Lang zum Rücktritt als Grünen-Vorsitzende: „Habe wieder mehr Freude an meiner Arbeit“
Ricarda Lang war zweieinhalb Jahre Co-Vorsitzende der Grünen. In dieser Zeit lief nicht alles nach Plan. Den Rücktritt scheint sie verkraftet zu haben.
Berlin – Ricarda Lang scheint ihrem Posten als Parteivorsitzende bei den Grünen nicht nachzutrauern. „In der Summe ist der Eindruck, den viele haben, nicht falsch: dass es mir mit dem Rücktritt gut geht“, sagte die 30-Jährige im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Ich lache wieder mehr und habe wieder mehr Freude an meiner Arbeit“, erklärt Lang weiter. Im Amt habe sie sich oft schwergetan zu sich selbst zu finden. Das habe sich nun geändert. Den Verlust des Amtes nach ihrem Rückritt mache ihr entsprechend weniger zu schaffen als befürchtet. Sie beschreibt es mehr als eine Art „Phantomschmerz“.
Lieblingsfeind Markus Söder – Ricarda Lang kontert Kritik an den Grünen
Sowohl vor als auch nach ihrem Rücktritt als Grünen-Vorsitzende sahen sich Lang und ihre Partei mit massiven Anfeindungen aus dem konservativen und rechten Lager konfrontiert. „Der Robbi-Klub der Grünen ist verantwortlich für das wirtschaftliche Desaster“, polterte CSU-Chef Markus Söder zuletzt im Podcast Table Today von Table Media. Das zog immer spitzere Sprüche von Lang nach sich.
„Vielleicht hat Gott Markus Söder nur geschaffen, um Friedrich Merz mal sympathisch wirken zu lassen“, schrieb Lang in einem Beitrag vom 13. November auf dem Kurznachrichtendienst X. Und auch sonst scheint sie mit dem CSU-Chef auf Kriegsfuß zu stehen. In einem Interview mit der Wochenzeitung der Freitag sagte sie entsprechend: „Ich versuche nicht zu hassen. Doch wenn ich an Markus Söder denke, könnte ich in manche Schimpftiraden verfallen.“

Und auch sonst teilt die ehemalige Grünen-Chefin gerne gegen konservative Männer aus. So kritisierte sie die Äußerung des CDU-Generalsekretärs Carsten Linnemann, dass es in Deutschland „keine Leistungsbereitschaft“ mehr gebe. „Er sollte mal raus aus der CDU-Parteizentrale und sich mit einer Altenpflegerin, einem Busfahrer, einem Stahlarbeiter oder einer Handwerkerin unterhalten“, schrieb sie ebenfalls auf X. „Komplett abgehoben.“
Lang muss als Vorsitzende der Grünen schwere Wählerverluste hinnehmen
Doch Lang teilt in ihrer Laufbahn als Grünen-Co-Chefin neben ihrem ehemaligen Amtskollegen Omid Nouripour nicht nur aus, sondern muss auch herbe Rückschläge für ihre Partei hinnehmen. So verzeichneten die Grünen nach ihrem Antritt als Vorsitzende im Februar 2022 massive Verluste in der Wählergunst.
So liegen die Grünen mit durchschnittlich 12,6 Prozent aktuell auf dem vierten Platz in der Wählergunst. 2021 erreichte die Partei noch 14,7 Prozent bei der damaligen Bundestagswahl und bildete zusammen mit SPD und FDP die Ampel-Koalition.
Auch die verpatzten Landtagswahlen im Osten haben vor allem eines gezeigt: Die Grünen verlieren vor allem bei ihrer einstigen Kernzielgruppe – jungen Menschen. Laut Lang lag das in erster Linie daran, dass man in der Regierung die Hoffnungen vieler Menschen nicht erfüllt hat. „Da hatten viele junge Menschen das Gefühl ‚Und wo bleiben wir? Sieht man eigentlich, was wir geleistet haben, was wir entbehrt haben und kommt da von der Politik noch was?‘“, sagte sie vergangenen Juli in der Tagesschau.
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Lang zieht positive Bilanz über Zeit als Grünen-Vorsitzende
Als Vorsitzende sollen Lang und Nouripour aber grundsätzlich viel erreicht haben. „Wir konnten die Partei zusammenführen“, sagte sie im RND-Interview. Das sei aber auf Kosten „einer gewissen Klarheit der eigenen Position“ gegangen. Ob Politik den Charakter deformiere? „Überhaupt nicht“, versichert Lang. „Im Gegenteil, man lernt wahnsinnig viele Menschen und Lebensrealitäten kennen, die den Blick öffnen für die Welt da draußen.“ (nhi)