 4.0

„Wie versprochen haben wir diese Anpassung sozialverträglich und in sehr konstruktiven Gesprächen und bestem Einvernehmen mit dem Gesamtbetriebsrat gestaltet“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Dieter Schäfer in der Mitteilung. Der Einstieg der Meta Wolf AG, einem großen Baustoffhändler mit Sitz in Kranichfeld (Thüringen), soll bis Ende September abgeschlossen sein.

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