„Das geht gar nicht“: Stadt bringt Obdachlose bei Flüchtlingen unter
Im Reitstadion in Stuttgart werden neben Geflüchteten auch Obdachlose untergebracht – zum Ärger der Betreuungsträger.
Stuttgart - Wenn es kalt wird, wird es für wohnungslose Menschen gefährlich. Um sie zu schützen, fährt ab 0 Grad ein sogenannter Kältebus vom Deutschen Roten Kreuz durch Stuttgart. Die Rettungskräfte versorgen dann Hilfsbedürftige mit Decken und warmen Getränken oder bringen sie in Notunterkünfte.
Einer der zentralen Standorte für die Winternotübernachtung war seit Jahren ein Gebäude an der Hauptstätter Straße. Im Frühjahr kam es dort allerdings zu einem Schwelbrand, weshalb es unter anderem saniert wird. Die Stadt musste eine Alternative suchen und fand sie im Flüchtlingsdorf im Reitstadion. Neben Geflüchteten werden dort jetzt auch Obdachlose untergebracht.
Ein Versäumnis der Stadt Stuttgart?
In den Augen der Betreuungsträger eine nicht hinnehmbare Situation. „Ich bin fassungslos“, sagte Armin Biermann von der Caritas gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Er könne es nicht glauben, dass es der Stadt nicht gelungen ist, rechtzeitig eine alternative Immobilie zu finden. Dass jetzt auf die Geflüchtetenunterkunft zurückgegriffen werde, sei für ihn ein Unding: „Das geht gar nicht.“
Für ihn sei vor allem das Problem, dass unter den wohnungslosen Menschen auch Personen mit „auffälligem Verhalten und Suchtproblemen“ seien, die neben Flüchtlingsfamilien leben. Aktuell sind 145 Geflüchtete in der Unterkunft untergebracht, darunter 54 Kinder. Die Hilfe für Obdachlose wird von der Caritas und der Evangelische Gesellschaft (Eva) organisiert. Die Caritas ist derweil auch in der Flüchtlingsunterkunft tätig.
Der Vorstandsvorsitzende der Eva, Klaus Käpplinger, sieht den Fall ähnlich wie Biermann von der Caritas. Seiner Meinung nach sei seit dem Schwelbrand in der Hauptstätter Straße ausreichend Zeit gewesen, um die Sanierung abzuschließen. Er macht klar, es handle sich hierbei um ein Versäumnis der Stadt.

Bürgermeisterin Fezer: „Wir sind in der Lage, solche Situationen zu bewältigen“
Die Verantwortlichen der Stadt können die Aufregung allerdings nicht nachvollziehen. Jugendamtsleiterin Katrin Schulze bekundetet gegenüber der Stuttgarter Zeitung, sie sei froh, überhaupt die Plätze zu haben. Den Kinderschutz habe man im Blick und die Container seien durch einen Zaun getrennt. Außerdem sei das Personal sensibilisiert. Ihrer Ansicht nach sei der Start „ruhig und unproblematisch verlaufen“ und sie mache sich „nicht mehr so große Sorgen“.
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Die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer (FDP), erklärte, man habe lange nach Immobilien für die Winternotübernachtung für Wohnungslose gesucht, doch ein Eigentümer sei „kurzfristig abgesprungen.“ Dass Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinandertreffen, sieht sie weniger kritisch, das gehöre schließlich „zum täglichen Brot“. „Wir sind in der Lage, solche Situationen zu bewältigen“, zeigt sich Fezer hoffnungsvoll. Zuletzt berichtete unsere Redaktion über das Chaos in der Ausländerbehörde in Stuttgart.