Nur 518 Einwohner: Das ist die kleinste Stadt in Niedersachsen

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Mit nur 518 Einwohnern ist Schnackenburg die kleinste Stadt Niedersachsens. Das Bild zeigt die St.-Nicolai-Kirche. © IMAGO/Panthermedia/Pond5 Images

Schnackenburg ist nicht nur die östlichste, sondern auch die kleinste Stadt Niedersachsens. Nur 518 Einwohner leben dort. Trotzdem wird es ihnen nicht langweilig.

Schnackenburg – Wer an Städte in Niedersachsen denkt, dem fallen vermutlich zuerst Namen wie Hannover, Braunschweig oder Wolfsburg mit tausenden Einwohnern ein. Dass es allerdings eine Stadt gibt, in der tatsächlich nur 518 Menschen leben, dürfte wohl nur wenigen Insidern bekannt sein. Es handelt sich dabei um Schnackenburg im Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Kleinste Stadt Niedersachsens hat nur 518 – wieso ist Schnackenburg eine Stadt?

Schnackenburg ist nicht nur die kleinste Stadt und die östlichste Gemeinde Niedersachsens, im Ranking der kleinsten Städte Deutschlands liegt es mit seinen 518 Einwohnern auf dem 4. Platz. Doch wie kommt es, dass eine so kleine Gemeinde den Status einer Stadt innehat? Dazu lohnt sich ein Blick in die Geschichte von Schnackenburg.

Das sind die fünf kleinsten Städte Deutschlands

  1. Arnis: 273 Einwohner, Landkreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein
  2. Ummerstadt: 457 Einwohner, Landkreis Hildburghausen in Thüringen
  3. Neumark: 486 Einwohner, Landkreis Weimarer Land in Thüringen
  4. Schnackenburg: 518 Einwohner, Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen
  5. Ziegenrück: 646 Einwohner, Saale-Orla-Kreis in Thüringen

1218 wurde Schnackenburg erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort entstand bei der namensgebenden Schnackenburg an der Mündung des Aland in die Elbe, die von einem Niederadelgeschlecht bewohnt war. 1373 erhielt Schnackenburg Stadtrecht. Damals hatte die Stadt aufgrund ihrer Lage eine hohe Bedeutung. Schiffe an der Elbe mussten einen Zoll entrichten. Im 19. Jahrhundert wurden die Elbzölle aufgehoben.

24 Quadratkilometer und vier Stadtteile: Das ist Schnackenburg

Viele Jahre gehörte Schnackenburg zur Mark Brandenburg. Nach mehreren Grenzkriegen schließlich wurde die Stadt 1872 zum Amt Gartow und 1932 zum Kreis Dannenberg zugesprochen. Seit 1972 gehört Schnackenburg zur Samtgemeinde Gartow. Darin haben sich fünf Gemeinden zusammengeschlossen, um die Verwaltungsgeschäfte gemeinsam zu erledigen. Knapp 24 Quadratkilometer umfasst die Stadt heute. Zu Schnackenburg gehören vier Stadtteile:

  • Gummern
  • Holtorf
  • Kapern
  • Schnackenburg

Eine Erklärung dafür, weshalb Schnackenburg weiter als Stadt bezeichnet wird, liefert Paragraph 20 des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes. Darin heißt es: „Die Bezeichnung Stadt führen die Gemeinden, denen diese Bezeichnung nach bisherigem Recht zusteht.“ Auf Antrag könne das Innenministerium die Bezeichnung „Stadt“ solchen Gemeinden verleihen, die nach Einwohnerzahl, Siedlungsform und Wirtschaftsverhältnissen städtisches Gepräge tragen. Die Gemeinden können zudem die „Stadt“ als historische Bezeichnung weiterhin führen.

Grenze zur DDR: Schnackenburg in Niedersachsen hatte bis zur Wiedervereinigung eine wichtige Rolle

Bis zur Wiedervereinigung kam Schnackenburg eine wichtige Rolle zuteil. Die Stadt war von drei Seiten von der Grenze umgeben. Im Norden grenzt die Stadt an Brandenburg, im Süden und Osten an Sachsen-Anhalt.

Bis zur Wiedervereinigung war Schnackenburg an mehreren Seiten von der Mauer umgeben. Heute erinnert das Grenzland-Museum an die innerdeutsche Teilung.
Bis zur Wiedervereinigung war Schnackenburg an mehreren Seiten von der Mauer umgeben. Heute erinnert das Grenzland-Museum an die innerdeutsche Teilung. © IMAGO / imagebroker

In Schnackenburg war der erste westdeutsche Messpunkt für die Tauchtiefe der Elbe, die damals die innerdeutsche Grenze bildete. An diesem Punkt befand sich die Zollstation und der Schutzhafen für die Binnenschifffahrt. Bis heute wird der Pegelstand der Elbe hier abgelesen und handschriftlich notiert. Schiffe, die auf der Elbe im Transit- und Wechselverkehr unterwegs waren, mussten eine Kontrollstelle passieren. In Schnackenburg waren die Wasserschutzpolizei und der Zoll stationiert. Nach der Öffnung der Grenze wurde die Zollstation geschlossen.

Stadtfest und Schützenfest: Schnackenburg hat ein reges Vereinsleben

Mit der Wiedervereinigung wurde Schnackenburg wirtschaftlich bedeutungslos. Heute ist in der Stadt darum ruhiger geworden: Es gibt keinen Bäcker, keinen Metzger und keinen Supermarkt, nur ein Hotel und den alten Schutzhafen, der inzwischen von Sportbooten genutzt wird. Vorwiegend Radtouristen, die an der Elbe entlangfahren, finden den Weg in nach Schnackenburg.

Nach der Öffnung der Grenze ist es in Schnackenburg wie hier vor dem Pfarrhaus ruhiger geworden. Einen Supermarkt oder ein Restaurant sucht man in der kleinsten Stadt Niedersachsens vergebens.
Nach der Öffnung der Grenze ist es in Schnackenburg wie hier vor dem Pfarrhaus ruhiger geworden. Einen Supermarkt oder ein Restaurant sucht man in der kleinsten Stadt Niedersachsens vergebens. © IMAGO/McPHOTO/Uwe Gernhöfer

Dennoch gibt es in der Stadt neben einer schönen Landschaft etwas zu sehen. So zum Beispiel die St.-Nicolai-Kirche im Zentrum. Das Grenzland-Museum an die 45 Jahre andauernde Teilung Deutschlands und die Auswirkungen auf Schnackenburg. Zudem verfügt Schnackenburg über ein reges Vereinsleben. Jedes Jahr finden das Schützenfest und das Stadtfest statt. Und so wird es einem auch in der kleinsten Stadt Niedersachsens nicht langweilig. (vfi)

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