In der Walchenklamm: Großübung auf gefährlichem Terrain
Einsätze in der Walchenklamm haben es in sich: Das besondere Gelände erfordert die Expertise von verschiedenen Organisationen. Bei einer Großübung wurde genau das jetzt geprobt.
Lenggries – Versteckt und wunderschön liegt die Walchenklamm nahe dem Sylvensteinsee. Beliebt ist das schöne Fleckchen bei Kajak- und SUP-Fahrern. Doch die Klamm birgt auch Gefahren. Im Mai dieses Jahres wurde in dem Gelände ein 15-Jähriger vermisst. Nach intensiver Suche konnte der Jugendliche nur noch tot geborgen werden. Er wurde in einem aufgestauten Wasserbecken gefunden. Feuerwehr, Bergwacht, Wasserwacht und Polizei hatten für die Suche Hand in Hand gearbeitet. Nun kamen sie zu einer Großübung mit 40 Beteiligten in der Walchenklamm zusammen.
Sepp Bergmayr von der Lenggrieser Bergwacht war Gesamteinsatzleiter. Wie er berichtet, habe es für das Gelände der Walchenklamm bislang keine sogenannte Objektbeplanung gegeben. Diese dient dem Zweck, Einsätze zu beschleunigen. Denn die Rettungsleitstelle müsse je nach Einsatzart überlegen, welche Art von Hilfe benötigt wird. Dann werde beispielsweise zunächst die Feuerwehr aufgrund ihrer Ortsnähe alarmiert. Oft kommen dann entweder Berg- oder Wasserwacht dazu.
In der Walchenklamm sind aber aufgrund der schwierigen Topografie – steile Stellen und tiefes Wasser – mehrere Organisationen nötig. „Das Gelände ist kein reines Wassergebiet“, so Bergmayr. „Der Weg ist felsig, aber es gibt Unterspülungen.“ Das Wasser fließt teilweise mit hohen Geschwindigkeiten. Daher müssten alle Einheiten perfekt zusammenarbeiten. Daraus resultierte nun diese Übung.

Die Retter sahen sich mit folgendem Szenario konfrontiert: Eine Person war ins Wasser gefallen und hatte sich unter Wasser verklemmt. Beim Versuch, der ersten Person zu helfen, war die zweite ebenfalls ins Wasser gestürzt. „Es gab also zwei Opfer zu retten“, so Bergmayr. Dargestellt wurden die beiden Verunglückten von lebensgroßen Puppen.
Die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht, die Bergwacht mit Canyoninggruppe sowie die Alpine Einsatzgruppe der Polizei suchten gemeinsam nach den Verunglückten. Um die Kommunikation der beteiligten Organisationen zu erleichtern, gab es Hilfe von der LKLD-Gruppe der Bergwacht Penzberg. Die Abkürzung steht für Logistik, Kommunikation, Lagedarstellung und Dokumentation. „Sie entscheiden zum Beispiel, wann welche Maßnahme ergriffen werden muss und fliegen die Drohnen“, erläutert Bergmayr. Wie die Bergwacht Penzberg mitteilt, waren neun Helfer mit zwei Fahrzeugen vor Ort. Diese sind jeweils autark mit mobilen Arbeitsplätzen und großen Monitoren ausgerüstet. Damit werde vor allem bei großen Sucheinsätzen die Einsatzleitung unterstützt.
Die Einsatzkräfte im Uferbereich wurden schnell fündig und entdeckten die beiden Puppen. „Im Szenario war die Person, die sich unter Wasser befand, leider schon verstorben“, so Bergmayr. Die zweite „Person“ hatte sich in eine Höhle gerettet und war schwer verletzt. Ein Wasserwacht-Taucher mit Atemgerät barg die „Person“ aus dem Wasser, der Verletzte wurde von der Canyoninggruppe mithilfe eines speziellen Seilbahnsystems gerettet und von den Bergwacht-Notärzten versorgt.
Bei der Nachbesprechung zeigte sich Bergmayr mit der Übung zufrieden. „Es hat alles geklappt.“ Ziel sei es gewesen, die Zusammenarbeit zu optimieren. „Aber es wurden auch gewisse Schwächen aufgezeigt.“ Denn durch das Klammgebiet sei dort die Funkverbindung schlecht. „Daher sind die Übungen so wichtig, damit man Strategien entwickeln kann, wie man solche Situationen meistern kann“, sagt Bergmayr.

Auch wenn es glücklicherweise nicht häufig zu tragischen Unfällen kommt, so sind die Einsatzkräfte in der Klamm immer wieder gefordert. „In diesem Jahr hatten wir zwei Einsätze“, berichtet Bergmayr. Er versteht, dass die Stelle so beliebt ist. „Es ist ein tolles Gelände, wirklich beeindruckend.“ Teilweise sei es Badegelände. Dann gebe es dort auch Wanderer, die bei Bergtouren vorbeikommen, und Kajakfahrer. Von der Bundesstraße aus ist die Klamm in wenigen Gehminuten erreichbar. „Wir haben schon Einsätze gehabt, da ist jemand dort ausgerutscht, ins Wasser gefallen und hat sich den Fuß gebrochen.“
Zukünftig werden bei Einsätzen in der Walchenklamm Berg- und Wasserwacht gleichzeitig alarmiert. „Natürlich ist nicht jede Kleinigkeit planbar“, so der Einsatzleiter. „Aber wir können uns auf jede Situation einstellen.“
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