Mit diesen einfachen Regeln kriegen Eltern die Handysucht ihrer Kinder in den Griff
Handys haben Suchtpotenzial – für Kinder, aber auch für Erwachsene. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Eltern entgegenwirken.
Handys scheinen Kinder magisch anzuziehen. Unbedenklich sind die aber nicht, denn oft ersetzen Videos oder Handyspiele das aktive Spielen und die soziale Interaktion. Zudem fördern sie Bewegungsmangel. Aber auch die Handynutzung der Eltern kann Kindern schaden: So zeigt eine Studie, dass Kinder von handyaffinen Eltern eher zu Verhaltensproblemen neigen, darunter Hyperaktivität und emotionale Überempfindlichkeit. Wer die Handynutzung des Kindes einschränken möchte, sollte also auch seinen eigenen Medienkonsum hinterfragen. Hilfestellung kommt dabei von US-Forschern.
Bildschirmzeit von Kindern: Je älter, desto länger
Durchschnittlich dreieinhalb Stunden verbringen Kinder in Deutschland täglich am Handy, wie Untersuchungen zeigen. Je älter das Kind, desto länger die Bildschirmzeit. Gerade soziale Netzwerke wie TikTok, Instagram und YouTube laden zum Scrollen ein und bilden einen regelrechten Sog, aus dem Kinder nicht so einfach herauskommen. Daher überrascht auch das Ergebnis einer DAK-Analyse, dass sich die Zahl der handysüchtigen Kinder und Jugendlichen seit 2019 verdoppelt hat, nicht.
Und Kinder und Jugendliche sind damit nicht alleine: Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab, dass Menschen zwischen 16 und 29 Jahren täglich 182 Minuten am Handy verbringen. Unter den 30- bis 49-Jährigen waren es immerhin noch 158 Minuten. Und die Zahlen nehmen zu.
Wer vor den Kindern zum Handy greift, fördert hohe Bildschirmzeit
Viele Eltern machen sich entsprechend Gedanken, wie sie die Handynutzung ihrer Kinder beschränken können. Hilfe bekommen sie von Kinderarzt Jason Nagata und seinem Team der University of California. Die Forscher untersuchten, mit welchen Erziehungsmaßnahmen sich die Bildschirmzeit im Rahmen halten lässt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Journal „Pediatric Research“.
Die Empfehlungen basieren auf Umfragen von 10.048 Jugendlichen und ihren Eltern. Dabei ging es darum, wie lange die Jugendlichen pro Tag am Handy hängen, wie das ihre Stimmung beeinflusst und wie Eltern die Bildschirmzeit regulieren. Die Forscher interessierte vor allem, ob Handys in den Familien am Tisch und im Bett erlaubt sind und wie Eltern die eigenen Geräte nutzen. Dabei kamen sie zu dem Schluss: Greifen die Eltern in Gegenwart ihrer Kinder zum Handy, neigen diese eher zu problematischer, langer Handynutzung. Werden Handys auch am Tisch und im Bett genutzt, verstärkt das das Risiko ebenfalls.
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Diese Regeln können Eltern helfen
Ein Teil der Eltern begrenzte und überwachte die Handynutzung dagegen, was sich positiv auf die Bildschirmzeit der Kinder auswirkte: Sie verbrachten insgesamt weniger Zeit am Smartphone. „Diese Ergebnisse sind ermutigend, weil sie Eltern konkrete Strategien an die Hand geben“, heißt es von Nagata.
Konkret empfiehlt er Eltern:
- Nutzungsdauer des Handys beschränken
- Handys vom Tisch verbannen
- Im Bett nicht mehr am Smartphone daddeln
Handyzeit nicht als Belohnung oder Bestrafung einsetzen
Abzuraten ist außerdem davon, das Handy als Belohnung oder Bestrafung einzusetzen. Denn das gibt dem Smartphone einen zu hohen Stellenwert, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wird das Handy als Erziehungsmaßnahme genutzt, kann das den Medienkonsum sogar fördern, wie kanadische Forscher herausgefunden haben.
Jess Haines, Professorin und Autorin der Studie der University of Guelph, erklärt, warum: „Es ist vergleichbar damit, dass wir Süßes nicht als Belohnung verwenden sollten, weil wir dadurch deren Anziehungskraft weiter erhöhen“. Und: „Wenn man Essen als Belohnung gibt, mögen Kinder immer weniger Gemüse essen und stattdessen mehr Kuchen. Gleiches gilt für die Bildschirmzeit.“ Beim Handy ist es ähnlich: Werden Kinder mit zusätzlicher Bildschirmzeit belohnt, regt das die Belohnungsfunktion im Gehirn an und das Suchtpotenzial, das von den Geräten ohnehin ausgeht, wird noch verstärkt.